Rezension: Legend 1 – Fallender Himmel

by Alexandra Stiller
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Gesucht im Namen der Republik
Akten-Nr. 462178-3233 “Day”
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Gesucht wegen Körperverletzung, Brandstiftung, Diebstahls, Beschädigung staatlichen Eigentums und Behinderung militärischer Einsätze. 200 000 Republiknoten Belohnung für Hinweise, die zur Festnahme führen(Seite 9/10)

Inhalt:

Los Angeles, Kalifornien – die große Republik, ein nicht mehr freies Überbleibsel des alten vereinigen Amerikas. Geführt von einem Diktator, befindet sich die Republik im ständigen Krieg mit den Kolonien. Der Slum-Junge Day fällt beim “Großen Test”, den alle 10jährigen absolvieren müssen, wider Erwarten durch und er wird, ohne sich von seine Familie verabschieden zu können, in ein Lager der Republik überführt. Dort gelingt ihm die Flucht und er verschwindet in den Untergrund. Er fühlt sich von der Republik verraten und betrogen und – angetrieben durch seinen unerschütterlichen Gerechtigkeitssinn – sabotiert er fortan deren Handlungen, Aktionen und militärischen Stützpunkte. Er wird somit zum meistgesuchten Verbrecher der Republik – den Day ist alles andere als dumm. Niemand bekommt ihn zu fassen. er ist zu schnell, zu intelligent, zu wendig…
Seine Familie, die im Lake Distrikt (einem der Slumsektoren) lebt, hält ihn für Tod. Nur sein Bruder John weiss, dass er noch lebt. Die Slumsektoren werden immer wieder von großen Seuchen befallen und Day muss aus seinem Versteck mit anschauen, wie auch bei seiner Familie das große rote X auf die Türe gesprüht wird. Hals über Kopf bricht er in einem Krankenhaus ein, um das begehrte Seuchenmedikament zu stehlen. Diese unbedachte Aktion lässt ihn beinahe auffliegen, und im letzten Moment kann er fliehen, doch er muss einen Militärpolizisten – Captain Metias Iparis – dafür schwer verletzen. Was er bei seiner weiteren Flucht nicht ahnt: Metias stirbt!
Und seine hochintelligente Schwester June – die Einzige in der ganzen Republik, die den Grossen Test mit voller Punktzahl abgeschlossen hat – ist ihm nun auf den Fersen. Denn sie will Rache für den Tod ihres Bruders…


Handlung & Charaktere:

Mit den Jugendbuch-Dystopien ist das so eine Sache bei mir. Entweder sie packen mich total – oder überhaupt nicht. Selten gibt es etwas dazwischen. Um so mehr freut es mich, zu sagen: “Legend – Fallender Himmel” hat mich gepackt! Schon von den ersten Seiten an habe ich mich mit dieser Dystopie einfach wohl gefühlt. “Legend” ist der erste Teil einer künftigen Trilogie und zudem das Erstlingswerk der jungen amerikanischen Autorin Marie Lu. Sie hat mit diesem Buch ein wahrlich gelungenes und auch fesselndes Debüt vorgelegt, dass man wirklich schwer aus der Hand legen kann.
Der Schreibstil ist einfach gehalten, d.h. es ist alles sehr verständlich beschrieben und es erwartet den Leser kein verschachtelter und komplizierter Satzbau. Die Sprache ist gemäss der Alterszielgruppe ( ab 14. Jahren ) passend jugendsprachlich gehalten. Dennoch würde ich auch “Legend” als einen Allager einstufen, der auch junggebliebenen Erwachsenen Lesefreude bereitet. 
Erzählt wird die Geschichte in der Ich-Form, immer abwechselnd aus der Sicht der Hauptprotagonisten June und Day. Dieser Stil sagt mit persönlich sehr zu, da ich so die Gedanken und Gefühle, die Emotionen beider Seiten in vollem Umfang mitbekomme und so tiefer in die Geschichte, in das Geschehen, involviert werde. Die charakteristische Darstellung der Figuren ist der Autorin ebenfalls sehr gut gelungen. 
Day ist ein vielschichtiger Typ, ein ehrlicher, ein prinzipientreuer Typ, der sich sehr für Gerechtigkeit einsetzt. Er hat Mut, ist intelligent, zielstrebig und gradlinig und sehr hilfsbereit. Er stellt sich für andere in den Hintergrund und ist zudem sehr familiär. Eine Eigenschaft, die ihm sehr zusetzt, weil gerade er seiner Familie brutal entrissen wurde, er seine Familie nur aus der Ferne beobachten kann. Dieser Zustand zerreißt ihm fast das Herz – und nicht nur ihm, dem Leser gleich mit. Denn man fühlt einfach mit ihm, spürt seine Zerrissenheit und seine Ängste um seine Familie. Vielleicht ist auch gerade das der Grund, warum er sich der kleinen Tess angenommen hat und sie beschützt – sie ersetzt für ihn die Familie und vor allem seinen kleinen Bruder. Er fühlt sich nicht als der Rebellenheld, den andere in ihm zu sehen glauben. Er kämpft schlichtweg für Gerechtigkeit, und das am liebsten im Alleingang.
June wuchs in einem völlig anderen Umfeld auf. Wohlgehütet, geschützt und immer mit allem versorgt, was man im Leben benötigt, hat sie kein Gespür für die wahren Entbehrungen des Lebens in den Slums und den Kolonien. Schon von klein auf von der Republik und deren Ausbildungsmassnahmen geimpft, empfindet sie diese Lebensweise als die einzig Richtige und man kann es ihr auch wenig übel nehmen. Denn wie gesagt, sie kennt es überhaupt nicht anders. Erst durch ihre Jagd auf Day bekommt sie direkt vor Augen geführt, was es bedeutet, in den Slums zu leben. Oder vielleicht ist es gerade Day, der ihr die Augen öffnet. Getrillt auf Mut, Ehre und Republikstreue, gestählt durch jahrelanges hartes Training, hat sie sich trotzdem eine Selbstständigkeit bewahrt – die Selbstständigkeit, frei zu denken. 
Die Autorin ist meines Erachtens bewusst bei einer starken Charakterdarstellung der zwei Hauptprotagonisten geblieben, um ihnen die volle Aufmerksamkeit zukommen zu lassen. Weitere Charaktere wie Tess, John oder auch Thomas werde eher nur oberflächlich beschrieben, was dafür sorgt, dass man seinen Fokus tatsächlich hauptsächlich auf June und Day richtet. Was die Umgebungsbeschreibung angeht, hätte ich mir jedoch mehr Informationen gewünscht. Vor allem auch aus politischer Sicht, hier fehlen mir Informationen, wie es zum Beispiel passieren konnte, dass sich die Kolonien und die Republik in solch einer Dauerfehde befinden. Wie ist das Land so furchtbar zerfallen? Was hatte diese besagte Flut überhaupt ausgelöst? Dies wird alles nur sehr kurz angeschnitten – für meinen Geschmack ein wenig zu kurz. Und gerade das finde ich sehr wichtig für eine Dystopie, denn dies fördert die ja die Fantasie, liefert die Bilder für den Kopf 🙂 Hier hoffe ich sehr auf noch mehr Liebe zum Detail in der Fortsetzung – und ich denke auch, die Details werden kommen. Der Verlauf der Geschichte spricht dafür.


