Isabella Archan | Und täglich grüßt die Mördermitzi || Blogtour

by Wolfgang Brandner
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Isabella Archan | Und täglich grüßt die Mördermitzi || Blogtour

Isabella Archan | Und täglich grüßt die Mördermitzi || Ein Bogenschütze versetzt Kufstein in Angst. Agnes, mittlerweile Revierleiterin, steht unter Druck. Mitzi unterstützt sie bei den Ermittlungen und plant gleichzeitig, ein Café zu eröffnen. Doch ihr Leben gerät erneut aus den Fugen, als sie mysteriöse Botschaften von ihrem tot geglaubten Bruder erhält. Ein Netz aus Verdächtigungen und Geheimnissen entfaltet sich – und die MörderMitzi steckt mal wieder mittendrin. [Text & Cover: © Emons Verlag]

Die Mördermitzi ist wieder da!

Kinder, Kinder, die Zeit vergeht. Die Mördermitzi, die ebenso originelle wie sympathische Figur aus der Feder von Isabella Archan, ist bereit für ihr nunmehr sechstes Abenteuer. Die Hauptfigur hat eine derartige Resonanz erfahren, dass sie seit dem dritten Teil fixer Bestandteil des Titels ist. Nun heißt es “Und täglich grüßt die Mördermitzi”.

Das Leben der Hauptfigur gestaltet sich aufregend: Auf dem von ihrer Großmutter geerbten Grundstück im niederösterreichischen Lilienfeld will sie ein Café eröffnen. Bewirtschaften soll es ihre neue große Liebe, Rudolfo, den sie schelmisch “Drosselbart” nennt. Obwohl Mitzi (mit bürgerlichem Namen Konstanze Maria Schlager) immer noch herzlich, überschwenglich, quirlig durch die Handlung wirbelt, wirkt sie ein Stückweit gereift, weniger impulsiv. Wir erleben sie im Liebesglück vor der bevorstehenden Eröffnung ihres Kaffeehauses. Noch ist der Alltag im Gastgewerbe nicht eingetreten, noch ist das Geschäftsleben ein aufregender Traum.

Auch bei ihrer besten Freundin Agnes Kirschnagel, der zweiten Hauptfigur des Romans, hat sich einiges getan. Die junge Polizistin wird zur Leiterin ihrer Dienststelle in Kufstein befördert. Das Familienglück mit ihrem Lebensgefährten Axel und ihrer Tochter Konstanze (ja, der Name erinnert an Mitzi) komplettiert ein kleiner Hund, für den ein Name gefunden werden will.

Anhand der beiden Frauen entwickeln sich zwei parallele Handlungsstränge.

Zum einen taucht ein Mann auf, der sich als Mitzis totgeglaubter Bruder ausgibt. (Wie es zum Namen “Mördermitzi” gekommen ist, und warum sie ein Leben lang unter Schuldgefühlen leidet, wird selbstverständlich aufgegriffen, sei aber an dieser Stelle nicht verraten.) Vor lauter Freude darüber läuft sie Gefahr, in ihre alte Naivität zurückzufallen. Zum anderen hat es in den Bergen um Kufstein ein Bogenschütze auf Wanderer abgesehen. Darüber hinaus ist ein gefährlicher Auftragsmörder aus dem Gefängnis entflohen, der meint, mit Mitzi noch eine Rechnung offen zu haben.

Die Konzeption der beiden Hauptfiguren ist klar: Während Mitzi ihr Leben spontan gestaltet, legt Agnes Wert auf Stabilität – zumindest in ihrem Privatleben. Natürlich färben die beiden Charaktere im Verlauf der Serie aufeinander ab, und so erweisen sich inzwischen schon Schattierungen. Eine weitere Konstante in den Romanen von Isabella Archan ist die Verbindung von Österreich zu ihrer Wahlheimat Köln, hier verkörpert durch Agnes’ Lebensgefährten, einem gebürtigen Kölner. Abschnittstitel, die wie Parodien auf Regionalkrimis wirken (“Palatschinken Gräuel”, “Steirerhut Geheimnis”, “Bergziegen Tumult”, “Schnaps Apokalypse”) sorgen regelmäßig für Augenzwinkern.

