Meisterhaftes Roman Noir: „Taormina“ von Yves Ravey
In Yves Raveys neuem Roman „Taormina“, der im Liebeskind Verlag erschienen ist, entfaltet sich eine fesselnde Geschichte, die durch bitterbösen Humor sowie düstere Spannung besticht. Auf nur 112 Seiten entfaltet Ravey die menschlichen Abgründe eines scheinbar harmlosen Roadtrips und bietet gleichzeitig eine meisterhafte Darstellung des Genres Roman noir.
Albtraum-Roadtrip: Die düstere Reise von Luisa und Melvin
Der Roadtrip nach Sizilien soll die Ehe von Luisa und Melvin Hammett retten. Eine Auszeit am Meer mit gutem Essen, Wein und herrlichen Sonnenuntergängen, das wird sie wieder näher bringen – doch stattdessen legt Taormina nur die Abgründe ihrer Liebe offen. Alles scheint gut, bis das Paar von der Nationalstrasse abbiegt und einen falschen Weg zum Meer nimmt. Ganz und gar unromantisch landen sie auf einer unwegsamen Schotterstrasse, die an einer Baustelle endet. Doch das Meer kann nicht weit sein. Statt zügig zu wenden, suchen sie weiter, finden das Meer und trinken an einer heruntergekommenen Snackbar inmitten von Bauschutt einen Espresso. Derweil braut sich ein heftiges Gewitter zusammen, über dem Land und über dem Paar.
Eskalation und Gefahr: Unwetter und rätselhafter Aufprall
Als sie schließlich weiterfahren, ist es stockdunkel und das Unwetter entlädt sich. Wo ist nur die Nationalstrasse? Haben sie sich verfahren? Nein, niemals. Plötzlich erschüttert ein Aufprall den Leihwagen. War das ein Tier oder eine Absperrung von der Baustelle? Melvin beschließt trotz Luisas vehementer Einwände, nicht anzuhalten – er lässt sich diese Ferien nicht weiter vermiesen. Soll sich doch eine Werkstatt den Schaden bei Tag anschauen und schnell reparieren. Er weiss jetzt endlich den richtigen Weg! Aber ist das wirklich so?
Die Schlagzeilen in der Zeitung am nächsten Tag lässt das Paar ganz und gar vom Weg abkommen…
Die düstere Perspektive
Yves Ravey erzählt die Geschichte aus der Perspektive des unsympathischen Melvin, was dem Leser einen intensiven Einblick in die dunklen Seiten der menschlichen Natur gewährt. Raveys lakonischer Stil sowie bitterböser Humor tragen zur Entfaltung einer düsteren und spannungsgeladenen Atmosphäre bei, die charakteristisch für einen gelungenen Roman noir ist. Die geschickte Kombination aus Spannung und gesellschaftskritischer Schärfe macht „Taormina“ zu einem herausragenden Beispiel für das Genre. Während wir Leser:innen noch genüsslich grinsend und gespannt dem Lauf der Dinge folgen, bleibt aufgrund der gesellschaftskritischen Dimension der letzte Lacher doch im Halse stecken.
Fazit: „Taormina“ – Ein unverzichtbares Werk im Roman Noir
„Taormina“ von Yves Ravey ist eine großartige Geschichte die sowohl mit seiner bitterbösen Erzählweise als auch der spannungsgeladenen Handlung beeindruckt. Ravey liefert gekonnt eine eindringliche sowie gleichzeitig unterhaltsame Studie menschlicher Schwächen. Dieser Roman offenbart die Abgründe seiner Charaktere auf eine Weise, die sowohl unterhält als auch zum Nachdenken anregt. Daher ist „Taormina“ ein Muss für alle, die sich für das Genre Roman noir begeistern.
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2024, Alexandra Stiller
Transparenz: unbezahlte Werbung / Rezensionsexemplar
über Yves Ravey:
1953 in Besançon geboren, arbeitete lange Jahre als Lehrer an einer Mittelschule. Er ist Autor von siebzehn Romanen, für die er mehrfach ausgezeichnet wurde. Seine Theaterstücke kamen in Frankreich an vielen renommierten Bühnen zur Aufführung, u.a. an der Pariser Comédie-Française und am Théâtre national de Marseille. Auf Deutsch erschienen bislang die Romane »Bruderliebe« (2012) und »Ein Freund des Hauses« (2014).
Quelle: Liebeskind Verlag >> https://www.liebeskind.de/autoren/yves-ravey )
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Roman
Liebeskind Verlag | ISBN 978-95438-168-5
19. Juni 2023
Gebunden, mit Schutzumschlag
112 Seiten
www.liebeskind.de
