Im Gespräch mit Autorin Heike Eva Schmidt

by Alexandra Stiller
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© Heike Eva Schmidt

 

Zuerst natürlich einmal ein “Herzliches Willkommen” und vielen Dank für Deinen Besuch im Bücherkaffee und dass Du Dir Zeit nimmst, meine Fragen zu beantworten. Gleich mal eine neugierige Frage vorab: Mit welchem Getränk kann man Dir größere Freude bereiten? Kaffee oder Tee? Lieber gemütliches Straßencafe oder doch eher würzig-duftendes Teehaus?

 

Morgens kann man mir mit einem starken Espresso nicht nur eine Freude machen – er erweckt mich überhaupt erst zum Leben! Ohne diese kleinen braunen Bohnen wäre ich verloren. Am Nachmittag aber genieße ich gerne einen herrlich duftenden Tee – allerdings dann keine Tasse, sondern eine ganze Kanne. Hier kann ich mich also tatsächlich nicht festlegen.
 

 

Stell Dich doch bitte kurz den Lesern vor. Wer ist Heike Eva Schmidt? 

 

Ich wurde in Bamberg geboren, bin dort auch zur Schule gegangen und habe sogar noch in derselben Stadt studiert – Schulpsychologie. Danach bin ich allerdings nach München gezogen und habe dort als Journalistin gearbeitet, ehe ich im Jahr 2000 ein Stipendium an der Drehbuchwerkstatt bekommen habe. Nun lebe ich schon seit einigen Jahren in der bayerischen Stadt, allerdings etwas außerhalb, im Grünen.

 

Wie bist Du zum Schreiben gekommen und seit wann schreibst Du? 

 

Ich habe eigentlich schon immer gerne geschrieben. Meine erste Geschichte war eine Kurzgeschichte – im wahrsten Sinn des Wortes. Sie lautete nämlich: „Ein Ferd mus fersorgt werden.“ Man sehe es mir bitte nach: Da war ich fünf und meine schriftstellerischen Fähigkeiten noch nicht sehr ausgefeilt…

 

Wer oder was beeinflusste Dich in der Wahl deines Berufes als Autorin? 

 

Mein eigener Traum, einmal Schriftstellerin zu werden. Den hatte ich tatsächlich schon als Kind. An dieser Stelle ist vielleicht auch mal ein dickes „Dankeschön“ an meine Eltern fällig, denn sie haben mich deswegen nie ausgelacht oder mir eingeredet, lieber etwas „Ordentliches“ zu lernen. Dass ich doch erst vor drei Jahren mit dem Schreiben von Romanen begonnen habe, war eher meiner eigenen Hasenfüßigkeit geschuldet. Ich dachte, ich bin nicht gut genug und habe mich lange nicht getraut, meine Manuskripte jemandem zu zeigen.
 

 

Übst Du nebenher noch einen weiteren Beruf aus und wenn ja, welchen? 

 

Ich arbeite auch als Drehbuchautorin. Momentan für eine Serie des Bayerischen Fernsehens. Meine Drehbucharbeit ist für mich persönlich die ideale Ergänzung zum Romane-Schreiben. Ich denke gerne in Bildern und die Drehbucharbeit inspiriert mich und beeinflusst wahrscheinlich auch meine Schreibe bei den Büchern.

 

Der Weg von einer Idee zum fertigen Manuskript: 
Wie sieht dein Schreib-Alltag aus bzw. wie gestaltest du das Schreiben? 

 

Ich muss mich mit dem Verfassen meiner Bücher nach meinen Drehbuch-freien Zeiten richten. Seltsamerweise klappt es bei den Romanen mit dem konzentrierten Schreiben immer erst am Nachmittag. Versuche ich ausnahmsweise, mich wirklich früh am Morgen hinzusetzen, „kaue“ ich oft ewig an irgendwelchen Ideen oder Passagen herum. Das frustriert mich so, dass ich erst einmal Unmengen an Kaffee trinken, mit Freundinnen telefonieren oder die Wohnung putzen „muss“. Rückt der Zeiger der Uhr aber dann auf 15 Uhr, platzt plötzlich der Knoten und ich kann problemlos bis spät abends (meistens 21 oder 22 Uhr) durchtippen. Inzwischen akzeptiere ich diesen Rhythmus und nutze den Vormittag für Sachen, die mir Spaß machen oder irgendwelche Haushaltspflichten.

