Rezension: Fern wie Sommerwind | Patrycja Spychalski

by Alexandra Stiller
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So viele Leben wie Funken im Meer … und eine Liebe am Strand!


Titel: Fern wie Sommerwind
Autorin: Patrycja Spychalski
Verlag: cbt Verlag
Genre: Jugendroman
Empfohlenes Alter: ab 13 Jahren
Format: Kindle Edition
Dateigröße: 469 KB
Seitenzahl der Print-Ausgabe: 256 Seiten
ISBN: 978-3-570-30863-9
Erscheinungsdatum: 13. Mai 2013

Ein Blick in den Klappentext:

Ganz ehrlich! Noras größtes Problem ist, dass sie sich ihr Leben lieber vorstellt – in den verrücktesten Visionen ihrer Zukunft -, als es einfach zu leben. Doch jetzt kommen die letzten Ferien, der Sommer der großen Entscheidungen. Nora verbringt ihn an einem hübschen Badeort am Meer und jobbt als Drachenverkäuferin am Strand. Neben dem Kaffeemädchen und den Eisverkäufern ist da auch noch Popcornjunge Martin, mit dem schönen Lächeln und dem sonnengelben Haar. Als Martin sich immer wieder in Noras Tagträumereien verirrt, wird klar: Wenn es um ihn geht, sollte das Leben auf keinen Fall nur im Kopf stattfinden …


Meine Gedanken zu dem Buch:

Patrycja Spychalski veröffentlichte nach “Ich möchte dich so gerne küssen” nun ihren zweiten Jugendroman “Fern wie Sommerwind” für junge LeserInnen ab dreizehn Jahren. Aber was den jungen Leseratten Lesefreude bereitet, kann ja für die erwachsenden Leseeulen definitiv nicht schlecht sein, dachte ich mir und warf, als ich dieses Buch entdeckte, einen Blick auf den Klappentext … und verspürte irgendwie sofort das Bedürfnis, gleich weiterzulesen! Gesagt – getan, und schon war das eBook auf meinem Reader geladen.
Ich erwartete einen locker-leichten Sommerroman, ja vielleicht sogar so eine Art Roadtrip, und wurde hier auch in keiner Weise von der Autorin enttäuscht. Ich begleitete die siebzehnjährige Protagonistin Nora auf ihre Reise an die Ostsee – kein Roadtrip in dem Sinne, sondern eher einen Selbstfindungstrip auf dem Weg zum Erwachsenwerden. Nora steht kurz davor, in ihrem Leben wichtige Entscheidungen zu treffen. “Wer bin ich?, was will ich mal werden?, was will ich erreichen?” Sind nur ein Teil der Fragen, die sie sich stellt und die ihr wahrlich Kopfzerbrechen bereiten. Denn anders als viele ihrer Bekannten in ihrem Alter hat sie momentan keinerlei Vorstellungen von ihrem späteren Leben. Und so ergreift sie erst einmal die Flucht nach vorne und reist – zum ersten Mal ohne Eltern – an die Ostsee, um einen Ferienjob als Drachenverkäuferin am Strand anzunehmen und um Zeit zum Nachdenken zu haben. Wohnen kann sie bei Frau Mertens, einer freundlichen älteren Dame, die in der Sommerzeit gerne ein Zimmer an junge Mädchen vermietet.
Das anfänglich zögerliche Miteinander mit Irmi (sie bietet Nora gleich das Du an) entwickelt sich zu einer schönen Freundschaft. Doch aus dieser Freundschaft geht für Nora später auch eine schwere Lebensprüfung hervor. Freunde findet sie allgemein sehr leicht auf der Insel und ehe sie sich versieht, wird aus einer Freundschaft – nämlich die zu Martin – schon eine zaghafte Verliebtheit. Aber kann sie das zulassen? Was, wenn er sich eigentlich gar nicht für sie interessiert? Was, wenn er sie langweilig findet? Was wäre wenn…? Fragen über Fragen, die sich Nora immer wieder stellt. Fragen, die ihr Kopfschmerzen bereiten, die sie wiederum zu den Paracetamol greifen lassen, die immer in ihrer Tasche stecken. Zu viele Paracetamol … Zu viele Fragen… Dabei muss sie aufpassen, dass sie vor lauter Grüblerei und Fragen nicht das wahre Leben und dessen Chancen verpasst.
“Kopfschmerzen kommen von Kopfzerbrechen. Sich um alles und jeden Gedanken machen und sorgen. Sich unter Druck setzen. Alles immer richtig machen wollen. Nicht frei sein … mit sich selbst. ”
Zitat Irmi, Pos. 30
Noras Kopfschmerzproblem wächst ihr im wahrsten Sinne über den Kopf und ihr Tablettenverbrauch steigert sich, ich würde es schon fast als Missbrauch bezeichnen. Nora fühlt sich wohl, wenn der Kopf plötzlich dumpf wird, der Schmerz nachlässt und ein Gefühl des Schwebens hinterlässt. Wieder einmal flüchtet sie vor Entscheidungen, vor sich selbst. Der Autorin ist es hier sehr gut gelungen, eine Problematik anzusprechen und zu verarbeiten – und was am Wichtigsten ist: Sie, bzw. Nora bietet den Lesern am Ende auch eine Lösung dazu, die mir sehr gut gefallen hat!
Geschrieben wird die Geschichte aus Sicht von Nora in der Ich-Perspektive. Dies gewährte mir als Leserin natürlich einen enormen Einblick in ihre Gedankenwelt und vor allem in ihre Tagträumereien, ihren Fantasien. Denn dies ist ein ganz besonderes Merkmal dieses Buches. Zum einen erleben wir Noras Sommer an der Ostsee, zum anderen tauchen wir immer wieder ein in eine weitergesponnene Fantasie, die ihrem Kopf entspringt. Denn Nora spielt im Kopf gerne das “was-wäre-wenn”- Spielchen und stellt sich selbst in allen möglichen Zukunftsversionen vor, spielt mögliche Szenarien des Lebens vor ihrem inneren Auge ab. Das faszinierte mich, denn hier konnte ich mich sehr gut mit Nora identifizieren, denn diese Fantasiereisen trete ich heute noch sehr gerne an.

