Rumena Bužarovska | Mein Mann

by Alexandra Stiller
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Rumena Bužarovska | Mein Mann - buecherkaffee.de

Sie sind mittelmäßige Dichter oder eitle Gynäkologen, die schlechte Bilder malen. Betrüger, Machos, Heuchler, lebendig, impotent oder tot. Ihre Frauen sind vor allem das: ihre Frauen. Gefangen in dysfunktionalen Beziehungen, die oft kein Fegefeuer sind, eher kleinliche laue Höllen. Hinter den Fassaden wird ein erbitterter Kampf um Wahrnehmung und Selbstverwirklichung geführt, ereignen sich bizarre, demütigende Episoden. Die Ich-Erzählerinnen, die hier manchmal zugewandte, fast immer aber erbarmungslose Porträts ihrer Männer entwerfen, entblößen zugleich sich selbst, ihre Lebensentwürfe und Hoffnungen – also Niederlagen, Illusionen und Peinlichkeiten. (Cover: © Suhrkamp Verlag)

Mein Mann – Kurzgeschichten aus Südosteuropa

Die Schriftstellerin Rumena Bužarovska legt in ihren elf Erzählungen die unterschiedlichsten Varianten des Patriarchats frei, lässt die Protagonist:innen in den Abgrund ihrer zwischenmenschlichen Beziehungen schauen. Zu Beginn einer Beziehung / einer Ehe wird oft gnädig über Vieles hinweggesehen. Aber dann, nach einer Weile, wenn der Alltag Einzug gehalten hat, klärt sich der Blick. 

Rumena Bužarovska zählt zu den wichtigsten Stimmen der mazedonischen Literatur

und es ist ihr ein Anliegen, auf die immer noch herrschenden Geschlechterverhältnisse aufmerksam zu machen. Sie lässt in allen Erzählungen die Frauen zu Wort kommen, deren Leben sich scheinbar auf unterwürfiges Ehefraudasein und Mutterschaft reduziert hat.

Er wird immer sofort sauer, und wenn er sauer ist, wird er verletzend und bleibt es dann tagelang, bis man etwas Unterwürfiges tut, damit er aufhört, unausstehlich zu sein. Wie zum Beispiel ›zufällig‹ eines seiner Gedichte zu zitieren.

Und doch leuchtet Rumena Bužarovska die Beziehung von beiden Seiten aus. So stellen die Frauen nicht nur ihre Männer bloß – sondern oft auch sich selbst, da sich beide den Rollenmustern hingegeben, sich gegenseitig ins Abseits getrieben haben. Durch das Patriarchat gesteuert, gehen die Frauen oft aufeinander los, teilen untereinander aus, beurteilen Aussehen und Status. 

Aber es ist nie zu spät, sich gegen eine Entmündigung aufzulehnen, zu protestieren – ganz egal, wie lange eine Ehe schon dauert. Ihr Protest ist mal laut und heftig, dann wieder ganz subtil und doch sehr wirkungsvoll. Das Ausbrechen aus dem Rollenmuster ist das  Grundbedürfnis aller Frauen – doch wird es ihnen gelingen?

Es sind empörte und wütende Geschichten

Geschichten, die aber auch oft mit einem melancholischen Ton unterlegt sind. Wo ist sie hin, die Liebe, die einmal so schön begonnen hat? Dann überwiegt wieder der Zorn und die Wut darüber, dass sie gesellschaftlich so abhängig sind von ihren Männern. Denn in der Gesellschaft dreht sich eben alles um den Mann, seinen Beruf, seinen Erfolg, sein Ansehen. Da ist völlig egal, was die Frau leistet.

Diese Geschichten in “Mein Mann” von Rumena Bužarovska sind ungeschönte Wutreden, mal böse, mal lakonisch, mal grotesk. Aber Rumena Buzarovska hat auch ein untrügliches Gespür für Komik und ich musste an so manchen Stellen laut auflachen, vor allem bei der letzten Geschichte! Warum, das müsst ihr selbst herausfinden. 😉

Sehr lesenswert!

@ 2021, Alexandra Stiller
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Mein Mann Book Cover Mein Mann
Rumena Bužarovska | Aus dem Mazedonischen von Benjamin Langer
Kurzgeschichten
Suhrkamp Verlag | ISBN: 978-3-518-42976-1
07.03.2021
Fester Einband mit Schutzumschlag
171 Seiten
www.suhrkamp.de

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