Ehrengastland Italien: Literarisch erkunden, grenzenlos entdecken

by Alexandra Stiller
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Ehrengastland Italien: Bücherstapel mit Literatur aus Italien Themespecial “Ehrengastland Italien”

Wie schon in meinem Ankündigungspost zum Themespecial “Ehrengastland Italien” erwähnt, habe ich mir im Vorfeld schon eine kleine Sammlung italienischer Literatur zugelegt, die ich euch hier nun gerne zeigen und kurz anteasern möchte. So bekommt ihr einen ersten Eindruck –  und bestenfalls  ebenfalls Lust und Neugier auf die italienische Literatur. Einige Bücher habe ich bereits gelesen, aber natürlich noch längst nicht alle. Ausführliche Vorstellungen und Besprechungen der einzelnen Titel werden ebenfalls folgen. Bleibt also dran, denn es gibt noch viel zu erkunden.

Nicht verpassen: Verlosung zum Abschluss des Themen-Specials

Ein kleiner Teaser noch zum Schluss: Auch in diesem Jahr werde ich zum Abschluss meiner Gastland-Beiträge nach der Frankfurter Buchmesse 2024 wieder eine kleine Verlosung starten, bei der ihr eine gut gefüllte Tasche voller italienischer Literatur gewinnen könnt. Dazu wird es in den nächsten Tagen aber nochmal einen separaten, ausführlichen Post geben. Es lohnt sich also, immer wieder vorbeizuschauen! 🙂

Meine Bücher-Auswahl

Mattanza – Germana Fabiano

Auf der süditalienischen Insel Katria, die Germana Fabiano in ihrem Roman Mattanza (übersetzt von Barbara Neeb und Katharina Schmidt) schildert, prägen das Meer und der Thunfischfang das Leben der Bewohner. Doch nachdem der Enkel und letzte legitime Erbe des Raìs gegen alle Erwartungen als Mädchen geboren wird, muss Nora beweisen, dass sie trotz allem die Traditionen bewahren und in die Fußstapfen ihres Großvaters treten kann. Als Tourismus und Migration die Insel erreichen, steht sie vor der Herausforderung, ihre Kultur gegen den Wandel zu verteidigen.

Eine Frau – Sibilla Aleramo

In Eine Frau, dem flammenden autobiografischen Roman von Sibilla Aleramo (übersetzt von von Ingrid Ickler), entdeckt die namenlose Erzählerin nach dem abrupten Ende ihrer unbeschwerten Kindheit die schockierende Realität des Lebens einer Frau im Italien des frühen 20. Jahrhunderts. Als sie die Ähnlichkeiten zwischen ihrer eigenen misslichen Lage und der ihrer Mutter sowie der Frauen um sie herum erkennt, wird ihr klar, dass sie ihrem Schicksal entkommen muss

La Storia – Elsa Morante

In La Storia, dem Meisterwerk der italienischen Literatur von Elsa Morante, neu übersetzt von Maja Pflug und Klaudia Ruschkowski, wird die Geschichte von Ida und ihren beiden sehr unterschiedlichen Söhnen im faschistischen Rom erzählt. Der Roman entfaltet die „große“ Geschichte der Diktaturen, Weltkriege und Menschheitsverbrechen des frühen 20. Jahrhunderts, während er zugleich die bewegende Erzählung der verwitweten Lehrerin Ida in den Jahren 1941 bis 1947 bietet. Ida kämpft erschöpft darum, ihre beiden Söhne, den präpotenten Nino und den neugierigen Useppe, durch die schweren Zeiten des Krieges und der Bombenangriffe zu bringen. Inmitten von Hunger, Deportationen und Bombenangriffen wächst ihre Angst, dass die jüdische Herkunft ihrer Familie sie in Gefahr bringen könnte.

Tasmanien – Paolo Giordano

In Tasmanien von Paolo Giordano, übersetzt von Barbara Kleiner, wird die Geschichte eines Mannes erzählt, der die Kontrolle über sein Leben verloren hat und nun auf der Suche nach seiner, nach unserer Zukunft ist. Paolo, ein Anfang-40-jähriger italienischer Journalist und Romancier, steht an einem kritischen Punkt seiner Ehe, als seine Frau beschließt, die Versuche zur künstlichen Befruchtung einzustellen. Um seiner Krise zu entkommen, bricht er zur Klimakonferenz nach Paris auf, reist durch zahlreiche Städte und Länder, nur um nicht zu Hause sein zu müssen. Doch wie soll er herausfinden, wie es weitergeht, wenn er sich immer wieder von der Welt zurückzieht?

