Ich war fünf, als bei mir das Asperger-Syndrom diagnostiziert wurde. Mit sieben wusste ich, dass ich anders bin als andere. Ich hatte mich daran gewöhnt, für mich zu sein und nicht in die Welt derer durchzudringen, die sich über Fußball oder Minecraft unterhielten. Dann begann die Phase des Mobbing. Und die Natur wurde für mich überlebenswichtig.
Besonders ist schon vor dem Lesen die Umschlaggestaltung: Sie repräsentiert das Jahr mit Darstellungen von Pflanzen und Tieren in schönen Illustrationen. Auch die Karte innen ist interessant anzuschauen. Im Buch sind außerdem Original-Bilder des Autors verteilt. Und dann kann die Lektüre losgehen. Ein neues Jahr bricht an. Für Dara McAnulty und gleichzeitig für die Flora und Fauna, die den jungen Autor umgibt.
Dieses Tagebuch hält fest, wie meine Welt sich verändert, von Frühling bis Winter, bei uns zu Hause, in der Wildnis, in meinem Kopf.
Das Jahr ist wirklich ein besonderes für Dara. Er muss mit seiner Familie umziehen. Ein Fakt, der für ihn und seine Geschwister, die alle Autisten sind, besonders schwer zu verkraften ist. Die Eingewöhnung in der neuen Umgebung fällt schwer. Vor allem, nachdem er die Tiere und Pflanzen in seinem alten zu Hause in- und auswendig kann. Er muss seine Lieblingsplätze aufgeben und neue Orte der Zuflucht finden. Ein Kampf, der das ganze Jahr über ein Auf und Ab darstellt.
Natur als rettende Orte
Ein Rettungsanker sind dabei immer die Momente, in denen er tief in die Natur eintauchen kann. Vor allem Vögel faszinieren ihn. Aber eigentlich kann er sich für alles begeistern. Zum Beispiel auch für Mistkäfer:
Diese leuchtenden Wesen sind außergewöhnliche Putzkräfte für unsere Landschaft. Kreisläufe wie dieser machen mich sehr froh! Ihre Schönheit und ihre Logik.
Es gibt unzählig viele kleine Momente, die Dara in der Natur verbringt und die für ihn alles bedeuten. Das ist wunderschön – und sehr spannend – mitzulesen. Das Jahr neigt sich zu Ende. Immer halten Dara und seine Geschwister und die Eltern dabei fest zusammen im Alltag zwischen Schulleben, Umzug, Naturbeobachtung und den kleinen und manchmal auch großen zwischenmenschlichen Problemen.
Persönliches Fazit
Das Buch hat mich tief berührt. Es ist auf vielen Ebenen komplex: Die Jugend von Dara McAnulty ist schwierig, aber er stellt die täglichen Kämpfen offen und ehrlich dar. Das ist wirklich beeindruckend. Die Widmung „Für meine Familie“ glaubt man übrigens sofort: Die Familie spielt neben der Natur die größte Rolle in Daras Leben. Auch seine Liebe zur Natur, vom kleinsten Insekt bis zu den größten Ökosystemen, dringt durch jede Seite. Ein wenig mehr von dieser großen Liebe für die Natur wünsche ich uns allen.
Wirklich ein Buch, das man beim Lesen schwer weglegen kann. Ich drücke dem jungen Dara McAnulty fest die Daumen, dass er sich mit seinem Engagement für die Umwelt noch lange wohl fühlt und nicht überfordert – ich würde gerne noch mehr von ihm lesen.
Rezension: 2022 © Marlene Fuch
Sachbuch/Tagebuch
Piper Verlag, Malik | ISBN:978-3-89029-551-0
30.09.2021
Hardcover mit Schutzumschlag
256 Seiten
www.piper.de