IM GESPRÄCH MIT AUTORIN KATRIN RODEIT

by Alexandra Stiller
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© by Alexandra Sinz
 
Liebe Katrin zuerst natürlich einmal herzlich Willkommen und vielen Dank für Deinen Besuch im BücherKaffee und dass Du Dir Zeit nimmst, unsere Fragen zu beantworten.
Das mache ich doch gern! Ich danke Dir, dass Du Dir Zeit für mich und meine Bücher nimmst.
Für all unsere Leser, die dich noch nicht kennen – Würdest du dich zunächst erst einmal kurz vorstellen?
Mein Name ist Katrin Rodeit, ich bin Jahrgang 1977 und in Ulm geboren und aufgewachsen. Nach dem Abitur habe ich BWL studiert und dann in Leasinggesellschaften im Vertrieb gearbeitet. Unter anderem als Spezialistin für Baumaschinen und LKWs. In meiner Jugend war ich lange Zeit eine recht passable Leistungsschwimmerin im örtlichen Schwimmverein. Mittlerweile ist es ein wenig ruhiger geworden. Na ja, eigentlich nicht 😉 Die Aufgaben sind andere. Ich habe zwei Kinder im Schul- bzw. Kindergartenalter und lebe mit meiner Familie in der Nähe von Ulm, am Rande der Schwäbischen Alb. Meine freie Zeit widme ich mittlerweile ausschließlich dem Schreiben.
 
Was gefällt dir an deinem Beruf als Schriftstellerin besonders und wo liegen die Schattenseiten?
Was mir gefällt ist das Eintauchen in andere Welten. Das Erfinden von Geschichten und Charakteren, das Erzählen. Das Schönste ist natürlich, wenn man tolle Rückmeldungen von Lesern bekommt.
Eine der dunklen Seiten der Medaille ist sicher, dass es ein einsamer Job ist. Tagein, tagaus am Computer zu sitzen und wenig Ansprache zu haben, ist schwierig. Natürlich tauscht man sich mit Kollegen aus, aber die plagen ja die gleichen Probleme. Dann gibt es da die ewigen Zweifel, ob man es richtig macht, ob die Geschichte die Leser berührt und ob sie ankommt. Und, was ich kürzlich erst erfahren musste und mir bisher nicht bekannt war, Kollegenneid. Keine schöne Sache, weil wir ja eigentlich alle im gleichen Boot sitzen, und völlig unnötig, überflüssig und verletzend.
Wenn ich das jetzt nochmal durchlese, frage ich mich, warum ich mir das überhaupt antue. Die Antwort ist einfach: Weil ich nichts anderes machen möchte, weil es mein Leben ist, weil es eine Sucht ist
Was würdest du all jenen empfehlen, die vor haben, Schriftsteller(in) zu werden? Welche Eigenschaften muss ein Schriftsteller alles mitbringen?
Meine Empfehlung? Schreiben, schreiben, schreiben! Und wenn man fertig ist, weiterschreiben!
Was man braucht? Geduld, Durchhaltevermögen, Biss, den Willen, an sich zu arbeiten und eine Prise Glück (Und wieder frage ich mich, warum eigentlich? Und könnte lachend vom Stuhl fallen, dass ich so verrückt bin!)
Wie sieht dein ganz normaler Schreiballtag aus? Hast du bestimmte Rituale? Wie, wo und wann schreibst du am liebsten?
Mein Schreiballtag beginnt, wenn meine Kinder aus dem Haus sind und endet, wenn sie wieder zurückkommen und ein warmes Essen haben möchten. Noch sind sie ja klein und kommen recht früh nach Hause, so dass ich täglich höchstens zwei Stunden habe. Haushalt und Einkauf gibt es ja auch noch. Und da ich eine leidenschaftliche Köchin bin, wird natürlich alles frisch zubereitet. Das erfordert Zeit und somit muss alles durchorganisiert sein. Den Luxus, zu warten bis die Muse mich küsst, habe ich leider nicht. Rituale habe ich keine. Ich schreibe überall, wo es geht, hauptsächlich aber in meinem kleinen Büro, das ich mir kürzlich eingerichtet habe. Das Einzige, was ich zum Schreiben brauche, ist absolute Ruhe. Radio oder gar Fernsehen stören mich einfach nur.
© by Gmeiner Verlag / © by Alexandra Sinz
 