Als mein Vater in den Straßen von Turin verschwand  – Marta Barone

In Als mein Vater in den Straßen von Turin verschwand von Marta Barone, übersetzt von Jan Schönherr, verfolgt die junge Frau Marta das geheime zweite Leben ihres verstorbenen Vaters. Nach dem Tod ihres Vaters findet Marta eine Akte, die ihn als Mitglied einer linksradikalen Bewegung entlarvt. Auf der Suche nach der Wahrheit über den geheimnisvollen Mann, der als Arzt aus der Arbeiterklasse in politischen Kämpfen engagiert war und eine Gefängnisstrafe verbüßte, enthüllt sie die Widersprüche und Geheimnisse seiner Vergangenheit. Die Straßen Turins, die von politischen Kämpfen geprägt waren, werden dabei zum Schauplatz ihrer Entdeckungsreise.

Malinverno oder Die Bibliothek der verlorenen Geschichten – Domenico Dara

In Malinverno oder Die Bibliothek der verlorenen Geschichten von Domenico Dara, übersetzt von Anja Mehrmann, lebt Astolfo Malinverno in Timpamara, einem fiktiven italienischen Dorf, das von Literatur durchdrungen ist. Als Bibliothekar und neuer Friedhofswärter verliebt sich Astolfo in das Foto einer Frau auf einem Grabstein, die ihn an Emma Bovary erinnert. Er beginnt, das Grab der Unbekannten zu bewachen und spricht mit ihr, als wäre sie noch am Leben. Als er Ofelia, das lebendige Abbild seiner Liebe, begegnet und ein Tontechniker auftaucht, der die Stimmen der Verstorbenen aufnimmt, wird Astolfo in ein Netz aus Geheimnissen und mysteriösen Ereignissen verwickelt.

Tage im August – Dacia Maraini

Tage im August von Dacia Maraini, übersetzt von Ingrid Ickler, spielt im Sommer 1943. Endlich holt der Vater die Vierzehnjährige und ihren jüngeren Bruder aus dem Nonneninternat ab, um die Ferien in einem Badeort in der Nähe von Rom zu verbringen. Anna ist hungrig nach Welt, sie will wissen, wie Liebe wirklich geht. Während das Dröhnen der Jagdbomber am Himmel die schläfrige Stille der Tage durchbricht, lernt sie in der Badeanstalt Savoia die gierigen Blicke junger wie alter Männer kennen und macht ihre ersten sexuellen Erfahrungen. Anna will das Unbekannte erfahren …

Das große A -Giulia Caminito

In Das große A von Giulia Caminito, übersetzt von Barbara Kleiner, lebt die 13-jährige Giada im Zweiten Weltkrieg in der Lombardei bei ihrer faschistischen Tante. Sie träumt von einem abenteuerlichen Leben in Afrika, wo ihre Mutter Adele lebt. Nach dem Krieg holt Adele Giada nach Eritrea, doch die Realität enttäuscht: Dauerhitze und harte Arbeit in Adeles Bar stehen im Kontrast zu den Erwartungen. Während Eritrea auf die Unabhängigkeit hinarbeitet, lernt Giada den geheimnisvollen Giacomo kennen.

Malnata – Beatrice Salvioni

In Malnata von Beatrice Salvioni, übersetzt von Anja Nattefort, begegnet Francesca 1935 unter der sengenden Sonne der Lombardei zum ersten Mal Maddalena, die im Ort als „Malnata“ – „Die Unheilbringende“ – bekannt ist. Fasziniert von dem barfüßigen Mädchen, dessen Hände schmutzig und Augen voller Trotz sind, freundet sich Francesca gegen alle Warnungen mit ihr an. Während sie die Lügen der Erwachsenen durchschaut, wird sie in einer Gesellschaft, die weibliches Freiheitsdenken nicht toleriert, immer mehr bewusst, wie gefährlich jedes unfolgsame Wort und jede abweichende Tat sein kann.

