Rezension: Sommer ohne Schlaf | Bram Dehouck

by Sebastian Herz
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Ein idyllisches holländisches Dorf, wo die Jahreszeiten klaglos ineinander übergehen und die Einwohner in Frieden miteinander leben. Der Wind pfeift über die saftigen Felder von Blaashoek – da ist es nur einleuchtend, dass hier ein großer Windmühlenpark entstehen soll. Doch dann misslingt dem Metzger Herman Bracke seine berühmte Fleischpastete. Denn er bringt kein Auge mehr zu. Das Surren der Windmühlen raubt ihm den Schlaf. Und nachts bekommt man eine Menge mit. Dinge, die die lieben Nachbarn gerne für sich behalten hätten. Süße Geheimnisse, verbotene Liebschaften, schrullige Eigenarten. Und auf einmal gerät die Ordnung des Dorfes aus dem Lot. Die Emotionen kochen hoch. Aus Freunden werden erbitterte Feinde. Und dann geschieht der erste Mord …

Was passiert, wenn in einem vermeintlich idyllischen Dorf, in dem jeder zu jedem (zumindest oberflächlich) lieb und nett ist und keiner dem anderen etwas Böses will, eben plötzlich diese Oberfläche aufbricht und die freundliche Fassade zu bröckeln beginnt? Neid, Frustration und Schadenfreude bahnen sich ihren Weg, jahrelang angestauter Hass bricht hervor – und auf einmal mag man sich eben doch nicht mehr so sehr…

Bram Dehouk erzählt in seinem Roman von einem 200-Seelen-Dorf, dessen Idylle und Harmonie durch die Errichtung eines Windradparks erheblich aus den Fugen gerät. Nachdem Metzger Bracke durch die Windräder keinen Schlaf mehr findet, sorgt er für einen Lebensmittelskandal, der wiederum dem Postboten eine Anzeige wegen Pädophilie einbringt. Eine Verkettung von Missgeschicken und durch falsche Annahmen in die Welt gesetzte Gerüchte lassen eine Spirale der Gewalt entstehen, der letztendlich die Hälfte der Protagonisten des Romans zum Opfer fällt.

Wenn das eigene Leben missglückt, gibt es nichts Schöneres, als zu beobachten, wie das Leben anderer noch schlimmer fehlschlägt. ~ Zitat Seite 61

Persönliches Fazit:

Eine schwarze Komödie mit Krimielementen, bitterböse, zum Ende hin ein wenig zugespitzt, aber das stört nicht im Geringsten. „Sommer ohne Schlaf“ ist eine leicht zu lesende, amüsante Lektüre, die sehr gut die Vorurteile aufzeigt, die hinter den weißen Gardinen der vermeintlich netten Nachbarn schwelen.

© Rezension: 2014, Sebastian  Herz
 

Sommer ohne Schlaf
Bram Dehouck
btb Verlag - ISBN: 978-3-442-74670-5
Februar 2014
Taschenbuch, Broschur
240
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