Rezension: Die Bestimmung. Tödliche Wahrheit

by Alexandra Stiller
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“Heute Nacht bin ich ebenso aufrichtig wie selbstlos wie tapfer. Heute Nacht bin ich wahrhaft unbestimmt.”Zitat Seite 365


Die Bestimmung. Tödliche Wahrheit
Von: Veronika Roth

Verlag: cbt Verlag
Originaltitel: Insurgent
Aus dem Amerikanischen übersetzt von: Petra Koob-Pawis
Genre: Jugendbuch, Dystopie
Reihe: zweiter Teil einer Trilogie
Empfohlenes Alter: ab 14 Jahren
Erscheinungsdatum: 10. Dezember 2012
Ausstattung: Gebunden mit Schutzumschlag, 513 Seiten
ISBN13: 978-3-570-16156-2

Inhalt:

Nach dem grossen Angriff der Ken auf die Altruan befinden sich Tris und Tobias auf der Flucht. Auf der Flucht vor den Ken und den abtrünnigen Ferox, die sie verfolgen. In ihrer Not finden sie Unterschlupf im Hauptquartier der Amite, wo sich mittlerweile aus fast allen Fraktionen Flüchtlinge befinden. Die Amite versuchen, eine neutrale Stellung zu bewahren, sie möchten sich nicht einmischen und bieten ihr Quartier als neutrale Zone an. Doch leider währt diese Sicherheit nur kurz und die Ken klopfen auch hier an die Tür. Tris und Tobias fliehen erneut, Susan und Caleb schließen sich den beiden an. Auf dem Weg zu den Candor machen die vier eine überraschende Entdeckung: Die Zahl der Fraktionslosen, die verschmäht und ausgestoßen im Untergrund leben, hat sich still und heimlich vermehrt und ihre Gruppe ist mittlerweile fast doppelt so groß wie die Fraktion der Ferox. Und als sie der selbsternannten Anführerin dieser Fraktionslosen gegenüberstehen, kommt so einiges ans Licht. Während Jeanine mit dem Wissen der Ken versucht, durch Simulationen alle Fraktionen steuern und unter ihre alleinige Kontrolle zu bringen, arbeiten die Fraktionslosen an ihrem ganz eigenen Plan, die bestehende Ordnung zu stürzen. Jeanine ist weit vorangeschritten, ihre Pläne vollends in die Tat umzusetzen. Ein Problem bekommt sie jedoch nicht in den Griff … die Unbestimmten!
Die Unbestimmten sind unempfänglich für die Simulation. Auf ihrem Weg zum Ziel geht sie weiter über viele Leichen. Tris hat eine Aufgabe zu erfüllen. Wird sie die anderen dadurch retten können? Wird das sinnlose Töten dadurch aufhören?


Handlung & Charaktere:

“Tödliche Wahrheit” ist der zweite Teil der erfolgreichen Trilogie aus der Feder der jungen amerikanischen Autorin Veronika Roth. In den USA feiert sie einen großen Erfolg mit ihrer Dystopie, der sich auch hier in Deutschland ausbreitet. Zu recht, wie man nur sagen kann, denn die düstere Geschichte um Tris und Four und die Fraktionen zieht jeden Liebhaber guter Dystopien in seinen Bann. Temporeich und voller guter Ideen und Umsetzungen war Band Eins und genau so gut geht es auch im zweiten Teil weiter. Hier legt die Autorin nochmals so richtig an Tempo zu, die Geschehnisse überschlagen sich fast und genau das packt den Leser so. 
Der Schreibstil ist wie gewohnt jugendlich-frisch, ohne flapsig zu wirken. Die Sätze sind kurz und knackig, die Autorin spielt oft mit dem Satzbau, um die Spannung zu steigern. So wird auch mal ein Satz quasi “zerhackt” in mehrere Zeilen und sorgt so für eine gelungene Atmosphäre. Man kann dieses “Luftholen” dazwischen förmlich spüren.


[…] Und dann muss ich nach Luft schnappen.
Und dann fange ich an zu schreien.
Und dann kann ich
Nicht mehr Denken.
Seite 342 (im Hauptquartier der Ken)