Das erste Licht des Sommers – Daniela Raimondi

In Das erste Licht des Sommers von Daniela Raimondi, übersetzt von Judith Schwaab, verfolgt man Norma, die in einem lieblosen Haushalt aufwächst und Trost in der Freundschaft mit ihrer Cousine Donata findet. In London erhält sie die schockierende Nachricht vom Tod ihrer Freundin und wird von Elio, ihrer großen Liebe, aufgefangen. Doch ihre Ehe wird von Elio’s Betrug belastet, und das Kind aus dieser Liaison verändert Normas Leben grundlegend.

Spatriati – Mario Desiati

In Spatriati von Mario Desiati, übersetzt von Martin Hallmannsecker, entfaltet sich eine Geschichte von zwei gegensätzlichen Welten: Claudia, extravagant und stark, und Francesco, der sich den traditionellen Rollen auf dem Land fügt. Ihre ungleiche Freundschaft entwickelt sich aus dem Ehebruch ihrer Eltern. Claudia sehnt sich nach Freiheit in Berlin, während Francesco, dem die Traditionen Apuliens wichtig sind, dort neue Freiheiten und Herausforderungen entdeckt.

Hinter verschlossenen Türen – Sacha Naspini

In Hinter verschlossenen Türen von Sacha Naspini, übersetzt von Mirjam Bitter und Henrieke Markert, wird das alte Dorf Le Case in der Maremma aus seiner Stagnation gerissen. Samuele Radi, der in Le Case aufgewachsen ist, kehrt zurück und weckt alte Geheimnisse und Spannungen neu auf. Seine geheime Beziehung zu Eleanora, der Neuankömmling im Dorf, verschärft die Situation weiter.

Der Morgen gehört uns – Davide Coppo

In Der Morgen gehört uns von Davide Coppo, übersetzt von Jan Schönherr, erlebt der 18-jährige Ettore einen Sommer voller Veränderungen. In einem kleinen Ort bei Mailand lebt er mit seinen entfremdeten Eltern und findet Trost bei seiner Großmutter Elsa. Der Schulwechsel bringt ihn in Kontakt mit dem charismatischen Giulio, der ihn in die faschistische Jugendorganisation Federazione einführt. Fasziniert von der Gewalt und dem Gefühl, Teil von etwas Großem zu sein, beginnt Ettore, Geheimnisse vor Elsa zu bewahren.

Drei Schalen – Michela Murgia

In Drei Schalen von Michela Murgia, übersetzt von Esther Hansen, durchleben die Protagonisten radikale Veränderungen in ihrem Leben. Eine Frau sucht einen Namen für ihren Tumor, eine andere holt sich eine Pappfigur eines Popsängers ins Haus, und eine Kinderhasserin bietet sich als Leihmutter an. Ein Mann, der seine Exfreundin fürchtet, meidet die Öffentlichkeit, während eine Verlassene buchstäblich nicht mit der Trennung fertig wird. Murgia erzählt von Menschen, die ihre Gewissheiten verlieren und ungewöhnliche Wege finden, um mit ihren Krisen umzugehen.

Bei Licht ist alles zerbrechlich – Davide Coppola

Im Roman Bei Licht ist alles zerbrechlich von Davide Coppola, übersetzt von Verena von Koskull, träumen Davide und Teresa im Jahr 1942 von einem Leben jenseits ihres kleinen Dorfes. Als der jüdische Junge Nicolas aus Neapel auftaucht, erleben sie einen unvergesslichen Sommer. Doch der Krieg zerstört ihre zarten Verbindungen. Jahre später treffen sie sich wieder – und entdecken, dass die Vertrautheit von damals in einer veränderten Welt neu definiert werden muss.

Lovers in Art – Giancarlo Ascari – Mit Illustrationen von Pia Valentinis

Lovers in Art von Giancarlo Ascari, illustriert von Pia Valentinis, erforscht die leidenschaftlichen Beziehungen von zehn ikonischen Künstlerpaaren. Die Graphic Novel beleuchtet die intensiven Verbindungen, Wünsche und Konflikte dieser Paare, die Kunstgeschichte geschrieben haben. Sie zeigt, wie Frauen nicht nur als Muse, sondern auch als gleichwertige Künstlerinnen und Konkurrentinnen der Männer auftraten. Durch Kunst und Leidenschaft entstehen hier unvergessliche, oft quälende, niemals banale Geschichten.

