Kultur erleben: Ein Abend mit Mari Ichihashi – Magische Klaviermomente

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Liebe Leser*innen,

mit großer Freude darf ich heute die neue Rubrik Kultur erleben hier auf Buecherkaffee.de eröffnen. Es ist für mich eine Ehre, diese Reihe mit einem Erlebnis zu beginnen, das mich tief bewegt hat: einem unvergesslichen Klavierabend mit der Pianistin Mari Ichihashi, den ich im Rahmen der Konzertreihe Weltklassik am Klavier im Bad Rappenauer Wasserschloss erleben durfte. Dieser Abend hat mir einmal mehr gezeigt, wie bereichernd es ist, Kultur hautnah zu erleben – und genau diese Erfahrung möchte ich nun mit euch teilen.

Mari Ichihashi vereint technische Brillanz mit einer tiefen emotionalen Intensität.

Sie ist eine beeindruckende Künstlerin, die es versteht, das Publikum mit einer Mischung aus mysteriöser Ausdruckskraft und glasklarer Präzision zu fesseln. Geboren 1997 in Nagoya, Japan, begann sie ihre musikalische Ausbildung an der renommierten Tokyo University of the Arts. Seit 2021 lebt und studiert sie in Mannheim, wo sie an der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst unter der Anleitung von Prof. Wolfram Schmitt-Leonardy ihre solistische Ausbildung fortsetzt.

Durch die Teilnahme an zahlreichen Meisterkursen bei international renommierten Pianist*innnund Pädagog*innen wie Hiroko Nakamura, Boris Petrushansky und Victor Rosenbaum hat Mari Ichihashi ihre Technik weiter verfeinert und ihr musikalisches Ausdrucksvermögen erweitert. Ihre noch junge, aber bereits sehr erfolgreiche Karriere ist von beachtlichen Erfolgen gekrönt, darunter der 1. Preis beim Internationalen Musikwettbewerb in Verona 2022 und der 2. Preis beim 24. Pietro Argent Klavierwettbewerb 2022.

Weltklassik am Klavier – Mari Ichihashi – Die Reise des Klanges

An diesem Abend durften wir eine beeindruckende Auswahl klassischer Meisterwerke erleben:

• Franz Schubert: Klaviersonate (posth.) A-Dur D 664 op. 120
  Schuberts A-Dur-Sonate eröffnete den Abend mit ihrer charakteristischen Leichtigkeit und melodischen Schönheit.
• Claude Debussy: Estampes
  1. Pagodes
  2. La soirée dans Grenade
  3. Jardins sous la pluie
• Alexander Skrjabin: Walzer As-Dur op. 38
  Skrjabins Walzer in As-Dur brachte eine Mischung aus Eleganz und leidenschaftlicher Intensität auf die Bühne. Mari Ichihashi verlieh diesem Werk mit ihrer einfühlsamen Interpretation eine besondere Tiefe.
• Franz Liszt: Sonate h-moll S.178
  Mari Ichihashi meisterte die anspruchsvollen Passagen mit beeindruckender Klarheit und Gefühl, was das Publikum in den Bann zog und für einen eindrucksvollen Abschluss des Konzerts sorgte.

Mari ichihashi gab uns Zuhörer*innen auch einige Tipps an die Hand, um die gespielten Stücke noch intensiver geniessen zu können. Als ich nach der Aufführung mit ihr sprach, erlaubte sie mir, diese Tipps auch an meine Leser*innen weiterzugeben. Ich möchte sie daher an dieser Stelle zitieren: 

„Estampes von C.Debussy”

„Estampes” ist französisch und bezeichnet einen Holzschnitt oder einen Kupferstich. Claude Debussys Estampes stellen unterschiedliche Orte dar.

Es besteht aus drei Stücken: Das erste spiegelt die orientalische „Gamelan-Musik” wider, die mir sehr vertraut ist, da ich aus Asien komme. Das zweite hat einen Habanera-Rhythmus, eine maurische Melodie, Gitarrenklänge und Musik, die an Granada in Spanien erinnert, und das dritte handelt von Regen, der auf eine Gruppe von Bäumen in einem Garten fällt.

Interessant ist auch, dass Debussy nie im Orient oder in Spanien war. Debussy sagt dazu: “Wenn man sich eine Reise nicht leisten kann, muss man sie durch Fantasie ersetzen.” Übrigens war ich auch nie in Spanien oder Indonesien, also musste ich die Stücke mit meiner Fantasie nachempfinden. Ich hoffe, Sie genießen die Atmosphäre oder fühlen sich sogar nach Bali oder in die Alhambra versetzt.

„h-moll Sonate von F.Liszt”

Franz Liszt widmete Robert Schumann diese großartige Sonate als Dank dafür, dass Schumann Liszt die Fantasie op.17 widmete.

Letztes Jahr, als ich Schumanns Fantasie hier in Weltklassik aufgeführt habe, habe ich Ihnen erklärt, dass dieses Stück komponiert wurde, um Beethoven ein Denkmal zu setzen, und Liszt war einer der Initiatoren dieses Projekts. Ist es nicht sehr rührend, dass zwei Werke von Liszt und Schumann, beide Bewunderer Beethovens, einander gewidmet sind?

Und obwohl Liszt selbst keinen Namen für das Werk hinterlassen hat, sind verschiedene Interpretationen vorgeschlagen worden, insbesondere die, die das Werk mit Goethes Faust in Verbindung bringt, was wohl unter Liszts Schülern damals sehr beliebt war.