Die Jule-Flemming Reihe fällt unter das Genre der Krimis. Aber was liest du eigentlich privat am liebsten? Hast du evtl. einen Buchtipp für uns? Welches Buch hat dich so nachhaltig beeindruckt, dass man es unbedingt mal gelesen haben sollte?
Privat findet man bei mir eigentlich fast alles im Bücherschrank. Wobei ich am liebsten Krimis und Thriller lese. Gefolgt von Liebesgeschichten. Da mein Taschentüchervorrat aber nur eine begrenzte Menge verkraftet, kann ich die nur wohldosiert lesen. Historische Romane etwas weniger, Fantasy so gut wie gar nicht.
Buchtipps habe ich sogar zwei für Euch. Zum einen „Die Brücken am Fluss” von Robert James Waller. Das ist ein Liebesroman, der eine eigentlich banale Geschichte erzählt. Allerdings so berührend, dass ich ihn immer wieder lese und jedes Mal wieder ein Päckchen Taschentücher brauche. Mindestens genauso sehenswert ist übrigens der Film mit Meryl Streep und Clint Eastwood.
Mein zweiter Tipp ist „Töchter des Schweigens” von Elia Barceló. Eigentlich ein Krimi, zumindest taucht ganz am Anfang eine Leiche auf und bis zum Schluss ist unklar, wer der Täter ist. Auf der Suche nach dem Mörder geht es aber auch um die Aufarbeitung eines Geschehnisses, das über 30 Jahre zurückliegt und das Leben von sieben Freundinnen bis heute nachhaltig beeinflusst. Insgesamt ein nachdenklich stimmendes Buch. Über Wünsche und Träume junger Mädchen, und wie ein einziges Ereignis es schafft, diese zu verändern oder gar zu zerstören. 7 Einzelschicksale zusammengepackt in einem spannenden Roman. Absolut lesenswert.
Würdest du dich als Schriftstellerin auch gern mal in einem anderen Genre als den Krimis ausprobieren? Wenn ja, welches Genre wäre das?
Ja!!! Unbedingt! Verrate ich jetzt zu viel, wenn ich erzähle, dass ich da im Moment an etwas arbeite …? Ein Liebesroman würde mich sehr reizen! Das allerdings vermutlich dann unter Pseudonym.
Mir schwirrt aber auch noch eine Idee für einen Abenteuerroman vor. Allerdings darf man in diesem Jahr auch mit einem weiteren Krimi von mir rechnen, der mit Jule Flemming nichts zu tun hat.
Hast du eigentlich ein literarisches Vorbild? Kannst du dir vorstellen, mit einem anderen Autor / Autorin mal ein Buch zu schreiben? Wenn ja, wer wäre das?
Literarische Vorbilder habe ich viele und keine. Natürlich gab es schon früher Bücher, bei denen ich dachte „so wie XY möchte ich schreiben können!”. Viele sogar. Aber natürlich ist es auch so, dass jeder Schriftsteller seinen eigenen Weg sucht und sich ein Alleinstellungsmerkmal schaffen möchte.
Ob ich mit anderen Autoren schreiben könnte? Ich glaube, das wäre sehr spannend. Und käme sicher auf einen Versuch an 😉 Generell bin ich eher der Einzelkämpfer. Aber ich würde es gern versuchen, wenn die Rahmenbedingungen und Kollegin oder Kollege passen.
Deine Jule Flemming Krimis spielen in Ulm. Was fasziniert dich an Ulm? Warum hast du die Stadt als Handlungsort für die Reihe gewählt? Hast du ein Must-See in Ulm, d.h. so einen kleinen Insider-Geheimtipp?
Ulm habe ich aus dem Grund gewählt, weil ich hier aufgewachsen bin. Und man schreibt natürlich am besten über Orte, die man selbst kennt, weil man sie nur so authentisch darstellen kann.
Geheimtipps? Da habe ich etwas für Euch! Wir haben eine zauberhafte Altstadt mit einem „Schiefen Haus” an der wunderschönen Blau, einem kleinen Flüsschen, das im Blautopf in Blaubeuren entspringt (auch sehenswert, vor allem im Sommer!). Und dann natürlich, aber das ist kein Geheimtipp, gibt es in Ulm den höchsten Kirchturm der Welt. Weitere Tipps, zum Beispiel schöne Restaurants oder Bars, gibt es zuhauf in meinen Büchern.
 
