Über vier Jahre Arbeit hat Art Director Benjamin Wolbergs (www.benjaminwolbergs.de) in den außergewöhnlichen Bildband New Queer Photography, erschienen im >> Kettler Verlag, gesteckt. Jede Sekunde davon hat sich gelohnt. 52 zeitgenössische Fotograf:innen, etablierte & unbekannte Talente, zeigen ein LGBTQI+ Spektrum auf, welches seinesgleichen sucht. Künstler:innen aus aller Welt, die, frei von Normen und Konventionen, die Vielfalt und Fluidität von Gender erkunden, erfassen & festhalten.
Wider dem Mainstream
Erotisch, ernst, pornographisch, politisch, verspielt. Kein Werk gleicht dem anderen. Benjamin Wolbergs legte bei seiner Auswahl den Fokus auf margins, also Randgebiete – positiv konnotiert. Wider dem Mainstream. Drag, Gender, Queerness, Transsexualität – Own Voices „erzählen“ in Bildern ihre Geschichte, erzählen von ihren Kämpfen um gesellschaftliche Akzeptanz- vor allem auch in Teilen dieser Welt, wo Menschen deshalb Ausgrenzung, Einsamkeit erleben müssen. Wo sie stigmatisiert werden und oft sogar um ihr Leben fürchten müssen.
Beeindruckende Bilderserien im Buch zeigen den Mut und den Stolz dieser Menschen. Was dieser Band aber auch auf eine elementare Weise zeigt: Es ist sowas von an der Zeit, mit heteronormativen Schönheitsidealen zu brechen und individuelles Schönheitsempfinden und alternative Ideale zu etablieren und zu feiern. Ein großartiges und wichtiges Werk, das in keinem Buchregal fehlen darf. Alle Künstler:innen werden mit einem kurzen Text eingeführt und ihre Werke eingeordnet.
Ein paar Extras für Euch!
Benjamin Wolbergs war so lieb und hat mir einige Fragen zu seinem Projekt “New Queer Photography” beantwortet, die ich hier nun gerne mit Euch teilen möchte. Damit ihr noch einen besseren Einblick bekommt, darf ich Euch auch noch einige der abgedruckten Meisterwerke zeigen. Und das ist noch nicht alles: als krönenden Abschluss darf ich ein Exemplar dieses großartigen und wichtigen Bildbands unter euch verlosen!
Florian Valerius im Gespräch mit Benjamin Wohlbergs
Warum dieses Buch? Was war Deine Motivation?
Ich wollte der doch sehr homogenen Darstellung von „Queerness“ in den meisten Medien ein starkes und diverses Statement entgegensetzen. Und ich war begeistert von der Vielfalt an Themen und Bildwelten, die ich bei der Recherche entdeckt hatte und von der künstlerischen Qualität der Arbeiten und ich wusste sofort, dass daraus ein Buch entstehen muss.
Was ist das spannende für dich am Focus auf die „Randgebiete“?
Ich finde die Themen und Bildwelten, die dort entstehen, unglaublich (ein)dringlich und eindrucksvoll.
Bezogen auf new queer photography sind das zum einen ganz offensichtlich Themen wie Diskriminierung, Ungerechtigkeit und Repressionen, aber v. a. auch und ganz konträr dazu Selbstbestimmung und -entfaltung, Stolz, Solidarität, Kreativität und pure Freude.
Und ich denke für die Künstler:innen aus dem Buch, ist das Arbeiten am Rande sogar eine sehr große Chance: ist die Perspektive vom Rande aus nicht oft eine viel spannendere als vom Mittelpunkt bzw. Mainstream aus? Macht es nicht bezogen auf den Schaffensprozess und die Schaffenskraft viel freier und experiementierfreudiger vom Rande aus zu arbeiten, als sich all den Normen und Erwartungen aus der Mitte der Gesellschaft anzupassen bzw. zu unterwerfen? Und entstehen nicht gerade an den Rändern von Gesellschaften großartige und spannende Narrative und bedeutende Kunstwerke?
Was macht „queere“ Kunst für Dich aus?
Neben den entsprechenden Themen hat „queere“ Kunst für mich etwas mit einem Bruch in den normativen Sehgehwohnheiten zu tun. Das kann z. B. auch nur eine kleine Geste oder Mimik sein, die einen stutzen lässt und im besten Fall zum Nachdenken bringt.
