
Das Pahiyas Festival in Lucban, Philippinen – © Foto: Mike Liwanag
Mabuhay from the Philippines!
Im Rahmen meiner Reise in das diesjährige Ehrengastland der Frankfurter Buchmesse (siehe mein erster Reisebericht hier), führte mich mein Weg auch nach Lucban – einen Ort, der nicht nur durch seine Lage am Fuße des Mount Banahaw beeindruckt, sondern vor allem durch ein Fest, das tief in der Kultur der Region verankert ist: das Pahiyas Festival.
Das Pahiyas Festival in Lucban: ein Fest des Dankes
„Pahiyas“ stammt vom Wort „payas“, was so viel bedeutet wie „schmücken“ oder „verzieren“. Das Pahiyas Festival findet traditionell jedes Jahr am 15. Mai statt – am Festtag von San Isidro Labrador, dem Schutzpatron der Bauern. Es ist ein eintägiges Fest, das den Höhepunkt einer intensiven Vorbereitungszeit bildet. Schon Tage vorher beginnen die Bewohner:innen, ihre Häuser zu dekorieren, Märkte entstehen, erste Programmpunkte stimmen auf das Kommende ein.
Der Ursprung reicht zurück bis ins 15. Jahrhundert: Die Menschen brachten früher ihre Ernte zur Kirche, um sie segnen zu lassen. Als der Platz nicht mehr ausreichte, begannen sie, ihre Häuser selbst zu schmücken – mit dem, was sie geerntet hatten. Der Priester kam vorbei und segnete die Gaben vor Ort. Aus dieser Tradition ist im Laufe der Zeit eines der eindrucksvollsten Feste des Landes entstanden.
Doch es geht um mehr als um Dank. Das Pahiyas Festival ist ein lebendiger Ausdruck von Identität und ein Zeugnis dafür, wie eng Gemeinschaft, Glaube und Natur aufeinander bezogen sind.
Dekoration als kulturelle Erzählung
Heute verwandelt sich Lucban am Festivaltag in ein einziges großes Gesamtkunstwerk. Die Bewohner:innen von Lucban schmücken ihre Hausfassaden mit viel Liebe zum Detail: Reisbündel, Mais, Knoblauch, frisches Gemüse und Früchte hängen dicht an dicht. Besonders auffällig sind aber die farbenfrohen Reiswaffeln namens Kiping. Sie bestehen aus Reismehl, werden mit natürlichen Farben eingefärbt und erinnern in ihrer Konsistenz an knusprige Waffeln. In kunstvollen Mustern arrangiert, sind sie das Markenzeichen des Festivals.
Hinter jeder Dekoration stehen Tage, manchmal Wochen an Vorbereitung. Die Gestaltung folgt keinem festen Muster – jede Familie entscheidet selbst, wie sie sich ausdrücken möchte. Das Ergebnis: Eine begehbare Galerie unter freiem Himmel, in der jede Fassade eine eigene Geschichte erzählt.
Die aufwendigsten Dekorationen bleiben nicht unbeachtet: Eine Jury zieht durch die Straßen, schaut genau hin und zeichnet die beeindruckendsten Gestaltungen aus. Kreativität, handwerkliches Geschick und Materialwahl stehen dabei im Mittelpunkt. Diese Auszeichnung ist weit mehr als ein Wettbewerb – sie ist eine Form der Anerkennung für all die Mühe und Hingabe, die in jedem Detail steckt.
Getragene Tradition: Der Parikitan-Wettbewerb
Ein weiteres Highlight ist der sogenannte Parikitan-Wettbewerb, bei dem traditionelle Trachten präsentiert werden. Ich habe die Chance genutzt und mir von Teilnehmer:innen etwas über die Hintergründe und Tradition erzählen lassen: Die Kostüme sind keine Alltagskleidung, sondern kunstvolle Kreationen, meist gefertigt aus Naturmaterialien wie Reisstroh, Bananenfasern, getrockneten Früchten oder Kiping.
Sie werden von lokalen Designer:innen und Kunsthandwerker:innen entworfen, oft in enger Zusammenarbeit mit den Träger:innen selbst. Die Präsentation in Form einer Parade erfolgt meist paarweise, feierlich und voller Ausdruck. Auch hier geht es nicht um Show, sondern um kulturelle Identität. Um Weitergabe, Stolz und Verbundenheit.
Die Jury schaut genau hin: Sie bewertet Authentizität, Materialwahl, handwerkliche Ausführung und die Wirkung der Präsentation. Dabei sind der Kreativität keine Grenzen gesetzt – gerade das macht den Wettbewerb so lebendig. Er gehört fest zum Festival und bringt Generationen zusammen, verbindet traditionelles Wissen mit neuen Ideen und Ausdrucksformen.