 

Arbeitest du mit Skizzen und Notizen samt Post-it-Sammlung oder lieber ordentlich mit System am PC? 

 

Eine wilde Zettelsammlung habe ich zwar nicht, weil ich spontane Ideen in ein knallpinkfarbenes Notizbüchlein schreibe. Normalerweise habe ich zudem eine „Ideen-Sammlung“ für jeden Roman als Word-Dokument auf meinem PC abgelegt. Aber manchmal kommen mir natürlich auch Einfälle, wenn der Computer aus ist. Dann klebt schon mal das eine oder andere Post-It an meinem Bildschirm, damit ich nichts vergesse.

 

Hast Du eventuell auch schon Erfahrung mit Schreibblockaden machen müssen? 

 

Ja! Und zwar meistens, wenn es darum geht, dass meinen Hauptfiguren im Buch etwas „passiert“, also wenn sie etwas Schlimmes erleben oder ähnliches. Da schleiche ich manchmal ganz schön um den Computer herum und drücke mich davor, das zu schreiben, weil ich ihnen eigentlich nicht wehtun will. Aber andererseits wird sonst die Geschichte ja nicht spannend… Dass mir aber nichts mehr einfällt, ist zum Glück noch nie vorgekommen.

 

Folgst Du bestimmten Ritualen im Schreib-Alltag? (z.B. eine Lieblingstasse, die IMMER neben dem PC stehen muss, etc.) 

 

Ich habe eine schrecklich-schöne-kitschige Tasse, die ist rosa-hellblau mit Goldrand und zu allem Überfluss ist auf zwei Seiten ein kleiner Porzellanvogel drauf. Diese Tasse habe ich mir zur Feier meines ersten Buchvertrags gekauft. Seitdem ist sie mein „Schreib-Talisman“, der mich in eine andere Welt abtauchen lässt. Ich bilde mir ein, wenn ich daraus meinen Tee trinke, gibt mir das eine ganz besondere Inspiration. Zum Glück ist die Tasse kein Unikat – nicht auszudenken, wenn es mit dem Schreiben vorbei wäre, wenn sie mal kaputt ginge …!

 

Wie entstehen die Protagonisten Deines Buches?
Sind Deine Figuren immer rein fiktiv oder haben sie auch ab und an mit realen Personen in Deinem Leben zu tun? 

 

Das ist ganz unterschiedlich. Bei „Purpurmond“ waren die Figuren eher fiktiv, auch wenn Dorothea Flock ja 1630 tatsächlich gelebt hat. Doch ihr Charakter und auch der von meiner Hauptfigur Cat sowie die anderen Personen im Buch waren von ihrer Beschreibung und ihrer Art meine „Erfindung“. Allerdings entwickeln die Figuren tatsächlich im Lauf der Zeit auch eine eigene Persönlichkeit und manchmal einen eigenen Kopf. Das kann sehr produktiv sein, aber manchmal sind die auch ganz schön stur und ich muss wirklich über manche Sachen noch mal nachdenken, weil es bei der Figur auf einmal nicht mehr so gut funktioniert. Dafür kommen ganz neue Impulse. Bei meinem Thriller „Schlehenherz“ war es allerdings so, dass ich kurz nachdem ich begonnen hatte, das Buch zu schreiben, eine sehr gute Freundin durch eine Krankheit verlor. Aufgrund dieses Erlebnisses und der Trauer kam ein ganz neues Element in das Buch: Die Mails, die meine Protagonistin an ihre tote Freundin schreibt, um deren Tod irgendwie zu verstehen und zu verarbeiten. Diese „Briefe“ haben also einen sehr engen Bezug zu meinem Leben, daher ist das Buch auch zwei Menschen gewidmet, die mir immer noch jeden Tag fehlen: Meine Mutter und diese Freundin.

 

Was bereitet dir mehr Schwierigkeiten? Der Anfang oder das Ende Deines Buches? 

