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16 renommierte Fachautoren liefern in diesem Sachbuch kontroverse Sichtweisen und verblüffende Denkanstöße zu einem der bisantesten Themen unserer Zeit:
Wie können wir die stetig wachsende Weltbevölkerung ernähren?
Der Klappentext:
“Im Zeitalter der Globalisierung hängt alles mit allem zusammen – das gilt ganz besonders für das Thema Ernährung. Mangel und Überfluss gehen Hand in Hand: Millionen Menschen leiden Hunger. Trotzdem werden dringend benötigte Nahrungsmittel zu Biotreibstoff verarbeitet oder in der Viehzucht eingesetzt. Unterdessen kämpft die Bevölkerung der Industrienationen mit Übergewicht und ernährungsbedingten Krankheiten. Riesige Mengen an Lebensmitteln landen ungenützt im Müll. Auch unsere Rolle als Verbraucher müssen wir hinterfragen: Wie können wir dazu beitragen, dass Ressourcen besser genutzt und Erträge gerechter verteilt werden?”
Das Buch und sein Inhalt:
Das Buch ist unterteilt in 3 Themen-Schwerpunkte:
- Wie kommt der Hunger in die Welt? (Die globale Ernährungsituation, Gentechnik, Landwirtschaftspolitik, Spaniens Wintergarten unter Plastik)
- Profit auf Kosten der Umwelt (Verfügbarkeit, Fairtrade, globale Erwärmung, Überfischung, Rinderparadies, Sojarepublik Argentinien)
- Massenhaft billig – massenhaft krank? (Industrial Food, Westliche Ernährung, alternative Ernährungkonzepte, Ernährung von morgen, globale und lokale Lösungsansätze)
Das Buch beginnt mit einen Vorwort der Fraktionsvorsitzenden der Bundestagsfraktion von Bündnis 90/Die Grünen, Frau Renate Künast.
Schon ihr eindringliches Vorwort stimmt den Leser nachdenklich und bereitet ihn auf eine interessante, erschreckende und sehr lehrreiche Reise ins Thema “Welternährung” vor.
Ein Zitat aus dem Vorwort möchte ich gerne anbringen:
Während sich eine Milliarde Menschen täglich fragen müssen: “Essen wir heute?” und akut von Hunger bedroht sind, ist uns in den reichen Industrieländern schon manchmal die Frage lästig: “Was sollen wir denn heute mal essen?”
Wer Brockhaus kennt, der weiß: Hier erwartet den Leser Qualität – optisch als auch inhaltlich. Das Buch ist schon äußerlich sehr ansprechend gestaltet und liegt trotz der Schwere auch sehr gut in der Hand. Durch das Flexocover kann man auch gut blättern und lesen.
Der Inhalt ist sehr gut durchstrukturiert und auch durch Grafiken, Tabellen und Infokästen angenehm aufgelockert. Viel Bildmaterial unterstützt das lesen und macht auch die Thematik bewusster. Großzügig gestaltete Info-Fenster fassen in den jeweiligen Kapiteln themenbezogen zusammen oder dienen als zusätzliche Erklärung. Tabellen und Diagramme verdeutlichen das Gelesene und führen so noch direkter die Problematiken vor Auge.
Einziger Wehmutstropfen bei der Gestaltung: Ich empfand es teils als störend, wenn der Text von der Grafik unterbrochen wird. Ich möchte gerne den Abschnitt zu Ende lesen und dann die Grafik betrachten.
Die einzelnen Kapitel selbst werden jeweils von verschiedenen Autoren, Professoren, Wissenschaftlern und Journalisten geschrieben. Die Autoren im Überblick findet ihr am Ende der Rezension. Der Inhalt selbst ist auf verständliche Weise geschrieben und auch für den Laien in speziellen Themen sehr leicht zu verstehen. Das fängt schon bei den grundlegenden Informationen an. Was ist eigentlich der Unterschied zwischen Entwicklungs-, Industrie- und Schwellenland? Zwischen Hungerkrise und Hungerkatastrophe? Warum belastet unser hoher Fleischkonsum so sehr die Umwelt? Die Schwerpunkte werden genau beschrieben. So erfährt man zum Beispiel auch, was sich eigentlich genau hinter den Begriff “Fairtrade” verbirgt, was es mit der kleinen Sojabohne auf sich hat, die unsere Kulturpflanzen wie Mais und Weizen immer mehr verdrängt. Uns werden bewusst die Augen geöffnet im Bezug auf unseren eigenen Lebensmittelkonsum, unsere Gewohnheiten, unseren Wunsch nach ständiger Verfügbarkeit – völlig unabhängig von der Jahreszeit. Wir nehmen, ohne zu hinterfragen, wahnsinnige Transportwege für unser Obst und Gemüse, für unser Fleisch und Fisch auf uns. Besser gesagt: Wir denken gar nicht erst daran, denn die Ware liegt ja einfach da im nächsten Supermarkt. WIE sie dahin kommt und welche Umweltverschmutzung alleine durch den Transportweg entstanden ist, nehmen wir gar nicht mehr wahr.
Wir essen, ohne groß darüber nachzudenken. Kaufen, was uns die Werbung anpreist und verfallen den Lockstoffen aller Art. Aber Gedanken machen wir uns wenig. (manche auch gar nicht…). Jeder bekommt mit, wie die Zahl der Erkrankungen wie Bluthochdruck, Übergewicht, Herzerkrankungen etc. bedrohlich steigen – und zwar in allen westlichen Ländern, aber da wir nun mal gerne Essen und Schlemmen, verschließen wir gerne die Augen davor, warum das so sein könnte, was so falsch ist an unseren Essgewohnheiten.
Das Buch “Not für die Welt” öffnet Augen, rüttelt wach und fordert zum Nachdenken auf – aber bietet dem Leser auch Perspektiven und Möglichkeiten.
Auch Vegetarismus und alternative Ernährungskonzepte werden als großes Thema in dem Buch aufgegriffen und erklärt. Wer sich einmal in Ruhe die Mühe macht, über die Thematik “Welternährung” nachzudenken und dabei feststellt, welchen Einfluss JEDER EINZELNE darauf hat oder haben kann, der kauft künftig um einiges bewusster ein, geht lange nicht mehr so verschwenderisch mit Essen um und wirft nicht mehr so unnötig viel Essen in die Tonne. Ich habe schon vor einiger Zeit meine persönliche Umstellung in Sachen Ernährung und vor allem in Sachen Kaufverhalten in Angriff genommen und bin immer noch dabei – ein langsamer Prozess, der immer mehr an Reife gewinnt. Und ich kann daher jedem nur ans Herz legen: Es lohnt sich – in vielfacher Hinsicht! Ich kann dieses Buch wirklich JEDEM uneingeschränkt empfehlen. Denn hier geht es in erster Linie darum, ein besseres Verständnis für unsere heutige Ernährungsituation zu bekommen. Wir sollten aufwachen und nicht alles, was uns heutzutage an Essen (und an essensähnlichen Produkten) geboten wird, für selbstverständlich betrachten.
Wir sollten uns wirklich mehr Mühe machen, nicht einfach die Augen zu verschließen – die Hungersnöte dieser Welt verschwinden davon nicht – und wenn wir auf die Landkarte sehen, finden sie quasi nur “ums Eck” statt …
Ein absolut gelungenes Sachbuch, dass mich in Aufmachung und Inhalt vollkommen überzeugt hat.
Rezensiert von Alexandra