Rezension | Uschi Obermaier. Expect nothing!

by Alexandra Stiller
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Uschi Obermaiers persönlicher Weg zu dauerhafter Freude und Kreativität

Ein kleiner Einblick in den Klappentext:

Wie kaum eine andere Frau spiegelt das erste international erfolgreiche deutsche Top-Model Uschi Obermaier das Lebensgefühl und die Ideale der 68er-Generation. Bis heute steht sie für einen individuellen und befreiten Lebensentwurf, mit dem sie eine erstarrte Gesellschaft aufrüttelte. Nach einer Zeit des Glamours und spannender Reisen auf den Hippie-Trails dieser Welt kam der Zusammenbruch. Wie sie es schaffte, fast mittellos und allein ihr Leben neu zu gestalten, davon berichtet sie in diesem Buch. Expect nothing ist die zugleich abgeklärte, aber auch humorvoll- ironische Kurzformel, mit der sie ihre Lebensphilosophie zusammenfasst und die ihr bis heute eine inspirierende Ausstrahlung und viel Hunger nach Leben verleiht.


“Ich wollte alles von dieser Welt. Ich wollte alles durchmachen und ich wollte im Hier und Jetzt leben.”
Uschi Obermaier

Meine Gedanken zu dem Buch:

Wer kennt sie nicht, das erfolgreiche Hippie-Girl und ehemalige deutsche Topmodel Uschi Obermaier? Ihr Name wird auch heute noch verbunden mit Unabhängigkeit, Freiheit, Hippiezeit, Rebellion, Kommune und natürlich Leidenschaft mit all seinen Facetten. In ihrer ersten Biografie berichtete sie ausgiebig über ihr Leben in der Kommune. Dies sollte in “Expect nothing” daher auch kein Thema werden. In diesem Buch blickt Sie allgemein auf ihr Leben zurück, erklärt uns ihre ganz eigene Lebensphilosophie und sie gewährt uns auch einen Einblick in ihr heutiges Leben. Denn nachdem ihr Mann Bockhorn bei einem Motorradunfall ums Leben kam, fiel Uschi erst einmal tief und und konnte kein Netz unter sich finden, dass sie auffing. Sie erlebte immer ein freies und unabhängiges Leben, aber die Jahre, in denen Sie mit Bockhorn in ihrem umgebauten Bus durch die Welt reiste, prägten sie doch und nach seinem plötzlichen Tod stand sie alleine in den USA. Und dann fand sie doch ihr persönliches Auffangnetz – Freunde! Über all die Jahre und all den vielen Reisen hat sie viele wahre Freunde gefunden, die nun auch für sie da waren. Sie behielt den Bus noch eine ganze Weile und kam später bei Freunden unter, die ihr die Möglichkeit boten, sich neu zu finden, indem sie sich kreativ “austoben” konnte. Eine weise Entscheidung, denn heute besitzt Uschi Obermaier ihre eigenes Schmucklabel. Und sie lernte, in einem fremden Land komplett auf eigenen Füßen zu stehen. Heute lebt sie in ihrem eigenen Haus in den Topanga Canyon bei Los Angeles.

Das Buch wird zum einen Teil als eine Art interview mit der Co-Autorin Anna Cavelilus geführt und Uschi erzählt von ihrem Leben in LA, von ihren Freunden, von den Tieren um ihr Haus herum! die mittlerweile eine große Rolle in ihrem Leben spielen, denn sie findet mit ihnen oder durch sie ihre Ruhe und Entspannung. Sie beobachtet und filmt und lebt im Einklang mit der Natur um sie herum. Unabhängigkeit und Freiheit sind ihr immer noch sehr wichtig und so lebt sie alleine und gönnt es sich weiterhin, sich auf Beziehungen einzulassen. Doch das allerwichtigste sind und bleiben ihr ihre Freunde.

