Rezension: Schändung | Jussi Adler Olsen

by Alexandra Stiller
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In diesem Teil bekommt das eigentümliche Duo vom Sonderdezernat Q tatkräftige Unterstützung von Rose, einer recht eigenwilligen Sekretärin, die Carl am liebsten gleich wieder aus seinem Keller verbannen möchte. Aber zugeteilt ist zugeteilt und seit seinem letzten grandios gelösten Fall bekommt sein Sonderdezernat mehr Aufmerksamkeit von Außerhalb (sehr zu Carl´s Leidwesen) und muss daher besseren Eindruck machen.  Eine Akte auf Assads Schreibtisch erregt die Aufmerksamkeit, da diese wohl wie aus Geisterhand dort auftauchte. Sie enthält einen mittlerweile 20 Jahre alten Fall, der soweit als abgeschlossen galt, weil es zu diesem Fall schon eine Verhaftung gab. Aber warum liegt diese Akte nun hier? Wer hat sie dort deponiert? Wer möchte diesen Fall nochmals aufgerollt sehen?

Es geht um die brutale Ermordung eines jungen Geschwisterpaares. Zu dieser grausamen Tat hat sich Jahre zuvor ein ehemaliger Mitschüler eines elitären Internats bekannt und wurde verurteilt und inhaftiert. Bei Durchsicht dieser Akte stoßen Carl und Assad jedoch auf einige Ungereimtheiten und schließlich beginnen Sie, doch einige neue Nachforschungen anzustellen.  Aber sie müssen schnell feststellen, dass sie aus eigenen Kreisen ausgebremst werden. Es geht soweit, dass man Carl sogar kurzfristig suspendiert. Das macht ihn aber umso mehr hellhörig. Wer kann so großes Interesse daran haben, dass diese Akte wieder in der Schublade verschwindet?  Da Carl aus Gewohnheit grundsätzlich das gegenteil dessen tut, was man gerade von ihm verlangt, intensiviert er seine Nachforschungen. Mit überraschenden und schockierenden Ergebnissen!

Wie sich herausstellt, waren an dem grausamen Mord fünf weitere Personen beteiligt. Eine Internatsgruppe, bestehend aus den Kindern der betuchtesten Familien des Landes. Fünf Jungs und ein Mädchen namens Kimmie. Von ihren Eltern vernachlässigt und ungeliebt, in ihrer Clique stark und dominant gegenüber alles und jedem, suchen sie ihren Rausch und ihre Befriedigung in der Folter, der Erniedrigung und der Tötung ihrer Opfer.

Carl, Assad und Rose tauchen tiefer in diesen Fall ein und bringen Schreckliches zutage. Der Fall gewinnt an Brisanz, die Jagt nach den Tätern beginnt…

Handlung / Charaktere:

Jussi Adler Olsen´s Thriller “Schändung” ist nicht unbedingt für zartbesaitete Gemüter. Da viel zeitliche Sprünge stattfinden und oft aus der Sicht der verschiedenen Charaktere der Clique geschrieben wurde, erfährt man viel und auch schonungslos von den brutalen Taten der Jugendlichen.
Ihre Beweggründe, ihren Rausch und ihre Gefühle der Befriedigung – ausgelöst durch Gewalt, Blut und Tod – werden sehr ausführlich beschrieben.

Die Spannung ist von Anfang an konstant, steigert sich aber nicht mehr wesentlich. ich würde es hinsichtlich dessen eher als Ermittler-Krimi bezeichnen.  Der Protagonist Carl ist auch wie im ersten Band sehr gut dargestellt: Verbissen, kratzig, ironisch und doch irgendwie liebenswert. Seine Zusammenarbeit mit Assam sorgte auch in diesem Teil wieder für einige Schmunzler und lockern diese Geschichte sehr auf.  Warum Carl gegen Rose zu Beginn so wettert, wird nicht ganz klar. Aber alles in allem bilden die drei ein urkomisches Trio, dass charakteristisch gesehen nicht unterschiedlicher sein könnte.

Assam erstaunte mich etwas, da er in diesem band teils etwas merkwürdige Charakterzüge aufweist, die bis zuletzt ungeklärt bleiben. Er wird schneller aggressiv den Befragten gegenüber, und seine merkwürdige Reaktion im Bahnhofbleibt ein Rätsel. Ob es im dritten Teil aufgeklärt wird?
Auch Carls ehemaliger Partner und Kollege Harry ist wieder mit von der Partie. Er wurde bei einer Schießerei schwer verletzt und ist seither vom Hals abwärts gelähmt und führt einen schweren inneren Kampf. Aber nichtsdestotrotz kann er Carl den wertvollen Tipp geben, wer seine Nachforschungen blockiert. Er bittet Carl um eine schwere Entscheidung: Carl möge ihn zu sich nach Hause holen. Seine Emotionen hinsichtlich dieser Bitte sind sehr gespalten aber seine Überlegungen dazu lassen mich nun gespannt auf Teil 3 schauen.

Insgesamt finde ich den zweiten Teil brutaler und weniger spannend, aber trotzdem fesselnd zu lesen.
Das Ende mit dem tollwütigen Fuchs fand ich persönlich etwas unrealistisch zu lesen.

Mein persönliches Fazit:

Ich kann dieses Buch auf jeden Fall weiterempfehlen, möchte aber dringend dazu raten, den ersten Teil vorab zu lesen. Ansonsten gehen einem zu viele charakteristische Eindrücke zu Carl und Assam verloren und man bekommt leicht ein falsches Bild von dessen Persönlichkeiten. Beispiel: Ohne Band eins gelesen zu haben, weiß man nicht, warum Carl so negativ über seine Ex-Frau denkt und wie es überhaupt zum Sonderdezernat Q gekommen ist.

(c) Rezension, Alexandra Zylenas

Schändung
Der zweite Fall für Carl Mørck
Jussi Adler Olsen | Aus dem Dänischen von Hannes Thiess
Thriller
dtv Verlag | ISBN 978-3-423-24787-0
2010
Taschenbuch, 464 Seiten
1 comment

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1 comment

Elle 8. Januar 2012 - 22:40

Thriller ist eigentlich gar nicht mein Genre, aber das Buch klingt ziemlich interessant. Aber eine Thriller “Reihe” oder zumindest Mehrteiler anzufangen, ist dann doch zu viel. Trotzdem eine super Rezension 🙂

Liebe Grüße
Elle

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