 

Das Ende – definitiv! Ich habe mich über Monate, manchmal fast ein Jahr lang mit meinen Figuren beschäftigt, mich mit ihnen auseinandergesetzt und sie begleitet – und dann muss ich mich auf einmal von ihnen trennen, weil das Buch zuende geht. Um die letzten zehn Seiten drücke ich mich meistens ganz schön lange herum, einfach, weil ich so traurig bin, sie jetzt „in die Welt hinaus“ zu lassen!

 

Welchen Einfluss hast Du als Autorin auf den Buchtitel und auf die Covergestaltung Deines Buches? 

 

Ich habe bisher alle drei Buchtitel meiner Romane selbst „entworfen“, da haben die Verlage auch zweimal den ursprünglichen Titel beibehalten und einmal meinen Alternativ-Vorschlag genommen. Beim Cover allerdings werden Grafik- und Designprofis beauftragt. Da habe ich direkt also keinen Einfluss, aber zum Glück fand ich bislang alle Covergestaltungen toll.

 

Welches gelesene Buch hat einen nachhaltigen Eindruck bei Dir hinterlassen und ist aus Deinem Bücherregal nicht mehr wegzudenken? 

 

Das sind mehrere Bücher. Zwei von Hermann Hesse: „Demian“ und „Unterm Rad“, die mich als Schülerin sehr beeindruckt haben. Ein Gedichtband der wundervollen Dichterin Else Lasker-Schüler. Ein Buch, das ich immer wieder lese, ist „Rot“ von Uwe Timm, weil es einfach ein wortgewaltig-wunderbares Buch über das Leben und den Tod ist. Und worüber ich mich immer wieder königlich amüsiere, ist die total abgedreht-skurrile Satire von William Kotzwinkle (der heißt tatsächlich so, ich schwöre es J) „Ein Bär will nach oben“.

 

Wenn Du in Dein eigenes Bücherregal schaust – welches Genre ist hier am meisten vertreten? 

 

Englische Krimis, aber auch Gedichtbände z.B. von Rilke und – wie oben erwähnt – Else Lasker-Schüler.

 

Mit welcher literarischen Figur würdest Du gerne einmal einen Tag verbringen? 

 

Irgendwie fällt mir da niemand so recht ein. Ich würde nämlich viel lieber mal einen berühmten Maler wie Franz Marc treffen, deren Bilder ich sehr liebe und dessen Malkunst ich sehr bewundere. Weil ich selbst nicht malen kann, würde mich das viel mehr interessieren als eine literarische Figur.
Buchmessen und Lesungen, vor allem LiveStream-Lesungen werden immer beliebter. Auf welcher Buchmesse werden wir Dich als Nächstes treffen können? Führst Du gerne Öffentlichkeitsarbeit / Lesungen oder ist das Lampenfieber groß? 
Ich habe ja bei der Leipziger Buchmesse im März gelesen und habe mehrere Lesungen in Bibliotheken, an Schulen oder in Buchläden. Ob ich in Frankfurt sein werde, weiß ich noch nicht, aber am 8.6. bin ich beim Literaturfest Meißen und lese dort aus „Purpurmond“. Mir persönlich machen Lesungen und der direkte Kontakt mit interessierten Bücherwürmern sehr viel Spaß. Das kommt vielleicht auch daher, weil ich früher als Journalistin gearbeitet und unter anderem Radiomoderationen gemacht habe. Da ist die „Sprechhemmung“ schon mal nicht so groß. Und wenn ich merke, den Leuten gefällt es, vorgelesen zu bekommen, bin ich auch happy und lege mich dafür gerne ins Zeug!

 

Da ich selbst blogge, interessiert mich dies besonders:
Dank der Social Networks ist der Kontakt zwischen Autorin und deren Fans viel intensiver geworden. Fluch oder Segen? Wie stehst Du persönlich dazu? 

