Joseph Lloyd Carr (1912-1994) schrieb diese Geschichte bereits 1980. 1987 wurde sie mit Colin Firth verfilmt. Leider wurde der Film nicht übersetzt, der Roman ist jetzt aber erstmals auf Deutsch erschienen. Tom Birkin erinnert sich als alter Mann zurück an den Sommer im Jahr 1920, ein für ihn unvergesslicher Sommer. Sein Leben steckt zu der Zeit in einer schwierigen Phase. Seine Frau hat ihn für einen anderen verlassen und er kämpft mit den psychischen Auswirkungen seiner Erfahrungen als Soldat im Ersten Weltkrieg. Der Auftrag aus der Provinz, das Kirchengemälde freizulegen, kommt für ihn deshalb gerade richtig, um mal abzuschalten und Kraft zu tanken.
Die meisten Leute aus dem Dorf sind neugierig auf den Künstler aus London, auch die Frau des Pfarrers besucht ihn hin und wieder. Es drängt sich ihm die Frage auf, wie eine solch junge Schönheit an einen so knurrigen Kerl geraten ist. Er ist durchaus fasziniert von ihr, respektiert jedoch die Ehe und drängt sich ihr nicht auf.
Im Mittelpunkt des Romans steht aber nicht diese Verbindung, vielmehr geht es primär um Tom selbst und wie er durch seine Arbeit, das ländliche Umfeld und die neuen Bekanntschaften allmählich wieder die Füße auf den Boden bekommt. Immer wieder blitzen Erinnerungen an die brutalen Kämpfe des Krieges auf. Und doch gelingt es dem Autor, alles mit einer ganz besonderen Leichtigkeit zu beschreiben. Wer hat nicht auch schon einen solchen Sommer erlebt, der nie enden sollte. Diese Stimmung ist perfekt eingefangen mit einer stilsicheren und schnörkellosen Sprache.
PERSÖNLICHES FAZIT
© Rezension: 2016, Marcus Kufner
Roman
Dumont Verlag - ISBN: 9783832198350
2016
gebunden, 160 Seiten