Talk mit Gudrun Lerchbaum und Ellen Dunne

by Wolfgang Brandner
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Die beiden Autorinnen Gudrun Lerchbaum und Ellen Dunne sind persönlich befreundet und seit kurzem unter dem Dach des Haymon Verlags vereint. Und sie haben noch etwas gemeinsam: Sie sind gerade dabei, ihre neuen Romane zu veröffentlichen. Das giftige Glück von Gudrun Lerchbaum erscheint am 11.01.2022 und Boom Town Blues von Ellen Dunne am 22.02.2022.

Foto © Martin Jordan

Gudrun Lerchbaum, aufgewachsen in Wien, Paris und Düsseldorf, war schon Plakatkleberin, Philosophiestudentin und Weihnachtskartendesignerin. Seit Abschluss ihres Architekturstudiums an der TU Wien arbeitet sie als Architektin und freischaffende Künstlerin. Nach zahlreichen Texten und Kurzgeschichten erschien 2015 ihr erster Roman „Die Venezianerin und der Baumeister“. 2016 und 2018 folgten „Lügenland“ und „Wo Rauch ist“. Ihre Sprache fesselt, rüttelt wach, zeichnet und verwischt Konturen von Protagonist*innen, die uns auch nach dem Lesen noch lange begleiten. Für ihr Werk erhielt Lerchbaum diverse Auszeichnungen und Stipendien, u.a. der Stadt Wien.

Gudrun Lerchbaum

Foto © Orla Connolly

Ellen Dunne ist in Salzburg geboren, aber folgte ihrer Sehnsucht nach dem Meer – und lebt heute als Texterin und Schriftstellerin südlich von Dublin. Seit 2010 lässt sie ihre deutsch-irische Kommissarin Patsy Logan ermitteln, zuletzt in „Schwarze Seele“ und „Harte Landung“. Und das kann ganz schön erfrischend sein: Für die Recherche zu „Boom Town Blues“ wagte Dunne sich nach 17 Jahren auf der Insel zum ersten Mal in die Irische See.

Ellen Dunne

Auf beide Werke freue ich mich bereits sehr und beide Bücher werde ich natürlich hier auf unserem Blog rezensieren. Grund genug, die beiden Autorinnen zum Jahresbeginn um einen kleinen Vorgeschmack zu bitten:

 

Worum geht es jeweils in eurem neuen Roman?

Gudrun Lerchbaum:

Ich würde sagen, “Das giftige Glück” ist eine schamlose Mischung aus literarischem Roman, sozialkritischem Krimi und Wissenschaftsroman. Wie bei jedem meiner Projekte bin ich von einer grundlegenden Frage ausgegangen, meiner Versuchsanordnung, wie ich es nenne. Sie lautet: Angenommen, eine frei verfügbare Substanz garantierte einen schnellen Tod in euphorischer Stimmung – wer würde sterben wollen und warum? Wer andere ums Leben bringen? Wer Vorräte anlegen, nur für den Fall …?

Als ein bis dahin unbekannter Pilz den Bärlauch rund um Wien befällt, steigt die Zahl der Todesfälle rasant an. Denn wie in jedem Frühling dominiert das Kraut nicht nur die Speisekarten vieler Lokale, sondern auch die Wälder der Stadt, die nun – allen Verboten zum Trotz – gestürmt werden. Versehentlichen Vergiftungen folgen bald die ersten Tötungsdelikte und die befallene Pflanze bietet eine weitere für viele verlockende Möglichkeit.

Auch die unheilbar kranke Olga erhofft sich von der natürlich Droge eine Möglichkeit zur Flucht aus ihrem Leid. Sie schickt ihre Freundin und Pflegerin, die vorbestrafte Kiki, auf die Suche nach dem Kraut in den Wald. Dort trifft sie auf die 13-jährige Jasse, wild und verzweifelt, die ihrem Leben ein Ende setzen möchte. Zögernd nähern sie sich einander an. Doch dann verwendet Jasse den Bärlauch anders als geplant und ein Mensch stirbt. Während sie mit ihrem Gewissen kämpft, breitet sich der tödliche Pilz weiter aus, dominiert die internationalen Medien, befeuert Verschwörungstheorien. An die verzweigte Struktur des Pilzmyzels angelehnt, gibt die Erzählung neben dem Strang der Haupthandlung auch anderen Perspektiven Raum, um die Vielstimmigkeit der Welt in das Private mit hineinzuholen.