Auch die Orte der Handlung spiegeln Mitzis Persönlichkeit. An keinem Ort hält sie es lange aus, sie ist auf der Reise zwischen jenen drei Orten, die ihr “Lebensdreieck” (S. 163) ausmachen. Während im Lilienfeld ihr treuer Rudolfo mit dem Gestalt annehmenden Café auf sie wartet, ist sie bei Agnes’ Familie in Kufstein (immerhin über 300 Kilometer entfernt) stets willkommen. Und dazwischen, im barocken Salzburg liegt ihr Ruhepunkt, von dem aus sie ihre Arbeit erledigt, ihre Pläne schmiedet und bis zur nächsten Abreise für sich allein ist. In einer Szene finden wir Mitzi nachdenklich am Bahnhof, spontan bereit abzureisen, einem ungewissen Ziel entgegen.
Für einen nervenaufreibenden Showdown kann es schließlich keinen passenderen Ort geben als die Berge um Kufstein … wo die Geschichte um Mitzi im ersten Teil der Reihe begonnen hat.

Isabella Archans Figuren wachsen beim Lesen ans Herz.

Je weiter die Titelzahl steigt, desto eher ist in Romanreihen ein Serieneffekt zu beobachten: Mit zunehmendem Verlauf tritt die (Krimi-)Handlung in den Hintergrund. Die Figuren wachsen beim Lesen ans Herz, durchleben ihre persönlichen Entwicklungen. Irgendwann wird die Handlung nur mehr zum Vorwand, den inzwischen guten Bekannten erneut zu begegnen. Dieser Effekt stellt sich auch bei der Reihe um die Mördermitzi ein. Gleichzeitig ist die Autorin aber so geschickt, die Handlung originell genug zu gestalten, dass sie nicht beliebig wird. Ein Bogenschütze in den Tiroler Bergen (der ansatzweise an den Agatha Christie-Klassiker “Die Morde des Herrn ABC” erinnert), das bleibt im Gedächtnis.

In ihrem sympathischen, quirligen, naiven Wesen ist Konstanze Maria Schlager sehr scharf konturiert, beinahe schon eine allegorische Figur. Im Wissen, ein Unikat am deutschsprachigen Regionalkrimi-Markt geschaffen zu haben, arbeitet ihre Autorin Isabella Archan diese Eigenschaften weiter hervor, ohne dabei auf charakterliche Entwicklung zu verzichten. Zwei Elemente sind es schließlich, die aus der Hauptfigur schließlich eine mythische Mördermitzi machen.
Einerseits erweist sich der Auftragsmörder Sam als ein Erzfeind, ein Gegner, der in mehr als einer Geschichte auftaucht und dessen Motive persönlicher Natur sind.

Wenn sie ehrlich war (…), hatte sie Sam in all der Zeit, seit ihrer Begegnung auf der Innbrücke in Kufstein, immer als ihr dunkles Gegenüber gesehen. Ein Wesen, von dem sie sich durch ihre Schuld aus der Kindheit sogar auf eine absurde Weise verstanden gefühlt hatte.  (S. 244)

Sam ist für die Mördermitzi was Lex Luthor für Superman und Lord Voldemort für Harry Potter ist.
Andererseits wird Mitzi im Finale des Romans von ihrer dunkelsten Seite in Versuchung geführt: Einige lange Momente ist sie kurz davor, ihrem Hass nachzugeben. Schließlich bringt sie die Kraft auf, dem übermächtigen Drang nach Rache zu widerstehen – ein essentieller Schritt auf ihrer Heldinnenreise. (Kein Spoiler: Da es sich um die sympathische Hauptfigur handelt, ist diese Wendung nicht unerwartet.)

