Rezension: Infernale | Sophie Jordan

by Marcus Kufner
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“Von klein auf hörte ich Wörter wie begabt. Überdurchschnittlich. Begnadet. Ich hatte all diese Wünsche, wollte etwas werden. Jemand.
Niemand sagte: Das geht nicht.
Niemand sagte: Mörderin”

 

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Als Davy in einem DNA-Test positiv auf das Mördergen Homicidal Tendency Syndrome (HTS) getestet wird, bricht ihre heile Welt zusammen. Sie muss die Schule wechseln, ihre Beziehung scheitert, ihre Freunde fürchten sich vor ihr und ihre Eltern meiden sie. Aber sie kann nicht glauben, dass sie imstande sein soll, einen Menschen zu töten. Doch Verrat und Verstoß zwingen Davy zum Äußersten. Wird sie das werden, für das alle Welt sie hält und vor dem sie sich am meisten fürchtet – eine Mörderin? [© Text und Bild: Loewe Verlag]

 

 

 

Nach der FIRELIGHT Trilogie startet Sophie Jordan mit INFERNALE eine auf zwei Bände ausgelegte Dystopie-Reihe. Und das mit einer sehr spannenden Grundidee: nachdem die Kriminalität und auch die Mordrate in den USA stark ansteigen, entdecken Wissenschaftler in einer nicht sehr fernen Zukunft ein sogenanntes „Mördergen”. Jeder, dem dieses Gen innewohnt, wird als potenziell gewalttätig eingestuft. Eine neue Behörde wird gegründet, die die Situation und die Betroffenen kontrollieren soll. Flächendeckend werden die Bewohner getestet und die, bei denen das Gen gefunden wird, werden registriert.

Niemand hätte es für möglich gehalten, dass die hochbegabte Musterschülerin Davy positiv getestet werden würde. Gerade noch auf einer vornehmen Schule mit Aussicht auf eine Eliteuni, mit einem Freund, um den sie alle Mädels beneiden und einem großen Freundeskreis, wird ihr förmlich der Boden unter den Füßen weggezogen. Die Beziehung zerbricht, ihre Freunde wollen nichts mehr mit ihr zu tun haben, ihre Eltern kommen mit der Situation kaum zurecht und sie muss die Schule wechseln. Sie wird für den Unterricht mit anderen Trägern des Gens den Tag über zusammengepfercht und muss sich von ihrem alten Leben und ihren Zukunftsplänen verabschieden.

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Es drängen sich mir Vergleiche mit der NS-Zeit auf: was damals der Judenstern war ist hier eine Tätowierung, die die verpasst bekommen, die einmal durch Gewalt auffallen. Diese sind dann praktisch vogelfrei, keiner schert sich darum, wenn ein Träger unter die Räder kommt. An gute Jobs oder einen Studienplatz kommen sie nicht mehr. Wie hilflos und machtlos sich das anfühlt, kann ich bei Davy nachempfinden. Keiner fragt, wer sie ist, sie wird nur noch durch das Gen definiert. Und die Behörde wird immer mächtiger und drängt die Regierung darauf hin, Internierungslager für die Träger zu installieren. Die Situation wird so immer dramatischer.

Für Leser, die jünger wie die empfohlenen 14 Jahre sind, würde ich das Buch aufgrund der hin und wieder gewalttätigen Ereignisse nicht überlassen. Auch wenn es mit seinen 384 Seiten ein eindrucksvolles Format vorweist, ist es durch seine kurz gehaltenen Kapitel und der flüssigen Sprache flott zu lesen.

 

Persönliches Fazit

Es gelingt Sophie Jordan, eine beängstigende, beklemmende Stimmung aufzubauen. Im echten Leben werden leider auch immer wieder Gruppen undifferenziert diffamiert und an den Rand der Gesellschaft gedrängt. Wie unglaublich schwer es ist, sich dagegen zu stellen, erleben wir hier mit Davy. Ein packender Einstieg in die Reihe.

© Rezension: 2016, Marcus Kufner

 

Infernale
Infernale, Band 1
Sophie Jordan (Aus dem Amerikanischen übersetzt von Ulrike Brauns)
Jugendbuch, ab 14 Jahren
Loewe Verlag - ISBN: 9783785581674
2016
gebunden, 384 Seiten
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