 

Ellen Dunne

Boom Town Blues ist der dritte Teil meiner Kriminalroman-Serie rund um die deutsch-irische Ermittlerin Patsy Logan. Sie hat sich gerade vor ihren beruflichen und persönlichen Schwierigkeiten in eine Auszeit in Dublin geflüchtet. Doch dann wird eine junge Deutsche in der österreichischen Botschaft vergiftet. Zusammen mit dem irischen Team und dem österreichischen Kollegen Sam Feuerstein nimmt sie die Ermittlungen auf – und blickt mitten in die hässliche Fratze von Ausbeutung und Kapitalismus. Denn in der taumelnden Boom Town Dublin gilt das Recht des Stärkeren.

 

Was wünschst du dir selbst für das neue Jahr 2022?

Gudrun Lerchbaum

Dass es Freunden und Familie, insbesondere meinen Kindern, gut geht, ist unter meinen Wünschen der Fixstarter.
Ein weiterer großer Wunsch wird mir in den ersten Tagen des Jahres ja schon erfüllt, nämlich das Erscheinen meines Buches. Ich wünsche mir, dass möglichst viele Leserinnen und Leser ihre Ängste und Hoffnungen darin wiederfinden und Lust haben, darüber nachzudenken und zu sprechen. Miteinander! Gerne auch kontrovers. Immer wertschätzend. Und dasselbe wünsche ich mir auch für die allgemeine Kommunikation. Als eine, die ihr Leben lang größtes Vergnügen daran gehabt hat, redend zu denken, einander herauszufordern und im Gespräch wiederzufinden, leide ich wirklich unter der unversöhnlichen Polarisierung in aktuellen Diskursen.
Mein brennendster Wunsch ist allerdings aktuell jener nach Gesundheit. Für alle natürlich, aber auch für mich ganz im Speziellen. Nur eine Woche nach dem Erscheinungsdatum von “Das giftige Glück” steht mir nämlich aufgrund einer Sportverletzung eine Schulter-OP ins Haus, auf die ich seit vielen Monaten warte. Wie sehr ständige Schmerzen das Lebensgefühl beeinträchtigen, ist für eine Schriftstellerin sicher eine lohnende Erfahrung, aber ich kann es gar nicht erwarten, sie als abgeschlossen zu erklären.

Ellen Dunne

Weniger Drama, mehr Produktivität. Das wäre mein Wunsch für mich. Und Gesundheit für uns alle.

 

Und was wünschst Du der Kollegin für 2022?

Gudrun Lerchbaum

Es versteht sich von selbst, dass ich ihr immerwährendes Glück, viel Sonnenschein über der Irischen See und den maximalen Erfolg für ihr Buch wünsche! Letzteres nicht nur aus Freundschaft und weil sie großartig schreibt, sondern auch, weil sie es war, die mir den Kontakt zum Haymon-Verlag hergestellt hat, und das ist wirklich ein bemerkenswert motiviertes und motivierendes Team.
Ich wünsche ihr, dass sie einen optimalen Einstieg für eines ihrer Projekte findet, auf dass ich ganz besonders gespannt bin und dass ihr alle anderen flott von der Hand gehen.
Und obwohl ich fürchte, dass es ein wenig eigennützig rüberkommt, wünsche ich ihr, dass sie möglichst viele Lesungen in Österreich haben wird, die uns Gelegenheit geben, uns zu wiederzusehen.

Ellen Dunne

Dem giftigen Glück wünsche ich ganz viele begeisterte Leser*innen – sowohl Buch als auch Autorin verdienen es. Ich durfte schon vorab lesen und fand es toll!

Vielen Dank für eure Antworten. Mögen sich die Wünsche erfüllen!
Und auch unseren Leser*innen wünschen wir ein erfülltes und vor allem gesundes Jahr 2022 mit wenig Sorgen und vielen interessanten Büchern. 
In den kommenden Tagen des Januars werden dann hier auf dem Blog den Besprechungen zu den beiden Romanen von Ellen Dunne und Gudrun Lerchbaum online gehen. Schaut unbedingt wieder vorbei, da kommt ein großartiger Lesestoff auf euch zu!

Euer Wolfgang

Mehr zu den Büchern erfahrt ihr hier:

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Blogtransparenz: Unbezahlte und unbeauftragte Werbung / Rezensionsexemplare wurden vom Verlag zur Verfügung gestellt.

1 comment

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Melli 14. Januar 2022 - 13:24

Danke für dieses interessante Interview. Ich mag beide Autorinnen sehr gerne. 🙂

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