Rezension || Das wirst du bereuen | Amanda Maciel

by Alexandra Stiller
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“Nichts von dem, was mit Emma passiert ist, geschah wegen mir. Ich meine, niemand von uns hatte was damit zu tun. Das war Emma selbst. Niemand hat das Seil für sie aufgehängt. Und es ist ja nicht so, dass Emma ein Unschuldslämmchen gewesen wäre. Ganz und gar nicht. ~ Zitat Sarah, Seite 10

http://www.luebbe.de/Buecher/Kinder/Details/Id/978-3-414-82406-6 Ein kleiner Einblick in den Klappentext:

“Alle Welt denkt, dass Emma Putnam sich umgebracht hat, weil wir sie Schlampe genannt haben – und nicht weil sie eine Schlampe war. Echt klasse.”

Sara und ihre beste Freundin Brielle müssen sich vor Gericht verantworten – angeklagt, ihre Mitschülerin Emma gemobbt und in den Tod getrieben zu haben. Dabei war es doch Emma, die sich an Saras Freund Dylan rangemacht hat. Ein kleiner Denkzettel über Facebook muss da schon drin sein, finden die Freundinnen. Doch dann verselbstständigen sich die Dinge und plötzlich ist Emma tot … (© Text- & Bildmaterial: Bastei Lübbe | Boje)


Meine Gedanken zu dem Buch:

Mit “das wirst du bereuen” setzt sich die Autorin gekonnt offen und realistisch mit dem heiklen Thema Mobbing an Schulen und in den Social Networks auseinander. Ein leider sehr brandaktuelles Thema, welchem meiner Meinung nach unbedingt noch mehr Beachtung geschenkt werden sollte.
Emma Putnam, die “neue” an der Highschool, ist ihren Mitschülerinnen ein Dorn im Auge, denn sie sehen, dass sie sehr beliebt ist bei den Jungs und Aussehen tut sie auch noch gut. Brielle und Sarah fühlen sich degradiert und fürchten um ihren eigenen “Rang” an der Highschool. Als Sarah ihren eigenen Freund an Emma verloren glaubt, handelt sie, und Brielle steht ihr dabei tatkräftig zur Seite. Sie schikanieren Emma, stellen sie blos, erstellen gefakte Facebook- und Twitteraccounts und fühlen sich gut dabei. Immerhin wollen sie ihr ja “nur” einen Denkzettel verpassen. Bis sich Emma Putnam das Leben nimmt…
Ich erlebte die Geschehnisse aus dem Blickwinkel von Sarah, einer der beiden Mobberinnen. Oft werden Geschichten bzw Erlebnisse dieser Art in Romanen aus Sicht der Opfer erzählt und man erhält selten Einblick in die Gedankenwelt der Täter. In diesem Roman sind die Rollen nun vertauscht. Dies empfinde ich als sehr positiv, denn es eröffnet dem Leser so ein wenig die Möglichkeit, zu verstehen, warum die Dinge passierten, was die Mobberinnen Sarah und Brielle dazu trieb, was in ihren Köpfen vorging. Hier wird man sehr schnell feststellen, dass es an der Schule als auch im Freundeskreis gewisse Hierachien gibt und auch Sarah in gewisser Weise ein Opfer ist – nämlich von ihrer vermeintlich besten Freundin Brielle, die Gefallen daran hat, ihr immer wieder von Neuem einen Floh ins Ohr zu setzen, sie anzustacheln, aufzubringen…
Und wo trifft man Teenager am besten? Wo ist ihr wunder Punkt? Genau, mit ihrer ersten Liebe!
Die Konkurrenz unter den Mädchen der Highschool ist enorm und ein jeder muss sich behaupten. Brielle bootet ihre “Konkurrentinnen” einfach aus und benutzt dafür geschickt Sarahs Gefühle und ihre Freundschaft. Subtile Manipulation, wie sie leider so oft an den Schulen vorkommt. Ganz nach dem Motto: “ziehst du nicht mit, kündige ich dir die Freundschaft, und das willst du doch nicht, oder??? …”
Das Ganze befreit Sarah natürlich nicht von ihrer Mitschuld an den Geschehnissen, aber man kann ein wenig verstehen, was sie bewegt, welcher Druck sie antreibt. Zu Beginn noch ignorant, auf ihr Recht pochend, ihre Unschuld bezeugend, merkt man doch, dass nicht alles verloren ist, dass da tief in ihr etwas nagt und an die Oberfläche möchte. Ein quälender, langwieriger Prozess, doch der eigene Verdrängungsmechanismus erlahmt und sie erlaubt sich selbst einen Blick über ihren persönlichen Tellerrand hinaus, welcher ihr nach und nach die Augen öffnet.
Amanda Maciel ist es ist es gelungen, ihre Charaktere facettenreich darzustellen, das innere Gefühlschaos von der Hauptprotagonistin Sarah nach außen und somit zu uns Lesern zu tragen. Die Geschehnisse schockieren, erscheinen aber ausnahmslos authentisch und (leider) gut vorstellbar. Die Autorin rollt quasi das Feld von hinten auf. Die Geschehnisse haben sich schon zugetragen und Sarah erzählt nun abwechselnd aus der Gegenwart, in der sie sich auf die anstehende Gerichtsverhandlung vorbereitet und aus der Vergangenheit, der Zeit an der Highschool mit Emma Putnam. Ein Stil, der mit sehr zusagt, denn auf diese Art und Weise erlebt man den Denkprozess von Sarah sehr bewusst mit.


Kurz & gut – mein persönliches Fazit

Mobbing ist leider heute Alltag mehr denn je und findet in den Schulen als auch in den Social Networks statt wodurch er noch viel größere Kreise zieht. Der Drang, besser/schöner/reicher/hipper/cooler zu sein, nimmt zu und die Aggressivität steigt. Amanda Maciel nimmt sich Zeit für dieses Thema und erschafft mit “Das wirst du bereuen” einen sehr ruhigen, aber äußerst realistischen und erschütternden Jugendroman, der einen zutiefst erschrockenen und nachdenklichen Leser zurück lässt. Ein Roman, der viel Diskussionsstoff bietet und sich daher sehr gut als Schullektüre eignet.
Wer ist Opfer? Wer ist Täter? Ist das Opfer vielleicht mitschuldig an den Geschehnissen? Wer hätte eingreifen können? Fragen über Fragen, die sich am besten in der Gruppe / in einer Leserunde / im Schulunterricht beantworten lassen. Gemeinsam und mit Toleranz. 

© Rezension: 2014, Alexandra Zylenas


Das wirst du bereuen / Amanda Maciel /  Bastei Lübbe Verlag, Boje

 Genre: Jugendroman- ab 14 Jahren
Juli 2014 / Hardcover / 300 Seiten / ISBN: 978-3-414-82406-6

1 comment

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Ellen 12. November 2016 - 12:46

Hallo Alexandra,

eine wirklich tolle Rezension! Ich finde deinen Vorschlag, dieses Buch in der Schule zu lesen sehr interessant, da ich auch finde, dass es ordentlich für Diskussionen sorgen kann. Mir hat es leider nicht so gut gefallen, da die Geschichte doch ein wenig oberflächlich geblieben ist und sich teilweise irgendwie im Kreis gedreht hat.

Ich habe dich übrigens in meiner Rezension verlinkt, wenn du nichts dagegen hast. 🙂

Liebste Grüße
Ellen
ahern-rowling-austen.blogspot.de

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