 

Ich finde, die Social Networks sind eine tolle Möglichkeit, mit den Fans in persönlichen Kontakt zu treten. Ich versuche auch meistens, mich auf den Blog-Websites für eine besonders nette Rezension persönlich durch einen Kommentar oder eine Mail o.ä. zu bedanken. Weil ich es einfach schön finde, wie viel Zeit und Mühe sich die Blogger machen, sich mit (m)einem Buch auseinander zu setzen! Das berührt mich oft wirklich sehr und ich freue mich natürlich auch darüber. Auch kritische Stimmen nehme ich ernst und überlege, an welcher Kritik was dran ist und ob ich das beim nächsten Buch besser machen kann. Gerade, wenn Kritikpunkte häufiger genannt werden, sollte ein Autor ja wirklich mal drüber nachdenken und das vielleicht auch als Anstoß nehmen, ohne sich allerdings „verbiegen“ zu lassen, denn jeder hat einfach seinen eigenen (Schreib)-Stil.
Andererseits – und da bin ich wirklich froh, dass ich das persönlich noch nicht erlebt habe – bietet das Internet natürlich auch eine Plattform für unfaires Verhalten. Durch die Möglichkeit, anonym zu bleiben, nutzen manche User das aus, „so richtig vom Leder zu ziehen“ und andere zu beleidigen. Das ist wiederum der Nachteil an diesen Social Networks. Aber wie gesagt: Bei den Bücherblogs habe ich so etwas noch nicht erlebt und das finde ich wirklich ganz toll, wie freundlich und respektvoll die Bücherfans dort mit den Autoren und untereinander umgehen.

 

Dein Jugendroman „Purpurmond“ erzielt große Erfolge, was man schon an den vielen sehr guten Rezensionen und Meinungen dazu sieht. Ein Jugend-Fantasyroman, der trotz seiner etwas beklemmenden Thematik sehr amüsant und ansprechend umgesetzt ist. 
Was inspirierte dich dazu, für einen Jugendroman das Thema Hexenverbrennung aufzugreifen? 

 

Das war irgendwie fast ein bisschen wie „Zauberei“. Meine Literaturagentin meinte nämlich zu mir, dass Vampire inzwischen „out“ seien. Ich fragte ganz spontan „Und Hexen, kann ich was über Hexen schreiben?“ Da ich ja aus Bamberg stamme, war ich natürlich mit der Geschichte der Stadt und der nicht gerade rühmlichen Vergangenheit zur Zeit der Hexenverfolgungen vertraut. Und da kommen wir schon zu Deiner nächsten Frage:

 

Hat erst das Schreiben dieses Buches dich dazu bewegt, dich mit der Bamberger Vergangenheit auseinander zu setzten? Oder ist die Hexenverbrennung und die Geschichte rund um das Bamberger Drudenhaus ein Thema, dass dich schon vorher interessierte, da du ja selbst in Bamberg lebst? 

 

Ich hatte mich bereits während meiner Schulzeit in zwei Referaten mit dem Thema Hexenverfolgung und Hexenprozesse auseinandergesetzt. Ich konnte es zuerst gar nicht glauben, wie viel Schlimmes in dieser schönen Stadt mit Menschen passiert ist, die einfach „anders“ waren und dachten. Da Bamberg im 2. Weltkrieg kaum zerstört wurde, sieht man ja noch sehr viele alte Gebäude aus dieser Zeit im Stadtbild. Die Vergangenheit ist in Bamberg also immer (noch) präsent – und daher kam auch die Idee, durch Cats Zeitreise einen Bogen von der Gegenwart in die Vergangenheit zu schlagen. Außerdem hat man ja manchmal, wenn man solche grausamen geschichtlichen Fakten liest, spontan den Wunsch, durch die Zeit reisen und helfen zu können. Im Roman tut Cat das ja tatsächlich.
Einen Teil der Bamberger Geschichte in diesem Buch hast du abgeändert oder auch Elemente hinzugefügt – aber die Geschichte um Dorothea Flock beruht auf Tatsachen. Dorothea existierte wirklich, aber leider blieb ihr im wahren Leben das Happy End versagt. Sie wurde tatsächlich als letzte „Hexe“ in Bamberg hingerichtet.
Erzähle uns etwas über deine Empfindungen, als du ihren Charakter, ihre Persönlichkeit hast aufleben lassen. Ist es nicht unglaublich schwierig, über diese realen Geschehnisse zu schreiben?
Für mich war es wirklich sehr bedrückend, die wahre Geschichte von Dorothea Flock zu lesen. Ihre Familie hatte nach ihrer Verhaftung mehrere Gnadengesuche eingereicht – vergeblich. Die junge Frau war sogar schwanger und durfte trotzdem nicht auf Gnade hoffen. Sie hat ihr Kind im Drudenhaus zur Welt gebracht – ein paar Tage später wurde sie hingerichtet. Ich muss gestehen, dass ich da mit Tränen in den Augen in der Bibliothek der Universität Bamberg saß. Deswegen hat sie in meinem Buch ja auch ein richtiges Happy End bekommen, wenn auch nur fiktiv.