Kulinarisches Erbe: Lucban zum Kosten
Auch kulinarisch erzählt Lucban viel über sich selbst. Überall sind Stände mit Köstlichkeiten aus der Region zu finden und ich habe natürlich auch hier nachgehakt, was typischerweise angeboten wird:
“Tagay!” – mit diesem Ruf und einem kleinen Glas Tuba wurden wir bei unserer Ankunft in Lucban willkommen geheißen. Beim Pahiyas Festival gehört Tuba – der traditionelle philippinische Kokospalmwein – zum kulinarischen Erbe wie Kiping zur Dekoration.
Lucban Longganisa ist wohl die bekannteste Spezialität der Stadt – eine kleine, würzige Knoblauchwurst mit einem charakteristischen Hauch von Essig. Sie ist kräftig gewürzt, leicht säuerlich und wird traditionell in der Sonne getrocknet, bevor sie gegrillt serviert wird. Während des Festivals sieht man sie nicht nur auf den Tellern, sondern auch als Dekoration – aufgefädelt zu Girlanden, die an Fenster und Balkone gehängt werden. Sie steht sinnbildlich für das kulinarische Selbstverständnis der Region: einfach, herzhaft und charaktervoll.
Ein weiteres typisches Gericht ist Pancit Habhab, ein Nudelgericht mit Wurzeln in der Region Quezon. Es wird aus Miki-Nudeln zubereitet, die mit Gemüse, Fleisch, Sojasauce und etwas Essig verfeinert. Traditionell wird es direkt in einem Bananenblatt serviert und ohne Besteck gegessen. Der Begriff „habhab“ beschreibt dabei die Art des Essens selbst – direkt mit dem Mund, ohne Umwege.
Und natürlich immer wieder Kiping: mal gegrillt, mal knusprig frittiert, mal einfach als Zierde. Diese Reiswaffeln stehen für das, was das Pahiyas Festival ausmacht: Kreativität, Verbundenheit zur Natur, gemeinschaftliches Tun.
Mehr als ein Festival
Das Pahiyas Festival ist ein Spiegel gelebter Kultur, ein Bekenntnis zur Herkunft, zur Natur und zur Gemeinschaft. Es zeigt, wie tief verwurzelt Tradition sein kann – und wie viel Raum sie dabei für Neues lässt. Zwischen handgefertigten Kostümen, kunstvollen Hausfassaden und herzlicher Gastfreundschaft entsteht ein Erlebnis, das weit über das Visuelle hinausgeht.
Ein Tag voller Eindrücke, Farben und Geschichten – und einer, den ich nicht so schnell vergessen werde. Vieles lässt sich in Worten beschreiben – aber manche Eindrücke entfalten ihre Wirkung am stärksten im Bild. Deshalb folgen hier noch einige Impressionen:
Ehrengastland Philippinen: weiterlesen, weiterhören, weiterschauen
Die Philippinen präsentieren sich als Ehrengastland der Frankfurter Buchmesse 2025. Wer tiefer eintauchen möchte, findet aktuelle Informationen und Veranstaltungshinweise unter:
🔗 Website: philippinesfrankfurt2025.com
📸 Instagram: @philippinesfrankfurt2025
📘 Facebook: PhilippinesFrankfurt2025
Auch auf meiner eigenen Instagram-Seite @alex_coffee_books habe ich viele Eindrücke dieser Reise gesammelt – Bilder und Stories, kurze Notizen, literarische Schnappschüsse. All das findet ihr in den Highlights und im Feed.
2025, © Alexandra Stiller
Photo Credits: © Foto: Mike Liwanag / Photo Courtesy: Philippine Guest of Honour #FBM25
Quellen & weiterführende Informationen: Offizielle Festival-Website: lucbanpahiyas.com
Transparenz: Die Pressereise erfolgte auf Einladung – Organisiert wurde sie als Teil des offiziellen Rahmenprogramms zum Ehrengastauftritt der Philippinen auf der Frankfurter Buchmesse 2025 – in enger Zusammenarbeit mit der National Commission for Culture and the Arts (NCCA), dem National Book Development Board (NBDB) und dem philippinischen Außenministerium.
2 comments
Sehr schöner Beitrag, tolle Bilder. Da wäre ich auch gerne mal dabei.
Vielen Dank! Das war schon wirklich eine ganz besondere Erfahrung. Nächste Reiseplanung: Philippinen! 🙂
Liebe Grüße, Alexandra