Rezension | Joyland | Stephen King

by Alexandra Stiller
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Auf verhängnisvolle Weise kreuzen sich in einem kleinen Vergnügungspark die Wege eines untergetauchten Mörders und eines Kindes. Und mitten im sich überschlagenden Geschehen steht ein junger, unschuldiger Student und weiß: Irgendwann ist es mit der Unschuld vorbei. Irgendwann hört jeder Spaß auf.

Um sich sein Studium zu finanzieren, arbeitet Devin Jones während der Semesterferien im Vergnügungspark Joyland an der Küste von North Carolina. Drei Dinge sind es, die ihn im Laufe des Sommers 1973 vor allem beschäftigen: Seine große Liebe Wendy gibt ihm per Brief den Laufpass. In der Geisterbahn Horror House soll es spuken, nachdem dort ein Mädchen ermordet wurde. Und er fragt sich, welches Geheimnis sich wohl hinter der schönen jungen Frau mit ihrem behinderten Sohn verbirgt, an deren Strandvilla er jeden Tag vorbeikommt. Vom unbekümmerten Schaustellerleben in Joyland fasziniert, verlängert Devin seinen Aufenthalt. Mit seinen neugierigen Nachforschungen tritt er jedoch eine Lawine von Ereignissen los, bei denen es schließlich um Tod oder Leben geht …

“1973 war das Jahr der Ölkrise, das Jahr, in dem Richard Nixon erklärte, er sei ein ehrlicher Mann, das Jahr, in dem Edward G. Robinson und Noël Coward starben. Und es war Devin Jones’ verlorenes Jahr.
Ich war einundzwanzig, Jungfrau und hatte literarische Ambitionen. Ich besaß drei Paar Bluejeans, vier Paar Unterhosen und einen heruntergekommenen Ford (mit einem einwandfreien Radio), dachte hin und wieder über Selbstmord nach und hatte ein gebrochenes Herz.
Toll, was?”

Stephen Kings Bestseller Der Anschlag – seine Zeitreise in die Sechzigerjahre – wurde von der Kritik einhellig in höchsten Tönen gelobt. In Joyland nun nimmt der Autor den Leser auf einen Trip in die Siebzigerjahre mit. Der Protagonist Devin Jones – der ich-Erzähler dieses Romans – blickt mit seinen mittlerweile sechzig Jahren auf seine Jugend zurück und lässt uns daran teilhaben. Mit 21 heuert er in den Semesterferien in einem Vergnügungspark an der Küste von North Carolina an. Gerade von seiner großen College-Liebe Wendy versetzt, ist er bitter enttäuscht und das Herz des jungen Mannes ist gebrochen. Mit der Arbeit in Joyland will er sich ablenken und auf andere Gedanken kommen.

Joyland hält viel Arbeit für die Devin – im Park von allen Jonesy genannt- und seine Freunde bereit und das tut ihm gut. Er nimmt sogar freiwillig des verhasstesten Job an und schlüpft mehrmals täglich in die Verkleidung von Howie the Happy Hound, das Maskottchen von Joyland. Howie war der Hund von Bradley Esterbrook, dem Erbauer von Joyland. Er freut sich, wenn die Kinder glücklich um ihn herum tanzen und er vergisst seine eigenen Sorgen für einen Moment. Zudem fällt er Mr. Esterbrook positiv auf, was ihm später sehr von Nutzen ist.

Natürlich hören die Freunde auch von den Geistergeschichten, die man sich erzählt. In der Geisterbahn soll es spuken… Das junge Mädchen Linda Grey soll in eben dieser Bahn von ihrem anfreunden ermordet worden sein. Aber Geistergeschichten sind Geistergeschichten…man glaubt sie oder eben nicht. Doch Jonesy wird mit der Zeit immer skeptischer. Was ist wirklich dran an dieser Geschichte?

Auf seinem Weg zur Arbeit trifft er jeden Tag einen kleinen Jungen im Rollstuhl, der mit seiner Mutter immer an der fischen Luft ist und er ihm immer fröhlich zuwinkt. Mike leidet an einer besonderen Form von Muskelschwund. Die Duchenne-Krankheit, die die Betroffenen oft nicht älter als zwanzig werden lässt. Und dies ist ihm mit seinen zehn Jahren durchaus sehr bewusst. Er weiß, dass er sterben wird und sein Wunsch ist es, Drachen steigen zu lassen – und endlich Joyland zu besuchen. Täglich kann er das Riesenrad sehen und er möchte unbedingt sehen und erleben, was den Menschen solch ein Vergnügen bereitet. Er möchte auch noch etwas anderes in Joyland tun, was er aber niemandem verrät…

Grandiose, facettenreich gestaltete Protagonisten und ein nostalgischer Flair, der mich persönlich vollkommen verzauberte. Stephen King kann so bildhaft erzählen wie kein anderer. Ich sah dieses Joyland der Siebzigerjahre genau vor meinem geistigen Auge. Die Fahrgeschäfte, die Kleidung der Angestellten, ich konnte fast das Popcorn riechen. Die Handlungsstränge um den liebenswerten Jungen Mike und um die Geschehnisse in Joyland fließen gekonnt ineinander und enden zuletzt in einem fulminanten Finale. Man erkennt einen Stephen King einfach sofort, nachdem man die ersten Seiten gelesen hat. Einfach ein unverwechselbarer und faszinierender Schreibstil.

“Wir verkaufen keine Möbel. Wir verkaufen keine Autos. Wir verkaufen kein Land, keine Häuser, keine Rentenfonds. Wir haben kein politisches Programm.
Wir verkaufen Spaß. Vergessen Sie das nie.” – Zitat Seite 51

 

Kurz & gut – mein persönliches Fazit

Joyland ist ein wunderbarer, nostalgisch angehauchter Thriller mit einem Touch Übersinnlichem, der mich von der ersten bis zu letzten Seite vollkommen faszinierte. Ich liebe Stephen King´s  Werke einfach, da er so vielfältig, facettenreich und abwechslungsreich schreibt. Viele verbinden mit Stephen King automatisch Horror. Klar, er ist der absolute Meister des Horror, aber er kann auch ganz anders – wie er mit Joyland wieder einmal bewiesen hat. Kein Gemetzel, kein großes Blutvergießen … Hier wird auf subtile Spannung und leisen Schrecken gesetzt, die sich so steigert, dass man kaum das Buch zur Seite legen kann. Chapeau, Mr. King!

© Rezension: 2014, Alexandra Zylenas
3 comments

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3 comments

Carly Gencer 14. März 2014 - 7:10

Schöne Rezension 🙂
Ich habe einige Stephen King Romane wirklich gemocht, aber “LOVE” fand ich überhaupt nicht gut. Das war ein Buch, das ich irgendwie nicht verstanden habe und für mich hatte es keine wirkliche Handlung.
Daher zögere ich noch bei “Joyland”.

Liebe Grüße
Carly

Reply
All Around Books 14. März 2014 - 17:36

“Joyland” steht auch noch auf meiner Wunschliste. Die Rezension sagt so einiges aus – ich muss es dann wohl auch endlich bald mal lesen 🙂
Liebe Grüße,
Anja

Reply
buecherphilosophin 15. März 2014 - 11:57

Bei mir ist “Joyland” leider auf ganzer Linie durchgefallen. Meiner Meinung nach hat sich Stephen King viel zu sehr mit den Kuriositäten und dem Alltag des Schaustellers aufgehalten, um Spannung aufzubauen, die auf mich überspringen hätte können. Ich persönlich lese Stephen King um einiges lieber, wenn er Horror schreibt.

LG, Katarina 🙂

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