Camilla Grudova lebt in Toronto. Sie hat Kunstgeschichte und Germanistik an der McGill University in Montreal studiert und ihre Prosa ist in The White Paper und Granta erschienen. Ihr Debüt »Das Alphabet der Puppen« (»The Doll’s Alphabet«, 2017) erschien fast gleichzeitig in Kanada, den USA und Großbritannien, wurde ins Französische und Spanische übersetzt, sorgte international für Aufsehen und stand auf der Shortlist für den Danuta Gleed Literary Award und den Shirley Jackson Award.
Schaurig-schöne Weird Fiction
Auf der Rückseite des Buches steht ein sehr neugierig machendes Zitat:
Wenn Märchen träumen könnten, wären diese unheimlichen Geschichten das Resultat.
Ich war darauf vorbereitet, dass es unheimlich, gar richtig gruselig werden könnte und meine Erwartungen wurden mehr als nur bestätigt. Wie abgefahren, schräg & bizarr es werden würde, das entfaltete sich mir Seite um Seite und ich war fasziniert und abgestoßen gleichermaßen. Die erste Geschichte „Auftrennen” hat es mir aber besonders angetan. Sie ist sehr feministisch und handelt von Frauen, die regelrecht häuten und so ihr wahres Ich zeigen.
In den dreizehn dystopischen, surrealistischen Geschichten und Fabeln geht es unter anderem um einen traurigen Wandleuchter, die so einiges über menschliche Untiefen zu erzählen hätte, über Dosen, in denen ein ganzes Leben konserviert ist, einer Nähmaschine, die ein Objekt der Begierde für einen Spinnenmann wird und Frauen zu Tode nähen lässt, über eine verlassene Frau, die zur Werwölfin wird u.v.m. – Das Leben an oder über die Armutsgrenze hinaus ist ein wiederkehrendes Thema, ebenso wie toxisches Geschlechterverhältnis und Metamorphosen.
Camilla Grudova weiß, wie sie ihre Leser*innen um den Schlaf bringen kann.
Es sind seltsame, teils groteske Welten, die sie da aufzeigt und sie erinnern mich an die Geschichten von Carmen Maria Machado (Ihr Körper und andere Teilhaber), die ich im vergangenen Jahr las. Es sind märchenhafte, verstörende Alpträume, voller Symbolik und Botschaften, die ihre Spuren hinterlassen. Kafka und Freud lassen grüßen!
Schaurig-schön ist diese Weird Fiction, voller Intensität, die lange nachwirkt – aber: definitiv kein Buch für Zartbesaitete.
@ 2021, Alexandra Stiller
Blogtransparenz: unbezahlte und unbeauftragte Werbung, das Buch wurde selbstgekauft.
Storys
Culturbooks | ISBN 978-3-95988-150-0
Oktober 2020
Hardcover mit Lesebändchen
200 Seiten
www.culturbooks.de