Rezension: Edelherb | Gabrielle Zevin

by Alexandra Stiller
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Ein kleiner Einblick in den Klappentext:

New York 2083: Wasser und Papier sind knapp, Kaffee und Schokolade sind illegal. Der Oberstaatsanwalt findet einen Grund, um Anya Balanchine in die Erziehungsanstalt Liberty einsperren zu lassen. Und das nicht zum ersten Mal. Aber diesmal gelingt ihr die Flucht auf eine Kakaoplantage in Mexiko. Dort lernt sie alles über die Geheimnisse der Schokoladenherstellung und des Kakaoanbaus. Wird Anya ihr Erbe als Kartellchefin etwa doch antreten? Und was ist mit Win? Kann ihre Liebe auch diese Herausforderung überstehen? Anya ist in tödlicher Gefahr, denn vor den Intrigen der eigenen Familie ist sie nirgendwo sicher.


“Hinter mir stand ein großer Mann. Als erstes fiel mir auf, dass er eine Maske trug, dann bemerkte ich seine Waffe. Sie war auf meinen Kopf gerichtet.”

Meine Gedanken zu dem Buch:

Schon der erste Teil dieser – ich würde sagen – dezenten Dystopie hatte mir sehr gut gefallen, da diese Story so ruhig einher geht und dystopische Elemente eher nur am Rande aufgegriffen werden, dafür aber wunderbar mit Mafia-Elementen untermalt ist. Mir hatte auch der Erzählstil sehr gut gefallen, denn der Roman wird aus Anya Balanchines Sicht in der Ich-Perspektive erzählt und man bekommt das Gefühl vermittelt, ihr direkt gegenüber zu sitzen und ihrem Erlebten zu lauschen. Der ruhige Aufbau des ersten Teils gefiel mir außerordentlich gut und ich war natürlich sehr gespannt, wie die Geschichte um die Balanchine Schokoladen-Dynastie nun weiter verlaufen wird. Mit hohen Erwartungen ging ich an diesen zweiten Teil heran und hoffte, nach der Vorbereitung im ersten Band nun so richtig eintauchen zu können in die Machenschaften des illegalen Schokoladenhandels und wurde diesbezüglich auch in keiner Weise enttäuscht.

Band zwei setzt genau dort an, wo der erste Band aufhörte und man wird quasi wieder direkt ins Geschehen hinein katapultiert. Anya sitzt der Anstaltsleiterin von Liberty gegenüber, einer Situation, die Anya nicht fremd ist, seit sie dem Oberstaatsanwalt – Will’s Vater- bei seiner Kandidation ein Dorn im Auge ist. Um sie von seinem Sohn Will fern zu halten und um Schlagzeilen (Sohn des Oberstaatsanwaltes verkehrt in illegalen Kreisen…) zu vermeiden, findet dieser immer wieder Mittel und Wege, Anya nach Liberty zu verfrachten.

Aber als sie schon glaubt, keine Kraft mehr dafür zu haben, gelingt ihr doch die Flucht. Eine Flucht, die sie dazu zwingt, das Land und somit ihre Familie und vor allem ihre geliebte Schwester heimlich auf ungewisse Zeit zu verlassen. Auf einer Kakaoplantage an der Westküste von Mexiko findet sie Unterschlupf und lernt Theo kennen, der sie unter seine Fittiche nimmt und ihr das Handwerk des Kakaoanbaus erklärt und beibringt. Zum ersten Mal in ihrem Leben befasst sie – die Nachfolgerin des Balanchine-Kartells – sich eingehend mit dem Kakao und die harte körperliche Arbeit tut ihr gut.

Doch es brodelt im Untergrund und es dauert nicht lange, da ist Anya wieder in großer Gefahr. Ihre Familie scheint sich von innen heraus zu zerstören, die Dynastie scheint zu zerbrechen. Es folgen Anschläge, die Anya , ihre Schwester und auch ihren Bruder betreffen und Anya muss einmal mehr wichtige, lebensverändernde Entscheidungen treffen. Kurzentschlossen reist sie zurück und stellt sich dem harten Kampf und ihren Gegnern. Anya befasst sich nun genauer mit ihrem Erbe.

