Stine Pilgaard | Meter pro Sekunde

by Marlene Fuchs
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Stine Pilgaard | Meter pro Sekunde Rezension

Kühe, Windräder und die sonderbare Welt einer Internatsschule: Eine junge Mutter zieht mit Mann und Baby nach Westjütland, ins „Land der kurzen Sätze“. Eine einfache Unterhaltung wird für sie zum Wagnis, und das Leben selbst ist auf einmal voller Hindernisse. Mutterschaft, Ehe und Fahrprüfung: alles kaum zu schaffen. Doch als sie Kummerkasten-Redakteurin bei der lokalen Zeitung wird, ändert sich ihr Leben, und der Himmel bricht auf. [Text + Cover: © Kanon Verlag]

Wie kommt man in einer neuen Umgebung zurecht, wenn das eigen Leben sich auch ohne Umzug schon komplett auf den Kopf stellt? Die Protagonistin von Stine Pilgaard neuem Roman steckt in einer Lebensphase mit vielen Veränderungen: Sie ist frisch Mutter geworden, mit ihrem Freund in eine neue Stadt gezogen – und dann will sie auch noch endlich den Führerschein schaffen. Ach ja und einen neuen Job nimmt sie auch noch an. Es ist also viel los bei der namenlosen Hauptperson, die als Ich-Erzählerin von den vielen Auf uns Abs des Alltags berichtet. 

Das Land der kurzen Sätze 

Sie scheitert an der einfachen Konversation und Smalltalk mit ihren neuen Nachbarn, muss sich in der extrem einengenden Umgebung der Schule zurechtfinden, an der ihr Partner Lehrer ist und auf deren Gelände sie leben. Und dann noch der Schlafentzug, weil ihr Sohn einfach nicht schlafen will. Sie findet neue FreundInnen, startet eine „Kummerkasten“-Kolumne bei der lokalen Tageszeitung und schlittert in einige sozial unangenehme Situationen. 

Immer wieder wird das Geschehen durch Gedicht oder Liedtexte unterbrochen, die die aktuelle Stimmung abbilden. Auch die Artikel für den „Kummerkasten“  stehen wie eine eigene Kategorie zwischen denn Alltagsgeschichten.

In Dänemark war das Buch sehr erfolgreich und wurde bereits mit Buchpreisen ausgezeichnet.

Keine extreme Spannungsbogen

Ein bestimmtes Ziel – wie etwa den Täter finden wie in einem Krimi oder die Liebe des Lebens in einer Schnulze – gibt es nicht. Doch das macht den Reiz des besonderen Erzählstil mit vielen kurzen Episoden gerade aus: Die kleinen Geschichten mitten aus dem Leben einer jungen Frau, die versucht, ihr Leben in den Griff zu bekommen.

Mein Fazit

Nachdem ich mich an den Stil von Stine Pilgaard gewöhnt hatte – viele Details, viele Metaphern – war es, wie der Erzählung einer vertrauten Person zu lauschen. Was erlebt die Protagonisten wohl morgen? Wie hat sie sich in den Situationen gefühlt? Kann ich etwas daraus lernen? Auch, wenn nichts im klassischen Sinne Aufregendes geschieht, wollte ich immer wissen, wie es weitergeht. Eine ehrliche, nahbare und so herrlich normale und gleichzeitig exzentrische Protagonistin. Gerne würde ich mit ihr einen Kaffee trinken gehen – und die unangenehme Stille mit kurzen Sätzen überbrücken. 

Rezension: 2022 © Marlene Fuchs

 

Meter pro Sekunde
Stine Pilgaard | übersetzt aus dem Dänischen von Hinrich Schmidt-Henkel
Kanon Verlag | ISBN: 978-3-98568-011-5
16.02.2022
Gebunden mit Schutzumschlag
253 Seiten
https://kanon-verlag.de

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