Rezension: Die fünf Kriegerengel 1: Der Mond des Vergessens | Brian Lee Durfee

by Marcus Kufner
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Jovan, der älteste Sohn des gefallenen Königs, regiert – von immer schlimmeren Wahnvorstellungen besessen – über Gul Kana. Verzweifelt versuchen seine zwei Schwestern sich ihm entgegenzustellen. Jondralyn lernt mit allen Mühen und Qualen die hohe Kunst des Schwertkampfs, während Tala ein Geheimnis lüftet, das nicht nur die Familie, sondern das ganze Land zu zerstören vermag. Kann das Königreich sowohl die Gefahren von innen als auch die Bedrohung durch die neue Religion Raijaels überstehen? Und hat das Schicksal des jungen Nail etwas mit einer uralten Prophezeiung zu tun? [© Text und Cover: Klett-Cotta Verlag]

Was verspreche ich mir davon, wenn ich einen fast 900 Seiten starken Fantasy-Wälzer in die Hand (bzw. in beide Hände) nehme, der den Beginn einer neuen Reihe darstellt? Dass ich eintauchen kann in eine neue Welt voller Gefahren, Helden, Mythen und Abenteuer, in eine Geschichte, die mich fesselt. Soviel vorneweg: „Der Mond des Vergessens” hat diese hohen Erwartungen nicht enttäuscht!

Manche Genrevertreter jonglieren gekonnt mit vielen Handlungssträngen, die sich immer wieder überschneiden oder sich zu einem dramatischen Finale zusammenfinden. Das macht der erste Band der fünf Kriegerengel nicht. Die Geschichte spielt nur in zwei bis drei Lokationen, was es recht einfach macht, der Handlung zu folgen. Auch wenn ich die Kunstfertigkeit mancher Autoren sehr bewundere, ist mir diese weniger komplexe Art zwischendurch durchaus angenehm. Aber wer weiß, vielleicht ändert sich das noch in den folgenden Bänden.

Nail hadert mit seinem unbedeutenden Dasein. Als siebzehnjähriger Junge unbekannter Herkunft zählt er in der Welt von Gul Kana wenig. Täglich muss er sich mit seinem Meister herumplagen, der in den Bergen ziemlich erfolglos nach Gold schürft. Klar, dass sich sein Leben schon bald ändern wird und ganz neue Herausforderungen für ihn bereithält. Er entwickelt sich als ein sehr glaubhafter Held. Keiner, der mit goldener Rüstung allwissend über seine Feinde herfällt. Er ist einer, der auf sein Gewissen und seine Gefühle vertraut und dabei auch Fehler macht. Das macht ihn sehr authentisch.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

In Amadon, der Hauptstadt von Gul Kana, regiert der noch recht junge König Jovan mehr schlecht als recht über sein Reich. Wie es sich für das Zentrum der Macht gehört, wimmelt es dort geradezu von Leuten, die durch Lügen und Intrigen das Schicksal in ihre Richtung drehen wollen. Es ist spannend, dahinter zu kommen, wer was beabsichtigt und wodurch die Ziele erreicht werden sollen. Das ist auch für die Schwestern des Königs ein Ritt auf der Rasierklinge. Jovan ist recht launisch und scheint seine Entscheidungen entsprechend willkürlich zu treffen. Der einzige, auf den er bedingungslos hört, ist der Großvikar.

Religion spielt generell eine große Rolle. Vor jedem Kapitel stehen Zitate aus heiligen Büchern, die mir die Hintergründe gut erläutern. Viele Zeichen und Gebärden erinnern an das Christentum. Das wird ja in Romanen gerne als Grundlage verwendet und abgewandelt. So auch hier. Bei dem Krieg, der das Land bedroht, geht es auch nicht nur um Macht, es ist auch der Unterschied des Glaubens, der den Hass zwischen den Parteien schürt.

„In den Gestank von verbranntem Fleisch mischte sich das süßliche Aroma von Hass und Angst. Niemals würde Ava diesen ekelerregenden Geruch des Todes vergessen.” (S. 312)

Zimperlich geht es nicht gerade zu bei den fünf Kriegerengeln. Da gibt es auch mal brutale und blutige Szenen. Das wirkt auf mich genauso schrecklich wie auf unsere Helden. Ihre gnadenlosen Feinde rufen damit eine herzliche Abneigung hervor.

 

 

 

 

 

 

Brian Lee Durfees Schreibweise ist sehr bildhaft. Damit erschafft er eine lebendige Fantasywelt mit Helden, deren Schicksal ich gerne verfolge, mit vielfältigen Völkern und Wesen, einer packenden Legende und mit allem, was sonst noch dazugehört wie Liebe, Tod, Verrat, Hoffnung, Verzweiflung und vor allem Mut. Ich bin froh, dass das Buch nicht mit einem bösen Cliffhanger endet. Allerdings bleiben viele Fragen offen. Ich bin also jetzt schon scharf auf den zweiten Teil!

Persönliches Fazit

“Der Mond des Vergessens” liefert das, was ich von einem Fantasyschmöker erwarte: eine faszinierende Welt, in die ich mit ihren Helden eintauchen kann und spannende und dramatische Abenteuer erlebe. Dazu noch jede Menge Intrigen und eine Legende um mächtige Waffen und Edelsteine. Bitte bald mehr davon!

© Rezension: 2018, Marcus Kufner

Der Mond des Vergessens
Die fünf Kriegerengel (Band 1)
Brian Lee Durfee (Aus dem Amerikanischen von Andreas Heckmann)
Fantasy
Klett-Cotta Verlag - ISBN: 9783608961416
2018
gebunden, 888 Seiten
1 comment

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1 comment

Hobbitpresse 16. April 2018 - 10:13

Was für eine tolle Rezension! Danke dir lieber Markus, liebe Grüße von der Hobbitpresse

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