Rezension: Frühstück mit den Borgias | DBC Pierre

by Marcus Kufner
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Willkommen im The Cliffs, dem abgründigsten Hotel Großbritanniens

 

 

Ariel Panek möchte eigentlich nur ein paar unbeschwerte Tage mit seiner Studentin und Geliebten Zeva verbringen, am Rande eines Informatik-Kongress in Amsterdam. Doch dort kommt er nie an und landet stattdessen im Küstenhotel The Cliffs – einem Ort ohne Verbindung zur Außenwelt. Dort ist er dem schrulligen Hotelbesitzer und seinen einzigen Gästen, einer neurotischen Familie, die die »Borgias« genannt werden, ausgeliefert. [© Text und Cover: Aufbau Verlag]

 

Eigentlich wollte Ariel von London nach Amsterdam fliegen und sich dort mit Zeva treffen, prompt sitzt er in einem Taxi auf dem Weg zu einem abgelegenen Hotel. Verzweifelt versucht er Zeva zu erreichen, ihr wenigstens eine SMS zukommen zu lassen, aber sein Handy gibt keinen einzigen Empfangsbalken her. Im Hotel gibt es kein WLAN, aber vielleicht können ihm die anderen Gäste aushelfen. Die verhalten sich allerdings ziemlich seltsam und kommen seiner Bitte nur zögerlich nach. Bis tief in die Nacht sitzt er mit der Familie zusammen und hat dabei kuriose Begegnungen und skurrile Gespräche.


Ariel blickte auf die zwanzig Kilogramm modernes Gepäck – zwei Laptops, ein Tablet, drei Kilo Kabel und Laufwerke sowie ein Android-Gerät. Auf jedem einzelnen befand sich nicht weniger als sein Leben. Allesamt waren sie völlig wertlos.  (Seite 19)

Währenddessen erhält Zeva eine SMS, in der Ariel ihr die Verzögerung erklärt. Der darauffolgende Nachrichtenverkehr lässt sie allerdings daran zweifeln, ob die wirklich Ariel geschrieben hat. Ein ständiges Hin und Her für ihre Gefühle. Ist es nicht unglaublich umständlich, eine falsch verstandene SMS wieder gerade zu biegen? Ich finde es ziemlich nervig, wenn ich vor dem Absenden überlegen muss, wie die Nachricht ankommen wird, ob sie missverstanden werden kann. DBC Pierre (mit richtigem Namen Peter Warren Finlay) treibt das hier auf die Spitze.

Am nächsten Morgen, als Ariel eigentlich gleich zum Flughafen will, ist die Polizei im Haus und niemand darf das Gelände verlassen. Wieso das? Ariel und ich als Leser rätseln, was hier vorgeht. Immer weniger scheint er seinem Bewusstsein vertrauen zu können. Wie bei der Quantenphysik scheint sich die Realität zu verschieben.

Ich muss sagen, dass ich nicht gleich den Zugang zu der Geschichte gefunden habe. Fragen, wieso Ariel in dem Hotel gelandet ist oder wieso die Familie „Border” heißt, wo im Titel doch von den „Borgias” die Rede ist, bleiben zunächst unklar. Ab dem zweiten Akt bessert sich das, und bis zum Ende werden alle Rätsel gelöst. Die Cliffhanger am Ende der Kapitel halten mich beim Lesen trotzdem bei der Stange.

 

Persönliches Fazit

DBC Pierre spielt mit dem Bewusstsein seines Hauptdarstellers und mit der Wahrnehmung des Lesers. Auch wenn die Geschichte stimmig endet, war mir die Erzählung bis dahin oft zu holprig. „Frühstück mit den Borgias” hat mich gut unterhalten, lange werde ich die Familie aber nicht im Gedächtnis behalten.

© Rezension: 2016, Marcus Kufner

 

Frühstück mit den Borgias
DBC Pierre (Aus dem Englischen von Max Stadler)
Roman
Blumenbar Verlag - ISBN: 9783351050269
2016
gebunden, 224 Seiten
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