 

Du hast eine gelungene Verbindung zwischen der Moderne und der Vergangenheit geschaffen. Was bereitete dir mehr Schwierigkeiten? Über die Vergangenheit aus Dorothea´s Sicht zu schreiben oder sich in die Gefühls- und Gedankenwelt der 17-jährigen, modernen Cat einzufinden? 

 

Mich in Cat einzufinden, war insofern nicht allzu schwer, weil ich in ihrem Alter selbst ein „Experte für Fettnäpfchen“ war und mir mit meinem losen Mundwerk auch oft Ärger eingehandelt hatte. Trotzdem konnte ich mich auch in Dorothea gut einfühlen, denn sie ist ja, obwohl sie in einer streng reglementierten Welt (und Zeit) lebte, ein „Freigeist“. Sie will keinen Mann heiraten, den sie nicht liebt und sie verdient ihr eigenes Geld – keine Selbstverständlichkeit für ein Mädchen in der damaligen Zeit.

 

Am 1. Mai diesen Jahres ist ein weiterer Roman von dir im Handel erscheinen: „Amerika liegt im Osten“ – ebenfalls ein Jugendroman, in dem du eine ernste, nachdenklich stimmende Thematik aufgreifst. 
Ich selbst habe das Buch schon auf meinem Wunschzettel und bin sehr gespannt. Bitte erzähle meinen Lesern etwas über dieses Buch. 

 

In „Amerika liegt im Osten“ geht es um die 17-jährige Motte, die in ihren Mitschüler Lukas, genannt Laser, verliebt ist. Und obwohl der eine Schlägerei mit einem ausländischen Klassenkameraden anfängt, verpetzt ihn Motte nicht – ebenso wenig wie die anderen Schüler. Denn Laser ist cool, er ist der Star an der Schule. Und – er beginnt, sich für Motte zu interessieren. Motte ist verknallt und zwar so arg, dass sie Laser nach Amerika folgen will, wo der die Ferien bei seinem Vater verbringt. Dafür braucht sie aber Geld – und der Einzige, der ihr etwas geben kann, ist ihr Urgroßvater, den Motte schon immer spießig und kalt fand. Dessen Bedingung ist aber, dass Motte mit ihm und der demenzkranken Urgroßmutter nach Tschechien fährt. Dort hat die alte Frau ihre Kindheit und Jugend verbracht und der Urgroßvater hofft, dass dadurch der verlorene Teil ihrer Erinnerungen wieder kommt. Doch in Tschechien wartet ein altes Familiengeheimnis und Motte erkennt nach dieser Reise, dass „Nicht-Erinnern-Können“ und „Vergessen-Wollen“ zwei verschiedene Dinge sind und nicht nur das Thema in der Generation ihrer Urgroßeltern. Sie erkennt, wie destruktiv falsche Loyalität ist und findet den Mut, das Richtige zu tun.
„Amerika“ ist dadurch natürlich ein etwas ernsteres Thema geworden, aber auch zwischen Motte und ihren Urgroßeltern gibt es rührend-komische Situationen. Das Buch soll nicht mit „erhobenem Zeigefinger“ winken und auch wenn Motte anfangs etwas „sperrig“ und eigensinnig rüberkommt, ist sie doch hoffentlich jemand, der den Lesern im Lauf der Geschichte auch ans Herz wachsen wird.

 

Und an welchem neuen Buchprojekt arbeitest du gerade? Auf was dürfen wir und als nächstes freuen? Kannst und magst Du den Lesern schon etwas vorab verraten? 

 

Ich werde im Frühjahr 2013 meinen neuen Jugendthriller veröffentlichen und im darauffolgenden Herbst erscheint mein neuer Fantasyroman. Abgesehen davon existieren noch ein, zwei, drei neue Ideen, aber erstmal muss ich meine bestehenden Buchverträge erfüllen …

 

Was macht Heike Eva Schmidt, wenn sie/er gerade nicht hinter dem Schreibtisch sitzt? 

