Rezension {Alexandra} | Und auch so bitterkalt | Lara Schützsack

by Alexandra Stiller
...

“Ich glaube, irgendwo auf dieser Welt denkt immer jemand an die Augen von Lucinda.”

Ein kleiner Einblick in den Klappentext:

http://www.fischerverlage.de/buch/und_auch_so_bitterkalt/9783596856190
© Cover: Fischer Verlag

Dies ist die Geschichte von Lucinda. Lucinda ist schön, lebenshungrig und leuchtet wie ein Stern. So hell und so schön und gleichzeitig Lichtjahre entfernt. Lucinda scheint in einer anderen Welt zu leben, nach eigenen, erbarmungslosen Regeln. Wer Lucinda liebt, muss ertragen, ihr niemals richtig nah sein zu können. So sind Sterne eben. Und manchmal fallen sie vom Himmel und verglühen. Einfach so.

Quelle: http://www.fischerverlage.de/buch/und_auch_so_bitterkalt/9783596856190


Meine Gedanken zu dem Buch:

Die junge Berliner Autorin Lara Schützsack wagt sich mit diesem Jugendroman an das große Tabuthema Essstörung heran und erschafft auf gerade einmal 176 Seiten ein Drama, welches mich tief berührte, schockierte und auch immer wieder für sprachlose Momente sorgte.

Wir erfahren diese tragische Familiengeschichte aus Sicht der jungen dreizehnjährigen Malina. Sie sieht zu ihrer vier Jahre älteren Schwester Lucinda herauf, aber auf eine schön fast erschreckende Art und Weise. Sie vergöttert sie und hebt sie auf einen Sockel. Was ihre Schwester sagt und tut, ist richtig. Alles dreht sich um Lucinda und was sie sagt, ist Malina Befehl. Sie lässt sich von ihr steuern und lenken.
Lucinda ist eine junge Frau, die ihren Weg im Leben sucht und bei dieser Suche auf Abwege gerät. Sie lässt sich treiben, gibt sich ihrer eigenen Fantasiewelt “Tenebrien” hin, sieht sich selbst als angehende Muse, als Lichtwesen und verliert sich dabei haltlos …
Sie ist eine polarisierende Persönlichkeit, spielt mit dem Leben, mit den Jungs, ist rebellisch und provozierend und sträubt sich gegen Regeln und Vorschriften. Sie bemerkt dabei nicht, dass sie unter einer ausgeprägten Essstörung leidet und immer tiefer in den Strudel gerät, der sie hinabzureißen droht.

Malinas und Lucindas Mutter Ina tritt meist mit einem herrischen, bestimmenden Ton und auf und niemand entgeht ihrem “Laserblick”. Sie erscheint hart und unnachgiebig, aber es ist doch so sehr Schutzhülle für sie, die vor lauter Verzweiflung weder ein noch aus weiß. Die eigene Härte hält sie in der Realität.
Und dann wäre da noch der Vater Frieder – gebrochen durch das Matriarchat seiner Frau, wie Lucinda immer sagt. Er scheint sich gerne weit weg zu wünschen, entflieht im Geiste an andere Orte, erscheint abwesend. Er weiß sich nicht zu behelfen. Er versucht, die Familie zusammenzuhalten, tritt als Schlichter auf, scheitert wieder und zieht sich verzweifelt zurück.
Als der amerikanische Nachbarsjunge Jarvis – Lucindas aktueller Freund – sich das Leben nimmt, nimmt auch in der schon angeknacksten Familie die Tragödie ihren Lauf. Der Strudel scheint nicht mehr aufhaltbar…

Lucinda ist in diesem Roman die Hauptfigur, sie nimmt alles für sich ein. Malina ist zwar die Erzählerin, aber in der Familie eher untergeordnet. Doch gerade für sie ist die Situation tragisch. Sie steht zwischen den Stühlen, zwischen den Eltern und der Schwester. Sie kann Jarvis ebenfalls nur aus der Ferne betrachten, denn er gehört ihrer Schwester. Sie muss mit erleben, wie ihre eigene Schwester mit der Magersucht kämpft, wie sich alle Sorgen um sie machen. Doch Malina ist allein mit ihren Gedanken. Ihre Schwester stellt sie unbeabsichtigt in den Schatten….

Und wenn ich die Augen schließe, kann ich ihn, kann ich Jarvis hören, ganz nah an meinem Ohr flüstert er.
“Strange little girl. You are beautiful.” – Seite 92 

Mein persönliches Fazit 

Und auch so bitterkalt ist ein starkes Werk, für dass man sich viel Zeit nehmen muss, in dem man auch zwischen den Zeilen lesen muss. Ein bedrückendes Drama, dass emotional mitreißt und zudem durch seine sprachliche Eleganz und tiefgründig gezeichneten Figuren punktet.
Realistisch gesehen hätte man in manchen Punkten sicher anders (oder überhaupt) gehandelt, aber dieses Werk ist kein “Problem-Lösung-Buch”, hier geht es eher um die persönlichen, zwischenmenschlichen Aspekte.
Meiner ganz persönlichen Einschätzung nach würde ich das Buch eher Jugendlichen ab 16 Jahren empfehlen.

© Rezension: 2014, Alexandra Zylenas

 

Und auch so bitterkalt – von Lara Schützsack, erschienen im KJB Fischer Verlag
Roman, Jugendbuch
2014 / Gebunden mit Schutzumschlag / 176 Seiten
ISBN13: 978-3-596-85619-0
Print: € 14,99 [D]* / eBook: € 12,99 [D] *Preis zum Zeitpunkt der Rezension


Quelle Coverbild: © Website KJB Fischer Verlag, mit freundlicher Genehmigung des Verlages.
Buch Zitate: © by Lara Schützsack

1 comment

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1 comment

glitzerfee 9. Mai 2014 - 7:26

Ich finde es beeindruckend wenn eine Autorin so viel in so wenig Text vermitteln kann.
Das klingt ja wirklich gut das Buch. Soltle ich mir mal vormerken.
Danke für deine Rezension.

Liebe Grüße
Vanessa

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