Mein persönliches Fazit :

“Legend – Fallender Himmel” ist nach meiner Meinung eine wirklich sehr gelungene und vor allem altersentsprechende Jugendbuch-Dystopie. Ich habe dieses Buch sehr gerne gelesen und konnte mich vollens für die Idee der Geschichte begeistern. Trotz der etwas mangelnden Umfeldbeschreibung war ich völlig in die Geschichte versunken und habe den Schlagabtausch zwischen den zwei Hauptprotagonisten sehr genossen. Der erste Teil dient meines Erachtens hauptsächlich der Vorbereitung des Lesers auf das, was in der Repubik und in den Kolonien tatsächlich passiert – um so gespannter bin ich nun auf die Fortsetzung. denn die Richtung, in die sich die zum Teil haarsträubenden Geschehnisse entwickelten, sagt mir sehr zu. Und das offene Ende des Buches macht definitiv Lust auf mehr – ich möchte wissen, wie es weitergeht mit June und Day. Und ich bin neugierig, was noch alles ans Tageslicht der Republik kommt…
Da mich wirklich nur Kleinigkeiten gestört haben und diese durch den Aufbau und den Verlauf der Geschichte für mich persönlich an Relevanz verloren haben, vergebe ich 4/5 Punken, weil hier definitiv die Lesefreude Oberhand gewann.


© Rezension: Alexandra  Zylenas

3 comments

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3 comments

Lisa Giraffe 23. Oktober 2012 - 14:01

Halli hallo!
Ich muss gestehen, ich hab die Rezi jetzt nicht gelesen, weil ich das Buch evtl. selbst noch lesen möchte und mir damit immer eine gewisse Spannung erhalte 🙂
Aber als ich das Cover jetzt mal “live” im Buchladen gesehen habe, MUSSTE ich einfach drüberstreicheln. Es sieht wirklich wundervoll aus und gar nicht so rein-weiß wie auf den Internetbildern 🙂

Alles Liebe,
Lesegiraffe

Reply
BeautyBooks 23. Oktober 2012 - 14:16

Tolle Rezi 😀 .. Mir hats ja auch total gut gefallen.. Klasse Buch (:

Reply
his + her books 23. Oktober 2012 - 14:17

Sehr schön geschrieben! Freut mich, dass du auch so begeistert warst 🙂
Und mit der Lesefreude kann ich dir nur zustimmen: Ich habe auch alle Kritikpunkte “vergessen”, spätestens ab DER EINEN Wendung … 🙂

Glg
Steffi

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