 

Yoga für den vom Schreiben verspannten Rücken! Ansonsten bin ich am liebsten draußen in der Natur unterwegs, egal zu welcher Jahreszeit: Auf dem Pferderücken oder beim Wandern oder im Winter beim Langlaufen in den Bergen. Und die Krönung ist dann ein schöner Kaffee mit
Apfelstrudel oder einem der vielen selbstgebackenen Kuchen auf einer der vielen Almhütten!

 

Was ist das Verrückteste oder Lustigste, was Du je erlebt hast? 

 

Ich war mal auf einer Mottoparty eingeladen, deren Thema „Himmel und Hölle“ war. Meine Freundin war blond, also ging sie als Engel und ich mit meinen rötlichen Haaren war der Teufel. Der „Engel“ trug nicht nur selbstgebastelte Flügel, sondern auch einen Heiligenschein aus Pappe, der mit Draht am Kopf befestigt war. Ich hatte mir die Augen schwarz und die Lippen knallrot geschminkt, rotschwarze Pfeifenreiniger, die zu Blitzen gebogen waren, in den Haaren und einen Dreizack dabei. So fuhren wir also im Auto zu der Party – und kamen prompt in eine Polizeikontrolle. Mitten im Sommer, also weit und breit keine Faschingsveranstaltung, mit der man sich hätte rechtfertigen können. Die Gesichter der zwei Polizisten hätte ich am liebsten fotografiert, als sie sich zum Autofenster beugten und den „Leibhaftigen“ am Steuer sitzen sahen, daneben einen hold lächelnden Engel, deren Heiligenschein fast ans Autodach stieß… Zum Glück haben die Beamten es mit Humor genommen und da wir auf dem Hinweg zur Party waren, war selbst der Satan (noch) nüchtern…

 

Wer oder was macht Dich besonders glücklich? 

 

Menschen, die mir am Herzen liegen: Mein Lebensgefährte, meine Freundinnen, mein Vater, der extra zu meiner allerersten Lesung nach Leipzig gereist ist und mich dort überrascht hat. Mein Pflegepferd, das wiehert, wenn es mich sieht, der rote Kater in unserem Reitstall, der immer so laut schnurrt, wenn man ihn auf den Arm nimmt. Aber ich kann auch völlig unvermittelt glücklich sein, wenn ich vor einer Tasse richtig guten Cappuccinos in einem Straßencafé sitze (Zeit! Sonne! Espresso!), beim Blick, den man hat, wenn man bei einer Wanderung den Gipfel erreicht hat, oder wenn es im Sommer das erste Mal nach frischgemähtem Gras riecht … herrlich! Da hüpft dann so ein „Happyness-Funke“ vom Magen direkt in mein Herz und lässt mich gaaaanz breit grinsen!

 

Verrätst Du uns Dein ganz persönliches Rezept für gute Laune? 

 

Irgendetwas tun oder ansehen, was einen zum Lachen bringt. Das kann bei Youtube ein Videoclip sein, eine absurde Filmszene… Oder man erinnert sich an einen Tag, an dem man richtig Spaß mit Freunden hatte, am besten an einen Augenblick, in dem man miteinander hemmungslos albern war. Das zaubert sofort ein Lächeln aufs Gesicht und das Gute-Laune-Barometer schnellt nach oben!
Vielen herzlichen Dank für Deinen Besuch im Bücherkaffee und für das nette Interview. Ich hoffe und wünsche es mir, dass wir noch viel von Dir hören bzw. lesen werden!
ICH habe zu danken, dass ich das Bücherkaffee besuchen und ein bisschen über mich und meine Bücher erzählen durfte! Noch ganz viel Lesevergnügen und allen „Leseratten“ weiterhin viel tolles, lustiges, ernstes und spannendes Lese“futter“!
Viele Grüße schickt Heike Eva Schmidt
Wer mehr über die Autorin erfahren möchte, kann dies unter folgenden Links tun:

 

1 comment

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1 comment

Yvonne 20. Mai 2012 - 10:28

Herzlichen Dank an dich und ide Autorin für dieses super ausführliche und sehr interessante Interview!
LG
Yvonne

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