Wie hast du für die Reihe eigentlich recherchiert, insbesondere die Details über die Polizei- und Detektivarbeit und die Informationen über das Abhören des Polizeifunks?
Am ehesten hilft da natürlich, einfach ganz frech nachzufragen. Meistens trifft man auf Menschen, die gern helfen. Was das Abhören des Polizeifunks anbelangt, habe ich, wie im Nachwort erklärt, die Zeit ein bisschen zurückgedreht. Da hatte ich aber Hilfe von einem Kollegen, der für die Behörden arbeitet.
Wie viel Katrin steckt eigentlich in Jule? Welche Charaktereigenschaft bewunderst du an Jule und welche magst du gar nicht?
Eine sehr interessante Frage .Viel und nichts trifft es da wohl am besten. Was unsere Biografie betrifft, haben wir zum Glück keine Gemeinsamkeiten. Ansonsten teilen wir die Liebe, oder soll ich sagen die Sucht?, zum Koffein. Und dann ist Jule natürlich das, was ich gern wäre, mich aber nicht traue. Schlagfertig, unabhängig, sie macht kompromisslos ihr eigenes Ding und sagt, was sie denkt. Dazu bin ich oft zu feige.
Wie auf deiner Homepage nachzulesen ist, erscheint der 4. Band der Jule-Flemming Reihe im Oktober und soll ein Weihnachtskrimi werden. Kannst du unseren Lesern vielleicht schon einen kleinen Vorgeschmack auf die Fortsetzung geben und ein paar Details ausplaudern? 
Aber klar, das mache ich gern! Der Erscheinungstermin für den Krimi ist tatsächlich der 5. Oktober 2016 und er wird im vorweihnachtlichen Ulm spielen. Aber nicht nur dort, auch am Bodensee und auf der Schwäbischen Alb in Wiesensteig. Der Klappentext könnte ungefähr so lauten:
„Sie ist tot. Aber ich habe sie gesehen. Hier in Ulm auf dem Weihnachtsmarkt.” Tobias Kohler ist auf der Suche nach seiner Frau. Sie ist bei einem Tauchunfall ums Leben gekommen, aber er schwört Stein und Bein, dass er sie in Ulm auf dem Weihnachtsmarkt gesehen hat. Niemand möchte ihm helfen, denn er hat sie schon zu oft irgendwo gesehen … Gelingt es Jule Flemming, dem verzweifelten Mann zu helfen? Oder steckt noch viel mehr dahinter?
Ich hoffe, das klingt spannend für Euch!
Wird der 4. Band auch gleichzeitig der letzte Band der Reihe sein oder geht es mit Jule noch weiter?
Sehr schwierige Frage! Als ich Jule geschaffen habe, stand für mich gleichzeitig das Ende der Serie fest. Ich persönlich finde nämlich nichts schlimmer, als wenn eine Figur in einer Serie totgeritten wird und keine persönliche Entwicklung durchmacht. Das sollte meiner Jule nicht passieren. Am Ende der Serie sollte sie sich ihrer größten Herausforderung stellen müssen. Und das hat sie im 4. Band noch nicht getan. Allerdings ist es auch so, dass ich das nicht allein zu entscheiden habe. Ich weiß nicht, was die Zukunft bringt. Aber Jule und ich, das ist eine besondere Freundschaft. Und irgendwie wird es weitergehen 😉
Hast du andere / weitere Projekte geplant? Wo und wann kann man dich das nächste Mal treffen – Leipziger Buchmesse? Lesungen? o.ä. Du darfst gern aus dem Nähkästchen plaudern.
Geplant habe ich einiges. Im Oktober erscheint ja der 4. Jule-Krimi. Allerdings ist das, wie gesagt, nicht der einzige Krimi, der in diesem Jahr von mir erscheinen wird. Ich starte eine neue Krimi-Reihe. Dabei geht es um einen spannenden Entführungsfall, der ungeahnte Dimensionen hat. Dazu wird es noch etwas Aufregendes für die Leser geben, mehr möchte ich im Moment aber noch nicht verraten. Lasst Euch überraschen, es wird ungewöhnlich! Tja, und dann gibt es da ja noch den Liebesroman. Unter Pseudonym …? Ich sage mal so, es wird nicht nur bei Jule bleiben 😉
Die Leipziger Buchmesse wird leider zum ersten Mal seit vielen Jahren ohne mich stattfinden. Aber auf der Frankfurter Buchmesse trefft ihr mich auf jeden Fall! Und ich beantworte natürlich auch jede Mail oder FB-Anfrage von Lesern. Falls ihr bei Lesungen vorbeischauen wollt, freue ich mich auch! Die sind übrigens ein besonderes Highlight, weil ich nicht allein, sondern mit den Musikern „echt klang” unterwegs bin. Termine gibt es auf meiner Homepage.
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