Persönliches Fazit:

Ein neuer Titel aus der “Mördermitzi”-Reihe von Isabella Archan, das ist jedes Mal ein Wiedersehen mit alten Bekannten. Wer nervenaufreibende Thriller-Kost sucht, wird mit der Serie nicht glücklich, ein Fest ist sie vielmehr für Freunde leichtherziger Regionalkrimis. Und neben den sympathischen Figuren setzt die Autorin diesmal mit einem bandübergreifenden Widersacher eine zusätzliche Klammer um die Serie.

© Rezension: 2024, Wolfgang Brandner

Isabella Archan | Und täglich grüßt die Mördermitzi || Blogtour

Diese Rezension steht nicht für sich allein. Sie ist nämlich die dritte Station der Blogtour, die Konstanze Maria Schlager, die Mördermitzi in ihrem neuen Fall(?), nein, durch ihr neues Abenteuer begleitet.

Wer hat Lust, die MörderMitzi zu besuchen? Hier ist die vollständige Liste aller Stationen:

  1. 11.03.2024 – Tanja vom Blog nicht ohne buch
  2. 12.03.2024 – Ulla vom Blog Ullas Leseecke
  3. 13.03.2024 – Wolfgang vom Blog Bücherkaffee
  4. 14.03.2024 – Elisa vom Blog ro-rezepte
  5. 15.03.2024 – Ulrike vom Blog Klangulis grüne Welt
  6. 16.03.2024 – Jeanette vom Blog Netties Leseliebe
  7. 17.03.2024 – Patricia vom Nicht ohne Buch
  8. 18.03.2024 – Verena vom Blog Kapitel 11

 

Einige MörderMitzi-Bände habe ich auch schon auf dem Blog vorstellt – folgt dem Link zu den weiteren Besprechungen.

Isabella Archan | Sterz und der Mistgabelmord

Isabella Archan | Die MörderMitzi und der Sensenmann

Isabella Archan | Drei Morde für die Mörder-Mitzi

Isabella Archan | Die Alpen sehen und sterben

 

 

Und täglich grüßt die Mördermitzi
6. Band einer Reihe
Isabella Archan
Regionalkrimi
Emons Verlag | ISBN 978-3-7408-2011-4
2024
Taschenbuch
288 Seiten
emons-verlag.de
3 comments

Lust zum stöbern und entdecken?

3 comments

karin 13. März 2024 - 10:20

Hallo lieber WOLFGANG BRANDNER,

erst einmal diese Reihe ist für mich totales Neuland. Deshalb gefällt mir die Art wie Du den Roman/die Buchreihe vorstellst sehr gut.
Den Hintergrund für den aktuelle Buch finde ich interessant und möchte daher fragen..um welche Burg/Anlage/Fluss handelt es sich hier eigentlich hier?

LG..Karin..

Reply
Wolfgang Brandner 13. März 2024 - 17:38

Liebe Karin,
vielen Dank für Deine Reaktion. Auf dem Bild ist die Festung Kufstein in Tirol abgebildet, Wahrzeichen jener Stadt, die für Mitzi eine zweite Heimat ist.
Wenn Du neugierig auf die Serie geworden bist, fang mit Teil 1 an: https://buecherkaffee.de/2020/02/isabella_archan_krimi.html
So trivial das klingt, die Figuren durchleben doch eine erkennbare (und beabsichtigte) Entwicklung.
Wenn Du Dir ein umfassendes Bild des aktuellen Bandes machen willst, schau auch auf den anderen Blogs der Tour vorbei. Es ist doch interessant zu sehen, welche Aspekte von welcher Leserin besonders hervorgehoben werden.
Liebe Grüße!

Reply
karin 14. März 2024 - 7:56

Hallo Wolfgang,

Danke für die Info…..ja ich werde desweiteren gerne diese Blogtour verfolgen….augenzwickern..

LG…Karin..

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