Rezension: Mit anderen Worten: ich | Tamara Ireland Stone

by Sebastian Herz
...

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Worte sind nicht Samanthas Freunde. Im Gegenteil: In endlosen Gedankenschleifen verfolgen sie Sam und hindern sie daran, ein normales, unbeschwertes Leben zu führen. Aus Angst, als verrückt abgestempelt zu werden, verheimlicht Sam ihren täglichen Kampf sogar vor ihren Freundinnen. Nur die unkonventionelle Caroline sieht hinter Sams Fassade und lädt sie ein, sich einem geheimen Dichterklub anzuschließen. Hier erlebt Sam zum ersten Mal die befreiende Kraft von Worten und kommt sich seit langer Zeit selbst wieder nahe. Als sie sich in den klugen, zurückhaltenden AJ verliebt und gerade beginnt, vorsichtig auf ihr neues Glück zu vertrauen, stellt eine unerwartete Entdeckung alles infrage. [Text + Cover: Magellan Verlag]

Samantha ist ein Teenager, gehört zu der beliebtesten Mädchenclique ihrer Schule und hat ein Geheimnis – sie leidet unter Zwangsstörungen, was niemand erfahren darf, auch nicht ihre besten Freundinnen. Aus Angst als verrückt zu gelten und ausgegrenzt zu werden, wissen nur ihre Familie und ihre Therapeutin von ihrem Problem.

Doch als das neue Schuljahr beginnt, lernt sie überraschend Caroline kennen, mit der sie sich sofort verbunden fühlt und die sie in ihr Geheimnis einweiht. Dank Caroline stößt Sam, wie sie genannt werden möchte, zu einer geheimen Dichtergruppe dazu, findet dort neue Freunde und verliebt sich in AJ, einen unscheinbaren Jungen. Doch während sie so eine neue Welt erlebt, in der es ihr besser zu gehen scheint, verheimlicht sie diese gleichzeitig aus Angst vor ihren bisherigen Freundinnen. Und als Sam dann auch noch die Wahrheit über Caroline erfährt, droht ihre neu gewonnene Welt zusammenzubrechen.

Tamara Ireland Stone hat ein mutiges Jugendbuch abgeliefert, in dem sie Themen behandelt, die viele Teenager wohl leider erleben.

Wie distanziert man sich von seinen bisherigen Freunden, mit denen man aufgewachsen ist, die man zwar auch nach wie vor mag, aber die nicht mehr so wirklich zu einem passen, weil man sich über die Jahre doch entfremdet hat?

Wie geht man mit der Angst um, verstoßen zu werden und nicht mehr als cool zu gelten, eventuell sogar gemobbt zu werden? Und wie damit, selber Täter von Mobbing zu sein, auch wenn einem dies gar nicht so bewusst ist? Wie mit Verletzungen, mit Reue und wie mit Wiedergutmachung?

Wie entscheidet man sich dafür, sein eigenes Glück zu verfolgen, unabhängig von einem bisherigen Gemeinschaftsgefühl, ohne dabei andere Menschen zu verletzen oder vor den Kopf zu stoßen?

Und wenn das schon Fragen sind, die sich „normale” Teenager stellen, wie schafft dies ein „verrückter” Teenager?

Meiner Meinung nach, hat Ireland Stone diese und noch viele weitere Fragen, die sich Sam stellt, sehr gut behandelt und das Thema des Buches gekonnt umgesetzt. Es wirkt zu keiner Zeit kitschig (naja gut, abgesehen von Teilen der Liebesbeziehung, aber das gehört wohl zu einem – hauptsächlich an Mädchen gerichteten Jugendroman – dazu), sondern wurde von Seite zu Seite spannender.

Besonders gut hat mir Samanthas Entwicklung von einem unsicheren Mädchen zu einer selbstbewussten Persönlichkeit gefallen, damit einhergehend auch die Erkenntnis, dass das gewohnte Umfeld und die jahrelangen Freunde nicht immer unbedingt weiterhin das Beste für ihre eigene Entwicklung sind – ein Problem, mit dem sich wohl die ein oder andere Leserin (der ein oder andere Leser) identifizieren kann.

Ansonsten lässt sich noch sagen, dass das Cover in typischer Magellan-Tradition einfach wieder schick und ansprechend aussieht und die einzelnen Kapitelüberschriften, bestehend aus drei Worten, einen Teil von Sams Zwangsstörung wiedergeben, nämlich ihr besonderes Verhältnis zur Zahl 3.

 

Persönliches Fazit

Ein absolut gelungener Jugendroman, der viele Probleme Jugendlicher in ausgewogener Weise thematisiert – vom Dazugehören, Dazugehören wollen, Mobbing und dessen Folgen, Depressionen und psychischen Problemen, Angst vor einem Neuanfang, Angst zu sich selber zu stehen, Selbstfindung und Glücklichsein. Ganz klare Leseempfehlung für alle (Jugendlichen), die Romane dieser Art interessieren und begeistern.

© Rezension, 2016 Sebastian Herz
Buchhandlung Passepartout

 

Mit anderen Worten: ich
Tamara Ireland Stone (Übersetzt von Sandra Knuffinke und Jessika Komina)
Jugendbuch, ab 14 Jahren
Magellan Verlag - ISBN: 9783734850219
2016
0 comment

Lust zum stöbern und entdecken?

Schreibe uns Deine Meinung