Rezension: Stuart Horten. Acht Münzen und eine magische Werkstatt | Lisa Evans

by Alexandra Stiller
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Ich muss weg, und es kann sein, dass ich nicht mehr zurückkehre. Wenn ich nicht wiederkomme, gehört meine Werkstatt und alles, was sich darin befindet, dir – wenn du sie finden kannst. Und wenn du sie findest, dann bist du auch der Richtige dafür.

Der 10jährige Stuart Horten kann es nicht fassen: Verkünden ihm doch seine Eltern, dass sie – ausgerechnet auch noch zu Ferienbeginn – umziehen werden. In die verschlafene Stadt Beeton soll es gehen, in der sein Vater aufgewachsen ist. “Wie soll man den bitte in den Ferien andere Kinder kennenlernen?”, fragt sich Stuart. Die lernt Stuart dann doch schneller kennen, als ihm lieb ist, denn im Nachbarhaus wohnen äußerst Neugierige und für seinen Geschmack auch äußerst aufdringliche Drillingsmädchen April, May & June Kingley, die Stuart auf Schritt und Tritt zu verfolgen scheinen.
Doch eines Tages stößt Stuart auf eine geheimnisvolle Nachricht seines Großonkels, die zusammen mit acht Threepenny-Münzen in einer alten Schatulle versteckt waren, und er stellt voller Überraschung fest, dass Onkel Kenny ein berühmter Magier war – bis er eines Tages plötzlich spurlos verschwand. Nun ist Stuarts Neugierde natürlich geweckt und er beginnt, die Spuren seines Onkels zurückzuverfolgen.
Mit überraschenden Ergebnissen!
Lissa Evans hat mit “Stuart Horten” ihr erstes Buch im Kinderbuch-Genre veröffentlicht und dies ist ihr mit Bravour gelungen. Dieses Erzählung ist so schön, so magisch, so fesselnd geschrieben, dass es mir die meiste Zeit ein Lächeln beim Lesen auf das Gesicht zauberte.
Der Schreibstil ist völlig Kind- und Altersgerecht, die Sätze kurz und immer sehr verständlich geschrieben. Zumindest einmal abgesehen von den durchaus gewollt-komplizierten Wortspielereien von Stuart’s Vater, einem begeisterten, wenn auch immer etwas geistesabwesenden Kreuzworträtsel-Autors. Aber zumeist werden diese Begriffe und Umschreibungen auch wieder innerhalb der nächsten ein oder zwei Sätze erklärt.
Aber gerade dies ist ein gutes Beispiel für die geradezu bezaubernd dargestellten Charaktere. Denn hier bekommt nicht nur der Protagonist Stuart Leben eingehaucht – nein, Lissa Evans hat sich die Zeit genommen, allen Persönlichkeiten dieser Erzählung eine Besonderheit, einen ganz individuellen Charakter zu geben. Neben dem leicht skurrilen Vater wären da zum Beispiel noch die Nachbars-Drillinge, die zum Schreien komisch sind in ihrer Art und ihrem Auftreten – neugierig, naseweis und neunmalklug, und wenn es darauf ankommt, auch sehr tapfer, mutig und hilfsbereit.
Oder zum Beispiel auch der etwas schusselige Magierlehrling, der im ersten Teil mehr nur eine Nebenrolle hat und trotzdem durch sein Auftreten dem Leser im Gedächtnis bleibt. Und natürlich Stuart selbst, der so liebevoll dargestellt ist, dass man ihn am liebsten knuddeln möchte 🙂
Ein Junge, der für sein Alter um einiges zu klein ist und mit diesem Grössendefizit auch kämpfen muss – der sich aber deswegen nicht unterkriegen lässt und tapfer “seinen Mann” steht. Denn auf die Körpergrösse kommt es nicht immer an, dass beweist der kleine Stuart allen. Die Geschichte wird aus seiner Sicht erzählt und so darf der Leser ausgiebig an seinen Gedanken teilhaben, was ebenfalls immer wieder eine Freude ist, denn Stuart hat eine leicht ironische Art an sich, die einen immer wieder schmunzeln lässt. Stuarts Sommerferien entwickeln sich ganz unverhofft zu seinem größten Abenteuer – und was das Tollste ist: dieses Abenteuer steckt voller bezaubernder Magie. Und diese Magie geht direkt auf den Leser über. Man fiebert regelrecht mit dem kleinen Stuart mit und lässt sich nur allzu bereitwillig von dem tollen Abenteuer gefangen nehmen. Man möchte die ganze Zeit mitraten, mitsuchen, mithelfen – um endlich das Rätsel zu lösen und die magische Werkstatt zu finden.
Lissa Evans Kinderbuchdebüt “Stuart Horten” hat mich von den ersten Seiten an völlig in seinen Bann gezogen und ich habe diese Erzählung regelrecht verschlungen. So wunderschön magisch und auch so spannend, dass ich es nicht aus der Hand legen konnte. Das Buch ist absolut kindgerecht und eine tolle Bereicherung für Kids, die sich gerne von der Magie verzaubern lassen und Lust auf ein tolles Abenteuer haben. Denn hier darf eifrig mitgerätselt und mitgefiebert werden. Und ich muss sagen, dies ist definitiv ein Kinderbuch, dass auch Erwachsenen immer wieder ein Lächeln aufs Gesicht zaubern wird.
Auch ich freue mich nun sehr auf die Fortsetzung, die im Frühjahr 2013 erscheinen wird. Das Abenteuer um Stuart Horten und die magische Werkstatt geht weiter!

© Rezension: Alexandra

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