Rezension: Die Flüsse von London

by Alexandra Stiller
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Ben Aaronovitch - Die Flüsse von London
Um was es geht:

Ben Aaronovitch | Die Flüsse von London || Peter Grant arbeitet als Police Constable in London.Er steht kurz vor dem Abschluss seiner Ausbildung und wartet sehnlichst auf die Entscheidung seines Ausbildungleiters Inspektor Neblett, in welche spannende Abteilung der Met (Metropolitan Police London) er denn nun versetzt wird. Dementsprechend enttäuscht ist er dann darüber, nur einen langweiligen Schreibtischjob zu bekommen. Keine schnellen Verfolgungjagden, kniffelige Fälle…Als Peter und seine Kollegin Lesley eines Tages den Tatort eines schrecklichen Mordes bewachen, passiert merkwürdiges. Er trifft einen vermeintlichen Zeugen des Mordes, den er über das Gesehene befragt. Merkwürdig daran ist, dass dieser Zeuge Nicholas Wallpenny ein Geist ist. Grant glaubt, seinen Augen nicht zu trauen.

Seine vage Vermutung, dies alles eventuell doch nur geträumt zu haben, wird von Inspector Nightingale schnell zerstreut.  Denn wie sich herausstellt, ist Nightingale nicht nur Inspector, sondern auch Zauberer. Und eh sich Peter versieht, ist er dessen neuer Lehrling und steckt er mitten in einer 10-jährigen Magier-Ausbildung! Wer konnte auch ahnen, das die Met über eine eigene Magie-Abteilung verfügt? Gut, diese Abteilung besteht nur aus Nightingale und Peter, aber immerhin.

Verblüfft über seine plötzlich entdeckten magischen Fähigkeiten beginnt er, die Grundsätze der Magie zu lernen, nicht ohne für alles eine logische Erklärung zu finden – denn ein Logiker ist Peter nun mal. Woher kommt die Kraft der Magie und was richtet sie an ? Peter geht den Dingen mit moderner Technik auf die Spur.

An polizeilicher Arbeit mangelt es Peter nun wahrlich auch nicht, den es passiert ein grausamer Mord nach dem anderen in der Welt der Magie, die dringend aufgeklärt sein wollen. Und außerdem gilt es da noch einen beinahe eskalierenden Streit zwischen Mutter Themse und Vater Themse zu schlichten. Und nicht zuletzt hält auch Mutter Themse´s schöne Tochter Beverly ihn mächtig auf Trab…

“Ich, Peter Grant aus Kentish Town, schwöre, Ihrer Majestät der Königin und ihren Nachfolgern aufrichtig zu dienen; meinem Meister während der Dauer meiner Lehre gut und getreulich zu dienen; den Wächtern Gehorsam zu leisten und die Kleidung der Bruderschaft in Ehren zu halten; das Geheimnis besagter Bruderschaft ehrend zu bewahren und niemandem außerhalb besagter Bruderschaft zu enthüllen. Und ich schwöre feierlich, in all diesen Dingen aufrichtig und ehrlich zu sein und diesen Eid geheim zu halten. So helfe mir Gott, Ihre Majestät und die Macht des Universums, dieses Gelöbnis zu bewahren und zu erfüllen.”
Zitat Seite 96 / 97

Die magische Geschichte “Die Flüsse von London” spielt in der heutigen Zeit inmitten der Großstadt Londons mit zentralem Punkt “Convent Garden” und wird aus der Sicht des jungen Polizisten Peter Grant erzählt.

Die Schreibweise ist im Ganzen sehr angenehm zu lesen, nur manchmal kommt doch ein etwas zu langer Satzbau vor, was ich als sehr ablenkend empfinde. Die Geschichte sprüht nur so vor Ironie und schwarzem, bissigem Humor – “very british”,könnte man sagen. Es gibt viele amüsante Stellen, Schmunzler und Lacher sind auf jeden Fall garantiert.

Ben Aaronovitch hat seinen Protagonisten wahres Leben eingehaucht. Die Charaktere sind sehr facettenreich beschrieben, angefangen von der ruhigen, arbeitsbegeisterten Lesley, über Nightingale – ganz britischer Gentleman vom Scheitel bis zur Sohle – bis hin zu Peter selbst, der ironische, leicht flapsige und teils recht abgebrühte Zauberlehrling.

