Drei Schwestern – Drei Leidenschaften – Eine Heimat am Bodensee
Am Bodensee scheint der Erste Weltkrieg lange weit entfernt zu sein. Doch dann gegen Ende des Krieges werden die Auswirkungen auch im beschaulichen Meersburg spürbar. Helena ist hier in einem alten Gasthof groß geworden. Sie lebt dort zusammen mit ihrem Vater und ihre beiden Halbschwestern Lilly und Katharina sowie ihrer Stiefmutter Elisabeth, zu der das Verhältnis allerdings eher kühl ist. Die drei Schwestern sind zwar unterschiedlich, harmonieren aber schon seit ihrer Kindheit gut miteinander.
Jede sucht ihren eigenen Weg
Jede von ihnen hat ihren eigenen Traum: Helena möchte den Lindenhof spätestens nach dem erhofften Ende des Kriegs wieder zur alten Blüte aufbauen. Katharina arbeitet bereits als Krankenschwester und pflegt Soldaten, die im Krieg schwer verwundet werden. Und Lilly scheint lange noch zu suchen, was ihr Weg sein könnte, da sie anders als ihre Schwester keinen altruistischen Beruf wählen möchte.
Die Beweggründe aller drei Schwestern werden von Maria Nikolai beleuchtet, Lilly bleibt dabei am geheimnisvollsten. Vielleicht geht ihr Weg aber in den kommenden Büchern weiter. Ich würde es mir wünschen, da sie im ersten Teil ein bisschen oberflächlich bleibt. Helena, als große Schwester, wird als Vorbild charakterisiert. Doch auch sie hat ein Geheimnis, von dem sie erst im Laufe des Romans selbst erfährt. Der Fokus liegt klar auf ihrer Geschichte.
Liebesgeschichte hat Höhen und Tiefen in der Entwicklung
Eine weitere wichtige Person ist ein russischer Adliger, der in den Wirren des Krieges fliehen muss und seiner Familiengeschichte folgend am Bodensee landet. Achtung Spoiler: Man ahnt schon recht früh, dass Helena und Maxim aufeinandertreffen und sich verlieben werden. Doch Maxims vorheriges Leben ist sehr dramatisch: Er verliert Frau und Kinder im Krieg. Dass sich die Liebe zwischen ihm und Helena langsam entwickelt ist schön dargestellt. Dass er nach seiner ersten Familie bereit für Neues ist, wird mir persönlich etwas zu deutlich ausgesprochen, statt weiter langsam beschrieben und entwickelt.
Der Roman ist sehr leicht zu lesen, die Charakteren wachsen einem ans Herz und ich wollte immer wissen, wie es mit ihnen weitergeht. Die Romanze ist etwas offensichtlich, aber auch schön. Die Historie ist interessant und passend eingewoben und führt dazu, dass „Töchter der Hoffnung“ kein Kitsch wird. Auch Spannung und Drama kommt nicht zu kurz.
Persönliches Fazit:
“Töchter der Hoffnung” von Maria Nikolai hat mich als Sagen-Muffel positiv überrascht und überzeugt. Ich habe das Buch sehr gerne gelesen und bin in der Geschichte versunken. Da ich selbst nicht weit von Meersburg entfernt lebe, wo Helena und ihre Schwestern Zuhause sind, habe ich mir immer bildlich vorstellen können, wo die drei entlanggehen, wo ungefähr der Lindenhof stehen könnte und welchen Ausblick auf den See die Protagonistinnen und Protagonisten genießen können. Das Coverbild ist aus meiner Sicht nicht in Meersburg entstanden, aber der Ort wird genau beschrieben, die Straßen und historischen Personen existieren und haben alle existiert. Dass Maria Nikolai bereits zuvor über historische Themen geschrieben und recherchiert hat, merkt man der neuen Saga an. Es lohnt sich auf jeden Fall, die Orte des Romans vor Ort einmal anzuschauen!
Besonders schön fand ich die Idee, das im Roman beschriebene Tortenrezept als Extra ins Buch zu drucken. Ich habe fest vor, die Meersburger Schlosstorte nachzubacken und auf den Wegen von Helena spätestens im Frühling zu wandeln – und zu überlegen, welches der Häuser am Seeufer der Lindenhof sein könnten.
Der erste Teil der kleinen Serie steht auch so für sich. Ich bin aber gespannt, ob im nächsten Teil die beiden anderen Schwestern vielleicht die Protagonistinnen sein werden.
Rezension: 2021 © Marlene Fuchs
Die Bodensee-Saga, 1. von 3 Teilen
historischer Roman
Penguin Randomhouse | ISBN: 978-3-328-10794-1
Oktober 2021
Taschenbuch, mit Rezeptteil innen
569 Seiten