Dein persönliches Lieblingsbild aus dem Buch?
Das sind eigentlich mehr die Serien aus dem Buch. Da gibt es z. B. die Serie Opulence von Dustin Thierry, in der er in einem satten Schwarz-Weiß Ballroom-Szenen in Amsterdam, Berlin, Mailand und Paris dokumentiert. Die Serie Queer Kids in America von M. Sharkey. Oder die Portraitserie Where love is illegal von Robin Hammond, die Mitglieder der LGBTQI+ Community aus Ländern zeigt, in denen gleichgeschlechtliche Liebe kriminalisiert wird und zu Diskriminierung, physischer und psychische Gewalt, Haft und Folter bis hin zur Todesstrafe führen kann. Beeindruckend ist auch die Serie American Boys von Soraya Zaman, in der Trans und geschlechts-nichtkonforme junge Menschen portraitiert werden. Oder die Selbstportraitserie Puberty der Trans und non-binären Künstler:in Laurence Philomène.
Wird es einen zweiten Band geben?
Nach einiger Zeit kann ich mir das sehr gut vorstellen. Das können dann sowohl neue Arbeiten einiger der Fotograf:innen aus dem aktuellen Band aber v. a. auch Arbeiten neu entdeckter Talente sein.
Hast Du einen queeren Buchtipp?
Ich möchte da sehr gerne aus dem Bereich Fotrografie “The Candy Book of Transversal Creativity: The Best of Candy Magazine, Allegedly” von Luis Venegas empfehlen >> https://www.rizzoliusa.com/book/9780847865833/
Ein Blick in New Queer Photography
Ich freue mich sehr, dass ich – dank dem Kettler Verlag – eine Ausgabe dieses großartigen Bildbandes NEW QUEER PHOTOGRAPHY unter euch verlosen darf. Wie toll ist das?! So könnt ihr teilnehmen: Nennt mir im Kommentar den Titel Eures liebsten queeren Buches oder den Titel eines queeren Buches, dass ihr gerne einmal lesen möchtet – und Euer Name wandert für diesen Bildband in den Lostopf. Mitmachen könnt ihr bis Mittwoch, den 21. April 2021 um 23:59 Uhr. Viel Glück!
***** UPDATE AUSLOSUNG *****
Ich habe ausgelost und gewonnen hat… DANIEL!
Herzlichen Glückwunsch!
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14 comments
“Der lange Weg zu einem kleinen, zornigen Planeten” von Becky Chambers ist ein tolles Buch.
LG
Zwei Bücher die auf keiner queeren Liste fehlen sollten.
James Baldwin – Giovannis Zimmer
Andreas Steinhöfel – Die Mitte der Welt
LG
Das letzte Buch, das mich in diesem Kontext gecatcht hat, war „Im Park der prächtigen Schwestern“ – und ich werde die tolle Vorstellung dieses Bildbandes nutzen und direkt zuschlagen. 🙂
Ich würde sehr gern Giovannis Zimmer von James Baldwin lesen. Das wurde letztens irgendwo auf Instagram empfohlen und hat mich direkt angefixt 👍🏼
“Keine Angst in Andersrum” von Olivia Jones für meine Kids…
[…] Interview […]
Will Grayson Will Grayson bei John Green 🙂
Freue mich auf ‘Das Archiv der Träume’ von Carmen Maria Machado!
Kann mich da einem Kommentar anschliessen:
Die Mitte der Welt
Giovannis Room
“Zwei Papas für Tango”
Ein Kinderbuch…Da ich aus dem pädagogischen Sektor komme 😉
Lieben Gruß nach Trier
Tales of the City von Armistead Maupin ist auf meiner Empfehlungsliste =)
Das Archiv der Träume’ von Carmen Maria Machado
Ein sehr interessantes Interview.
Nun bin ich gespannt auf auf die Serien Opulence & Whre love ist illegal.
Vielen Dank für diese großartige Verlosung!
Ich liebe immer und immer wieder “Rubinroter Dschungel” von Rita Mae Brown.
Ein autofiktionaler Roman den jede Junglesbe lesen sollte.
Meine Buchtipps zum Thema sind:
John Boyne – “Cyril Avery”
Hanya Yanagihara – „Ein wenig Leben“
Alan Hollinghurst – „Die Schonheitslinie“