Peters Mutter ist Afrikanerin und sein Vater, ein ehemals berühmter Jazzmusiker- ist schon lange Zeiten dem Marihuana verfallen. Der Kontakt zu seinen Eltern ist zwar vorhanden, aber ein bisschen schämt sich Peter schon für die Sucht seines Vaters. So lässt er sich nicht so oft Zuhaue blicken und ist auch schon während seiner Ausbildung zum Polizisten mit seiner Kollegin Lesley zusammen gezogen. Für seine weitere Ausbildung zieht Peter dann allerdings zu Nightingale ins Folly, ein imposantes Gebäude und Ausbildungsstätte zur Zauberei. Die meisten Räume sind unbewohnt und stehen leer, aber es gibt da ja noch die geheimnisumwobene Molly – das “Mädchen für alles” im Folly. Ihr wahrer Charakter bleibt spannend und wird erst gegen Ende des Buches gelüftet.

Gut gelungen ist die bildliche Beschreibung der Gebäude, Straßen und Flussläufe Londons. Man kann quasi die dunklen Gassen vor seinem inneren Auge sehen, durch die Grant und Nightingale den Mörder jagen.

Die Ortswahl für diesen Urban Fantasie – Krimi finde ich persönlich einmalig, denn mit London verbindet man doch automatisch Geheimdienst, Gentleman a la James Bond und verregneten, nebelige Gassen. Eine perfekte Kulisse…

Die Magierausbildung selbst finde ich dagegen fast zu kurz beschrieben. Peter lernt zwar einiges an Grundbasis der Magie, aber das Ganze wird meist auf wissenschaftlicher Basis dargestellt (was natürlich auch sehr interessant ist) aber genau diesen Teil habe ich mir tatsächlich etwas “magischer” vorgestellt. Das hätte die Geschichte vielleicht noch etwas mehr lebhafter werden lassen.

Zu Beginn liest sich das Buch sehr leicht und schnell, da das Thema sehr interessant ist und Lust auf mehr macht. Aber gegen Mitte des Buches flacht es dann ab und wird etwas langatmig zu lesen. Es ist schwer zu beschrieben, an was es letzten Endes genau liegt, denn das Thema an sich bleibt weiterhin interessant, ebenso die Charaktere – aber die Spannung geht etwas verloren. Aber gegen Ende des Buches erholt sich dies wieder und es erwarten den Leser einige unerwartete Überraschungen und Wendungen. Das Thema “Flussgeister” ist teilweise etwas wirr beschrieben und man verliert leicht den Überblick. Ich denke, dass der Leser hierzu in der Fortsetzung mehr Aufklärung erhält.

Fazit:

Der Roman “Die Flüsse von London” ist ein gelungener Auftakt zu einer neuen Urban-Fantasy-Reihe mit viel britischem Flair. Skurril und unterhaltsam, bissig und ironisch, aber auch sehr interessant in der Thematik.
Eine kurze Flaute im Mittelteil konnte durch überraschende Wendungen zum Ende des Buches und durch des ironisch-amüsanten Schreibstil wieder wett gemacht werden.

© Alexandra Zylenas

Die Flüsse von London
Ben Aaronovitch | Übersetzung: Deutsch von Karlheinz Dürr
Urban Fantasy
dtv Verlag | ISBN: 978-3-423-21341-7
4 comments

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4 comments

Diane 26. Januar 2012 - 21:08

Hey,
ich hatte den gleichen Eindruck, dass das Buch gen Mitte etwas anstrengend wird. Ich habe es mit den vielen nicht ganz offensichtlichen Handlungen und Andeutungen erklärt, so weiß man manchmal doch gar nicht sofort, wieso die Figur dies oder jenes macht – oder ob sie überhaupt weiß, was sie tut.
Dennoch finde ich das Buch alles in allem sehr gelungen, stimme dir da zu ^^

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B_Jones 28. Januar 2012 - 21:46

Ja, der Mittelteil war etwas schwer, wobei es mich dann um so mehr gefreut hat, als die Geschichte wieder Fahrt aufgenommen hatte. Ich war von der Schreibweise so begeistert, dieses britisch-ironische hat mir schon gut gefallen. Bin wirklich sehr auf den 2.ten Teil gespannt.

Liebe Grüße
B_Jones

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Bookaddicted 12. Februar 2012 - 21:03

Hey, das Buch stand auf meiner WL und heute konnte ich es bei Tauschticket ergattern, freue mich schon sehr drauf! LG, Katharina

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Sabrina Lang 29. Dezember 2020 - 19:00

Danke für die echt umfassende Rezension. Ich werde mir das Buch im neuen Jahr auf jeden Fall mal in den Warenkorb pack.
Viele Grüße Sabrina

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