Uschi erzählt offen von ihren Gefühlen und Emotionen und gewährt uns einen Einblick in ihre Gedanken, was sie fühlt, was sie hasst, was sie liebt. Immer wieder schwelgt sie in Erinnerungen, blickt zurück in ihre Kind-und Jugendzeit und berichtet über ihr Verhältnis zu ihren Eltern. Wir erfahren, wie es dazu kam, dass sie sich von Keith Richards trennte und statt dessen mit Dieter Bockhorn sechs Jahre durch die Welt reiste. Ihr war es auch wichtig, Bockhorn in ein rechtes Licht zu rücken.Auch Reiner Langhans, Mick Jagger und Jimi Hendrix spielten in ihrem turbulenten Leben eine Rolle, aber Uschi konzentrierte sich in diesem Buch mehr auf ihr Leben mit Bockhorn und vor allem auf ihr eigenes Leben, ihre eigene Persönlichkeit. Einige Fotografien und Briefe aus Uschis Leben runden das Geschriebene perfekt ab und lassen die Biografie lebendiger erscheinen. Durch das Hin- und Herswitchen zwischen Erzählungen aus der Vergangenheit und den Interviewpassagen aus der Gegenwart kommt auch zu keiner Zeit Leselangeweile auf. Die Rückblicke sind kurz und informativ und erscheinen nie langatmig. Uschi wiederholt sich des Öfteren gerne mal, aber ich persönlich habe dies nicht als negativ empfinden können, den mir kam es vor, dass sie dies ganz bewusst tat, um die Dinge zu verinnerlichen, ihr persönlich Wichtiges auch wirklich dem Leser nahezubringen. Expect nothing, diese Worte fand Uschi auf einem Balken geschrieben in ihrem Haus, dass sie kaufte und in dem sie heute lebt und sesshaft wurde. Diese Worte begleiten seither ihr Leben.


Expect nothing – “Erwarte nichts”.
Dieser Satz handelt von nichts anderem als vom Hinfallen und Immer-wieder-Aufstehen, vom Finden meines Selbst und dem Wunsch, nicht nur mir selbst, sondern auch anderen Inspirationsquelle und Glücksbringerin zu sein.”

Kurz & gut – mein persönliches Fazit

Uschi -Ursula- Obermaier ist 1946 geboren und geht mit großen Schritten auf die 70 zu – aber dieses Alter ist nur eine Zahl. Uschi sieht so viel jünger aus und sie strahlt so viel positive Lebensenergie aus, dass man schlicht und einfach nur den Hut vor ihr ziehen kann. Eine unglaubliche Frau, eine unbezähmbare Frau mit einem turbulenten Leben. Die einen lieben ihren Lebenswandel, ihre Rebellion, ihren Drang nach Freiheit und Unabhängigkeit und bewunderten sie dafür, dass sie ihre Träume auslebte (was sie sich selbst nicht trauten). Andere wiederum verurteilen sie, wie sie ihr Leben in den 68ern lebte. Sie sahen in ihr den personifizierten Untergang der Zivilisation. Aber warum? Hat nicht jeder das Recht, sein Leben so zu Leben, wie er|sie möchte? In der heutigen Zeit ist vieles “normal” geworden, für das Uschi früher mehr oder weniger verurteilt wurde. Sie lebte ihre Jugend in einer Zeit des Aufstands und der Rebellion und sie lebte dieses Leben öffentlich. Und doch setzte sie sich selbst immer ihre äußersten Grenzen, die sie nie überschritt. Sie wollte ihr Leben ohne Zwänge genießen, wollte tun und lassen, was ihr in den Sinn kam und wann immer dies möglich war, tat sie es auch. Dabei war ihr Leben wahrlich nicht nur “zuckerschlecken”. Sie erlebte vielen Höhen und Tiefen – aber sie fand immer einen Weg, damit umzugehen. Sei stark, sei begeisterungsfähig, sei elektrisiert, trau dich was, trau dir selbst was zu und vor allem: Glaub an dich selbst!

Uschi Obermaier ist in meinen Augen eine starke Persönlichkeit, die ich sehr gern einmal persönlich getroffen hätte. Leider habe ich meine Chance auf der letztjährigen FBM verpasst, aber ich hoffe, noch mehr von ihr zu hören, bzw zu lesen. Ich würde mich sehr freuen, mehr Reiseberichte von ihr zu lesen. Sechs Jahre in einem Hippie-Bus durch Asien und USA, das klingt schon unglaublich aufregend und lebensprägend, oder?


“Her road is littered with guys who tried to tame her. They tried to tame something that’s untameable. She’s the best bad girl I know.” – Keith Richards

© Rezension: 2014, Alexandra Zylenas


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