Rezension || Das Leben der Rebecca Jones | Angharad Price

by Sebastian Herz
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Rebecca Jones wird Anfang des letzten Jahrhunderts auf einer Farm in Wales geboren. Die Familie ihres Vaters hat seit über tausend Jahren das Land dort bewirtschaftet. Doch sie hat auch Gelehrte, Dichter und Übersetzer hervorgebracht. Eine ochsenblutrote Truhe im Haus birgt alte Ausgaben, eine Fundgrube für die wissbegierige Rebecca. Doch es sind Rebeccas Brüder, William und Gruff, die blind zur Welt kommen, und Lewis, der im Kindesalter erblindet, denen Bildung und Wissen zuteil werden. Ihre Behinderung führt sie aus dem Tal in eine akademische Welt außerhalb von Wales. Rebecca und ihr Bruder Bob bleiben zurück. Das Leben der Familie inmitten der malerischen Natur ist bescheiden und geprägt vom Rhythmus der Natur und der Landarbeit. Bob übernimmt die Farm, obwohl leidenschaftlicher Leser und politischer Aktivist. Rebecca arbeitet als Näherin und wird, unverheiratet und kinderlos, zum Anker der Familie.

Angharad Price wurde in Wales in der Nähe von Caernafon geboren. Sie ist Schriftstellerin, Kritikerin und Übersetzerin und unterrichtet Walisisch an der Bangor University. ›Das Leben der Rebecca Jones‹ ist ihr zweiter Roman, der bereits bei Erscheinen als erster walisischer Klassiker des 21. Jahrhunderts gerühmt wurde. Im Jahr 2012 feierte die Familie das tausendjährige Überdauern ihres Farmerlebens im Maesglau Valley. (Text und Bild: dtv Verlag)

 

 

„Das Leben der Rebecca Jones“ ist mit Sicherheit ein ungewöhnliches Buch. Manche würden es vermutlich als langweilig und fade abstempeln, doch für den Leser, der sich darauf einlässt, kann es ganz bezaubernd sein.

Angesiedelt im Wales des frühen 20. Jahrhunderts, handelt das Buch von Entbehren, unerfüllten Wünschen und einem, wie wir es heute sehen, schlichten und gottgläubigen Leben.

Rebecca wächst auf dem Hof ihrer Eltern in einem abgeschiedenen öden Tal auf. Es ist ein hartes Arbeiterleben und doch erleben sie und ihr älterer Bruder eine glückliche, gesunde und sorgenfreie Kindheit. Ihre jüngeren Brüder kommen blind zur Welt und werden von dem ersparten Geld der Eltern auf Schulen speziell für blinde Kinder geschickt. Sie verlassen das Tal und erhalten als einzige Familienmitglieder eine Ausbildung. Rebecca und ihr älterer Bruder sind somit dafür verantwortlich den elterlichen Hof fortzuführen und bleiben daher in dem Tal zurück. Rebecca selbst verlässt dieses ihr Leben lang nicht, bleibt unverheiratet und kinderlos. Sie widmet ihr Leben der Familie und dem Hof, lernt die Welt außerhalb des Tals nur durch Bücher kennen.

Beruhend auf der wahren Geschichte der Familie Jones, erzählt Angharad Price Rebeccas Leben von der Kindheit bis ins hohe Alter, mit den Veränderungen, die über die Zeit Einzug in das Tal erhalten. Daneben gibt es ausführliche Naturbeschreibungen, die das Tal direkt vor unseren Augen entstehen lassen. Somit wirkt das Buch auch eher wie ein Tatsachenbericht als wie ein Roman. Am Ende gibt es dann noch eine kleine Überraschung, die die Geschichte nochmal in ein anderes Licht rückt.

 

Persönliches Fazit

„Das Leben der Rebecca Jones“ ist definitiv kein Buch für die Masse. Aber wer ein ruhiges und unspektakuläres, aber dennoch anspruchsvolles Buch gerne liest, ist mit „Das Leben der Rebecca Jones“ gut beraten. Jedoch, wie bereits oben erwähnt, man muss sich darauf einlassen können.
Alles in allem fand ich es eine willkommene Abwechslung.

 

Das Leben der Rebecca Jones
Angharad Price
dtv Verlag - ISBN: 978-3-423-28038-9
Dezember 2014
Hardcover
176
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