Das bedeutet, die Sonate ist eine musikalische Darstellung der Faust-Saga, wobei Faust, Gretchen und Mephisto die Hauptfiguren darstellen. Achten Sie doch beim Zuhören darauf, ob Sie Faust im Stück wiedererkennen.

Ein klassisches Klavierkonzert ist weit mehr als nur eine musikalische Darbietung.

– es ist ein intensives Erlebnis, das uns auf eine emotionale Reise mitnimmt. Die Magie beginnt bereits in dem Moment, in dem die Stille vor dem Auftritt einkehrt. Die Spannung ist beinahe greifbar, und ich spüre förmlich, wie der Raum in Erwartung des ersten Tons den Atem anhält.

Ein Klavierkonzert ist für mich wie ein tiefes Gespräch zwischen der Künstlerin und uns im Publikum. Jeder Anschlag der Tasten, jede Nuance des Klangs und jedes dynamische Spiel wird zu einem Ausdruck von Emotionen. Diese Kunstform vereint auf wundervolle Weise Intimität und Größe – sie lässt uns sowohl leise, zarte Töne als auch kraftvolle, leidenschaftliche Passagen erleben, die uns bis ins Innerste berühren.

Spürbare kollektive Ergriffenheit

Die Atmosphäre  ist geprägt von Konzentration und Hingabe. Es war, als ob jede*r im Raum den Atem anhielt, um keinen einzigen Moment der Musik zu verpassen. Und dann, wenn die letzten Töne verklingen, spürt man eine kollektive Ergriffenheit – als hätte die Musik einen verborgenen Raum in unseren Herzen geöffnet.

Für mich war dieses Konzert von Mari Ichihashi im Bad Rappenauer Wasserschloss nicht einfach nur eine musikalische Darbietung, sondern ein tiefgehendes Ereignis. Ihre Darbietung  sorgte bei mir für so einige Gänsehautmomente – und am Ende hatte ich sogar Tränen in den Augen, so sehr überwältigten mich die Emotionen.
Es ist selten, dass Musik einen so direkt ins Herz trifft und einen nachhaltig bewegt. Ihr Spiel an diesem Abend war eine Erfahrung, die ich noch lange in Erinnerung behalten werde. Vielen Dank, Mari Ichihashi, für diese Momente, die bleiben. 

Was ist eigentlich „Weltklassik am Klavier?

“Weltklassik am Klavier” ist weit mehr als nur eine Konzertreihe – es ist eine Herzensangelegenheit für all jene, die sich der klassischen Musikkultur verbunden fühlen. Die Initiative hat sich zum Ziel gesetzt, die großen Werke der Klaviermusik einem breiten Publikum zugänglich zu machen, und zwar nicht nur in den großen, prestigeträchtigen Konzerthäusern, sondern auch in kleineren Räumen, in denen die Nähe zwischen Künstler*innen und Publikum spürbar ist.

Erstklassige Musik erlebbar machen.

Was mich besonders an “Weltklassik am Klavier” fasziniert, ist die Vision, erstklassige Musik erlebbar zu machen – und das an Orten, die vielleicht nicht sofort mit klassischer Musik in Verbindung gebracht werden. Mit über 400 Konzerten im Jahr beweist diese Reihe eindrucksvoll, dass musikalische Exzellenz auch ohne staatliche Unterstützung und fernab der großen Bühnen bestehen kann.

Oft finden die Konzerte an historischen oder außergewöhnlichen Orten statt, was dem Ganzen eine ganz besondere Note verleiht. Mir gefällt, wie “Weltklassik am Klavier” den Zugang zur klassischen Musik für junge Menschen erleichtert und gleichzeitig internationalen Ausnahmepianist*innen immer mehr Auftrittsmöglichkeiten bietet. Es ist eine Initiative, die nicht nur musikalische Exzellenz fördert, sondern auch einen wertvollen Beitrag zum Erhalt und zur Verbreitung unserer kulturellen Musikkultur leistet.

Unter der Schirmherrschaft der Professoren Wolfram Schmitt-Leonardy und Bernd Goetzke hat sich “Weltklassik am Klavier” zu einem festen Bestandteil der deutschen Musiklandschaft entwickelt. Mit monatlichen Konzerten an 42 Orten in ganz Deutschland zieht diese Reihe ein immer größer werdendes Publikum an.

Vorfreude auf das nächste Konzert

Mein nächstes Ticket für “Weltklassik am Klavier” ist bereits gekauft. Am Sonntag, den 06.10.2024, um 17:00 Uhr werde ich im Bad Rappenauer Wasserschloss  dem Konzert “Weltklassik am Klavier – Don Giovanni im Mondschein, Graf von Waldstein und Mr. Gershwin!” beiwohnen, gespielt von der Pianistin Katie Mahan. Mozart, Beethoven und Gershwin in einem Programm.

Das Wasserschloss hat sich in den vergangenen Jahren zum kulturellen Mittelpunkt von Bad Rappenau entwickelt. >> HIER geht es zum Programm des Kulturamtes Bad Rappenau.

Ich freue mich darauf, euch in meiner neuen Rubrik „Kultur erleben“ mehr über diese Konzertreihe und meine eigenen Erlebnisse dabei zu erzählen. Es ist eine Welt, die es zu entdecken gilt – und ich lade euch herzlich ein, mich weiter auf dieser Reise zu begleiten.

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2024, Alexandra Stiller

 

Ein großes Dankeschön geht an meinen Mann und Fotografen, Markus Stiller Photography, dessen Aufnahmen diesen Bericht visuell so eindrucksvoll ergänzen. Die Bilder tragen maßgeblich dazu bei, den Zauber des Abends auf eine Weise zu vermitteln, die Worte allein nicht beschreiben können.

Impressionen