Kurz & gut – mein persönliches Fazit

Sonne, Strand & Meer verspricht schon das schöne Cover des Buches. Aber Patrycja Spychalski präsentiert ihren Lesern nicht nur dieses schöne Summerfeeling, sondern würzt das Ganze mit einer wunderbar zarten Liebesgeschichte und einer ordentlichen Portion Gedankenkino. Dieses Buch verspricht Sommerlaune pur und doch regt es definitiv auch zum Nachdenken an, macht subtil aufmerksam auf die Sorgen und Nöte junger Menschen auf dem Weg zum Erwachsenwerden. Ein sehr unterhaltsamer Jugendroman, der definitiv Reisefieber auslöst, der für Spass und gute Laune sorgt, der aber auch das wahre Leben zeigt – und nicht nur den Ponyhof davon. Eine sehr gelungene Mischung! Von mir gibt es eine klare Leseempfehlung.


© Rezension: 2013, Alexandra Zylenas 


Über die Autorin:

Patrycja Spychalski, geboren 1979 in Starogard, Polen, zog im Alter von neun Jahren mit ihren Eltern nach Berlin. Nach dem Abitur absolvierte sie eine Schauspielausbildung, wandte sich dann aber einem ganz anderen Bereich zu: Seit 2002 arbeitet sie in vielfältigen sozial-kulturellen Projekten mit Kindern und Jugendlichen. Sie schrieb schon mehrere Kurzgeschichten für Anthologien, bevor sie ihren ersten Roman „Ich würde dich so gerne küssen” verfasste. Ihre große Liebe gilt der Rockmusik – selbstverständlich neben ihrem Freund, ihrem kleinen Sohn Juri und ihren beiden neurotischen Katzen, mit denen sie in Berlin lebt.


1 comment

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Fantasie und Traeumerei 31. Oktober 2013 - 13:40

Hey,

“Fern wie Sommerwind” mochte ich auch total gern. P. Spychalski ist es richtig gut gelungen mich zu unterhalten und gleichzeitig hat sie mich berührt. Wie ein leichter Sommerwind 😉

LG Nanni

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