Man taucht ein in diese chaotische Welt der Fraktionen, man wird regelrecht hineingezogen in die Geschehnisse und das Mitfiebern bleibt nicht aus. In besonders spannenden Momenten merkt man die eigene Anspannung, das eigene Luft-Anhalten besonders deutlich. Fazit: auch Band zwei ist wieder ein wahrer Pageturner! Allerdings gibt es einen Wermutstropfen, der erwähnt sein sollte. Die Geschichte geht nahezu nahtlos von Band eins zu zwei über. Eigentlich keine schlechte Lösung, denn wer mag schon lange Wiederholungen. Aber hier ist einfach der Zeitabstand zwischen den Erscheinungsdaten zu lange und es passierte zu viel im Übergang.
Der Beginn von “Tödliche Wahrheit” fordert daher den Leser sehr, wieder ins Geschehen hineinzufinden. In den ersten zwei bis drei Kapiteln fallen so viele Namen von Protagonisten, die man sich selbst erst wieder zuordnen muss und nebenbei sollte man sich auch schnell das Ende des ersten Teils in Erinnerung rufen, um überhaupt folgen zu können. Dies fordert den Leser – und den ein oder anderen wird es sicherlich auch ÜBERfordern. Eine kurze Zusammenfassung wäre hier wünschenswert gewesen. Aber auf jeden Fall sollte man nicht kapitulieren, sondern einfach weiterlesen. Auch wenn man nicht gleich weiß, um was oder wen es gerade genau geht – dies wird sich definitiv ändern und man wird auch hier wieder in die Geschichte finden. Und es lohnt sich!
Die Hauptprotagonisten Tris und “Four” verändern sich in diesem zweiten Teil sehr. Tris hat viele negative Erfahrungen machen müssen, sie hat Taten begehen müssen, die sie nicht mit ihrem Gewissen vereinbaren kann. Dies und natürlich der Verlust ihrer Familie beschäftigen sie sehr und lassen sie in ein tiefes Loch fallen. Alles zerfällt um sie herum und sie weiß nicht, wem sie überhaupt noch trauen kann. So schottet sie sich lieber ab und macht die Dinge, die sie quälen, mit sich selbst aus. Nicht mal ihrem Freund “Four” Tobias vertraut sie sich richtig an. Ihr innerlicher Kampf lässt sie teilweise auch sehr impulsiv handeln und man möchte sie ab und an einfach nur mal schütteln und ihr sagen, dass sie sich zusammenreißen soll, dass sie mit jemandem reden soll…


“Ich bin müde, Tris zu sein. Ich habe schlimme Dinge getan. Ich kann sie nicht mehr ungeschehen machen und sie sind jetzt ein Teil von mir. Die meiste Zeit habe ich das Gefühl, aus nichts anderem mehr zu bestehen.” Zitat Seite 156

Aber Tris ist erst sechzehn – und diese Tatsache übersieht man gerne. Und wenn man dies wieder vor Augen hat, dann kann man ihr Verhalten nachvollziehen, ja vielleicht auch verstehen. Mit sechzehn muss man auch die Liebe und das Vertrauen erst lernen … Und trotz allem strahlt sie eine unglaubliche Tapferkeit aus, die einfach ihr großes Merkmal ist, auf andere aber auch sehr selbstzerstörerisch wirkt.
Four macht eine große Verwandlung durch. Nun, nachdem er nicht mehr im Hauptquartier der Ferox ist, nennt er sich wieder Tobias Eaton, steht zu seinem Namen. Denn mittlerweile wissen viele, wer sein Vater ist. Und was Tobias im Leben schon einstecken musste. Auch im ersten Teil war er schon sehr charakterstark. Er erschien unnahbar und strahlte Stolz und auch Würde aus. Dies tut er auch nun noch, aber seine Schutzmauer bröckelt, man erfährt mehr über ihn, über seine Gefühle. Er kommt mehr aus sich heraus. Er entwickelt sich weiter.


Mein persönliches Fazit :

Trotz der anfänglichen Einstiegsschwierigkeiten ins Geschehen bin ich auch von diesem zweiten Band “Tödliche Wahrheit” wieder sehr begeistert. Ich habe mich mitreißen lassen vom Tempo, von den Protagonisten, von der Handlung, die auch in diesem Teil immer wieder für Überraschungen gut ist. Veronika Roth weiß, wie sie ihre Leser fesseln und begeistern kann! Ich bin sehr gespannt auf das große Finale. Wer gerne Dystopien liest, der sollte “Die Bestimmung” unbedingt im Regal stehen haben.

© Rezension: Alexandra

Über die Autorin:

Veronika Roth lebt in Chicago und studierte an der dortigen Northwestern University Creative Writing. Im Alter von zwanzig Jahren schrieb sie während ihres Studiums den Roman, der später “Die Bestimmung” wurde und mit dem sie in den USA auf Anhieb die Bestsellerlisten stürmte.
1 comment

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Sandrina 4. Januar 2013 - 0:18

tolle Rezension 🙂
Band 1 fand ich genial und ich hoffe, dieser Teil wird genauso gut 🙂
LG, Sandrina

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