Ich hatte das besondere Vergnügen, der Autorin Eva Fellner einige Fragen zu ihrem historischen Roman Die Highlanderin stellen zu dürfen.
Eva Fellner, warum hast du dich für das Genre Historischer Romane entschieden?
Ich bin eine ausgesprochene Leseratte. Dabei wird alles gelesen, was Buchstaben hat. Aber meinen Schwerpunkt fand ich immer öfter bei historischen Romanen. Spannende Bücher über vergangene Epochen und unruhige Zeiten in aller Herren Länder waren mein Ding. Dabei stieß ich auf viele Bücher über die englischen Kriege, die Tempelritter oder den Orient. Diese Faszination alter Zeiten ließ mich schließlich darüber nachdenken, meine Protagonistin ebenfalls in dieser Zeit anzusiedeln. Vor allem, weil es gerade so eine frauenfeindliche Zeit war.
Wie lange hast du deine Protagonistin entwickelt? Warst du dafür auch extra an den beschriebenen Orten?
Ich habe drei Jahre nur recherchiert, natürlich auch an besagten Orten, was für mich immer das größte Vergnügen war. Ich konnte stundenlang an alten Steinen horchen und mich mit Ausstellungen und Museen beschäftigen. Das fühlte sich nie wie Arbeit an, es war reinstes Vergnügen.
Ist die Figur der Enja dann auch dort entstanden?
Enja war lange vorher da. Sie schwebte lange in meinen Gedanken als schlagkräftige Frau mit außerordentlichen Talenten, bevor ich sie in das streng patriarchische Setting einband. Die Spannung und die aufregende Geschichte um die Unabhängigkeitskriege in Schottland gaben schließlich den Ausschlag, sie dort gegen eine übermächtige Front kämpfen zu lassen.
Wie wichtig sind für dich und das Buch die Themen Gleichberechtigung und Feminismus?
Sehr wichtig, das ist doch auch der Grund, warum wir so viele Freiheiten heute haben! Durch das gesamte Buch zieht sich der Kampf Enjas um Anerkennung in jener Zeit. Sie spielt geschickt mit politischen Mitteln, aber irgendwann kann sie sich der Entscheidung nicht entziehen, sich zu einer Seite zu bekennen. Dabei wird sie selbst im eigenen Lager wegen Ihrer Weiblichkeit diskriminiert. Trotzdem schafft sie es, ihren Fingerprint in den Kriegen gegen die Engländer zu setzen. Sie gibt niemals auf. Eine schöne Botschaft gerade auch für jugendliche Leser.
Ist Enja als starke, weibliche Hauptfigur angelegt, die sich von anderen weiblichen Figuren in Historischen Romanen absetzen soll?
Enja ist tasächlich sehr charismatisch, aber sie ist auch auf die Hilfe von starken Nebenfiguren angewiesen. Nicht durch Zufall habe ich die beiden närrischen Gefährtinnen Kalay und Winnie an ihre Seite gestellt, die mit Witz und Mut die ernsten Situationen, in die sich Enja manövriert, meistern. Diese beiden setze ich gezielt ein, um die besonders brutale Zeit, in der sich Enja nun mal befindet, aufzulockern. Die Menschen haben ja auch damals gelacht.
Warum beschreibst du sie als besonders schön? Würde stark und selbstbewusst nicht reichen? Muss eine Frau auch in Büchern immer schön sein, um gesehen zu werden?
Das ist eine knifflige Frage. Vor allem, weil der Begriff „schön“ doch sehr subjektiv ist.
Enja ist außergewöhnlich in ihrer Erscheinung und in ihrem Auftreten. Sie wird einmal als wunderschön bezeichnet, aber dann auch wieder als Fratze des Teufels.
Ihr Aussehen war für das damalige Schönheitsideal sicher nicht schön und sie wirkt oft unsicher wegen ihrer offensichtlichen Makel. Durch die Augen des Lesers aus moderner Sicht ist sie aber attraktiv. Der Leser sollte sich mit Enja identifizieren können und ich finde es fällt leichter, wenn die Protagonistin zwar attraktiv, sich aber dessen nicht bewusst ist. Das macht sie wesentlich sympathischer.
Dass Frauen in Romanen generell schön sein müssen, sehe ich persönlich nicht so. Einzigartig gefällt mir da viel besser.
Wie fühlt es sich nun an, den ersten Roman fertig zu haben? und wie geht es mit Enja weiter?
Ein solches Werk zu beenden ist immer eine schwere Geburt. Autor, Agentin und Lektorin haben ja bekanntlich unterschiedliche Ansichten. Da geht einiges auf dem Weg verloren, allerdings kommt auch viel neuer input. Ich habe gelernt, dass der künstlerischen Freiheit oft Worte wie Zielgruppe, Platzierung und Lesefluß gegenüber stehen. Das Ringen um den besten Platz ist ein zäher Kampf.
Am Ende zählt, ob es ein Erfolg wird und dann vergesse ich gerne, wohin ich eigentlich wollte. Wir sind jetzt in der zweiten Auflage – ein großartiger Erfolg bereits nach vier Wochen – und freue mich mit allen Beteiligten, die bei der Geburt dabei waren. Alle freuen sich jetzt schon umso mehr auf Band zwei, der Antworten auf viele offene Fragen enthält und dessen Inhalt auf einen fulminanten Höhepunkt zusteuert, der Schlacht um Bannockburn. Dieser Band ist weit mehr als der Erste emotionsgeladen und wir lernen eine ganz neue Seite Enjas kennen: sie gerät in den unwiderstehlichen Bann der Liebe!
Vielen Dank, Eva Fellner, für die spannenden Einblicke und weiterhin viel Erfolg.
Interview, 2021 © Marlene Gempp