Der letzte Cimamonte – Matteo Melchiorre

In Der letzte Cimamonte von Matteo Melchiorre, übersetzt von Julika Brandestini, lebt der letzte Nachkomme einer absteigenden Adelsfamilie in seiner isolierten Villa, wo er sich in alte Familienchroniken vertieft. Seine friedliche Existenz wird gestört, als Nelso aus dem Dorf ihm meldet, dass jemand seinen Wald im Val Fonda abholzen will. Ein unerbittlicher Kampf um 60 Kubikmeter Holz beginnt, der die aristokratischen Werte der Familie gegen die moderne Welt stellt. Eine geheimnisvolle junge Frau bringt unerwartete Wendungen und zwingt den „Duca“, sich der Realität zu stellen.

Brief an mein Kind – Ada D’Adamo

In Brief an mein Kind von Ada D’Adamo, übersetzt von Karin Krieger, schildert die Mutter Ada ihrer Tochter Daria ihre Lebensgeschichte, nachdem sie eine späte Krankheitsdiagnose erhalten hat. Die Erzählung durchdringt die Körper von Ada und Daria, enthüllt ihre täglichen Kämpfe, Geheimnisse, Wut, sowie unerwartete Freuden und Momente unendlicher Zärtlichkeit.

Das Glück des Wolfes – Paolo Cognetti

Paolo Cognetti erzählt in Das Glück des Wolfes (übersetzt von von Christiane Burkhardt) von Fausto und Silvia, die sich im Bergdorf Fontana Fredda begegnen. Während Fausto die Ruhe der Berge schätzt, ist Silvia von den höheren Gipfeln fasziniert. Ihre tiefe Verbundenheit wird jedoch auf die Probe gestellt, als Fausto beschließt, die Berge und Silvia zu verlassen. In der Stadt zurück, wird Fausto klar, dass sein Herz noch immer an Silvia und dem Leben in den Bergen hängt.

Die Libanonzeder – Raffaella Romagnolo

In Die Libanonzeder, übersetzt von von Peter Klöss, erkundet Raffaella Romagnolo das faszinierende Wesen des jahrtausendealten Baums, der schon die Phönizier verehrte. Durch vier Episoden zeigt Romagnolo, wie die kleinsten Momente das Leben verändern können und welchen Halt die Wurzeln der Libanonzeder versprechen.

Das Flirren der Dinge – Raffaella Romagnolo

Im Roman Das Flirren der Dinge von Raffaella Romagnolo (übersetzt von Maja Pflug) wählt der berühmte Fotograf Alessandro Pavia ausgerechnet den blinden Antonio als seinen Lehrling aus. Im Atelier über den Dächern von Genua lehrt Pavia ihm die Kunst des Fotografierens in einem Italien im Wandel. Als Antonio während eines Arbeiteraufstands eine junge Hebamme vor seiner Linse hat, sieht er mehr als nur ihre Gestalt – vielleicht einen Blick in die Zukunft?

Ich hoffe, diese Auswahl italienischer Literatur hat euer Interesse geweckt. Welche der vorgestellten Bücher klingen für euch besonders spannend? Gibt es Titel, die euch besonders ansprechen? Teilt eure Gedanken und Lesevorlieben gerne in den Kommentaren – ich bin gespannt, welche Werke euch begeistern und warum!


 

2024, Alexandra Stiller
Transparenzhinweis: Ein Teil der Bücher wurde von mir selbst gekauft, während andere mir von Verlagen als Rezensionsexemplare für das Themenspecial zur Verfügung gestellt wurden.

2 comments

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2 comments

Birgit 2. September 2024 - 11:52

Liebe Alexandra, vielen Dank für diese sehr umfangreiche und vielfältige Liste. Ich habe “Malinverno” als nächsten Roman hier liegen und freue mich zum Gastland Italien Dank Deiner sehr inspirierenden Auswahl auf weitere Bücher aufmerksam gemacht worden zu sein. Besonders neugierig bin ich auf: Mattanza, La Storia und Tage im August. Danke für Deine Mühe im speziellen und Deinen großartigen Blog im Allgemeinen. Liebe Grüße Birgit

Reply
Alexandra Stiller 3. September 2024 - 8:35

Liebe Birgit,
vielen Dank für deinen lieben und wertschätzenden Kommentar. Es freut mich sehr, dass du weitere Italien-Inspiration für dich aus dem Beitrag mitnehmen kannst. “Malinverno” lese ich im Augenblick und bin schon ganz angetan davon.
Ich werde auf jeden Fall über alle gelesenen Bücher nochmal im einzelnen berichten.

Liebe Grüße, Alexandra

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