Der Verlauf dieser Geschichte, die ebenfalls wieder aus Anya’s Sicht erzählt wird, hält so einige Überraschungen und plötzliche Wendungen bereit und erneut ist es Gabrielle Zevin gelungen, diese schon fast magische, subtile Mafioso-Stimmung aufzubauen. Nicht zu viel und nicht zu wenig, aber immer präsent. Wieder hat man das Gefühl, Anna erzählt einem das Erlebte direkt am Tisch, während man zusammen einen heißen Kakao trinkt (wozu es im Übrigen ein Original Balanchine-Rezept am Anfang dieses Buches gibt! )

Anya ist mittlerweile erwachsener geworden, die Vorkommnisse und vor allem auch die Aufenthalte in Liberty haben sie geprägt und ihr eine innere Stärke verliehen. Sie denkt immer an ihre Familie und zeigt Verantwortungsbewusstsein. Doch zum ersten Mal macht sich nun auch der Zorn in ihr bemerkbar. Denn ihre Familie – ihre Geschwister – sind ihr wunder Punkt, hier ist sie angreifbar. Und das wissen auch ihre Gegenspieler. Der Zorn lässt sie impulsiv werden und immer öfter spukt das Wort Rache in ihrem Kopf herum.

So einige Charaktere, die man schon im ersten Band kennenlernen durfte, verändern sich und man lernt sie bewusster kennen. Bestes Beispiel hierfür sind der Staatsanwalt und auch Anya’s beste Freundin Scarlett. Doch ob alle Veränderungen auch dauerhaft gut sind, wird sich wohl im dritten Band zeigen – da darf man sehr gespannt sein!

Auch ihre sehr schwierige Liebe zu Will ist und bleibt großen Thema. Viele Höhen und Tiefen sind zu bewältigen und am Ende muss sich Anya einmal mehr entscheiden. Für ihren eigenen Erfolg, ihre Pläne für die Zukunft oder für Will. Aber noch ist nicht aller Tage Abend. Eine Besonderheit, die mir schon im ersten Band auffiel, ist auch hier wieder präsent: jede Kapitelüberschrift beginnt mit einem Statement von Anya und jeder Satz beginnt mit “Ich…” . Dies untermalt noch ein wenig mehr diese besondere Stimmung, Anya persönlich zu lauschen. Ich finde dies persönlich sehr gelungen.

Kurz & gut – mein persönliches Fazit

Auch Gabrielle Zevins zweiter Band “Edelherb” hat mich in seinen ganz besonderen Bann gezogen. Ein Hauch von Dystopie, ordentlich mit Mafioso-Elementen und einem Touch Romantik gewürzt – diese Komposition trifft ganz wunderbar meinen Lesegeschmack. Es muss nicht immer ständig “Action” geboten werden, ständig etwas Knall auf Fall passieren. Nein, viel mehr begeistert es mich, wenn ein subtiler Spannungsaufbau mich ans Buch fesseln kann, wenn ich es einfach nicht aus der Hand legen mag, weil mich interessiert, wie es Anya wohl weiter ergeht und welchen Weg sie einschlagen wird. Ich habe das Buch zugeschlagen und am liebsten würde ich heute noch mit dem nächsten, dem dritten Band beginnen. Ich möchte unbedingt wissen, wie sich die Balanchine-Dynastie weiter entwickelt und welchen Weg Anya weiter verfolgen wird.
Wer das Ruhige, das Subtile liebt und sich auch von Mafioso-Elementen in den Bann ziehen lassen mag – der sollte unbedingt diese schokoladige Sünde lesen! In meinen Augen eine wunderbare Jugendbusch-Reihe!

© Rezension: 2013, Alexandra Zylenas


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