Rezension || Die Bienen | Laline Paull

by Alexandra Stiller
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Ihr Name ist Flora. Ihre Nummer 717. Sie ist ziemlich groß. Ihr Pelz ist struppig. Andere finden sie hässlich. Doch sie ist klug und mutig. Und sie kann sprechen! Flora 717 ist eine Biene.

Ein kleiner Einblick in den Klappentext: Flora 717 ist eine Säuberungsbiene aus der untersten Kaste im Bienenkorb. Ausgestattet mit Fähigkeiten, die ihren Rang weit überschreiten, steigt sie schnell auf und darf sogar an der Seite der Königin leben. Alles scheint perfekt. Doch ohne es zu wollen, gebiert Flora eines Tages ein Ei. Ein Umstand, der allein der Königin vorbehalten ist und bei Missachtung schwer bestraft wird. Es beginnt ein Wettlauf um Zeit, Nahrung und Geschicklichkeit, um ihr Leben und das ihres geliebten Kindes zu bewahren. Laline Paull inszeniert gekonnt einen Roman über Aufstieg, Liebe und Gerechtigkeit. (© Text- & Bildmaterial: Tropen Verlag)

Meine Gedanken zu dem Buch:

“Die Bienen” einem bestimmten Genre zuzuordnen, fällt unglaublich schwer, so facettenreich kommt dieser Roman daher. Aufgrund der Reise in das Tierreich würde man es wohl als Fabel einordnen und dennoch finde ich, dass Abenteuerroman die beste Bezeichnung dafür ist. Denn es ist in der Tat ein wahres und äußerst turbulentes Abenteuer, welches das Leben von Flora 717 prägt. Als Säuberungsbiene aus der untersten Schicht zur Welt gekommen, beginnt für sie schon kurz nach Geburt das Abenteuer – denn als die Bienenstock-Polizei einen abnormalen Körperwuchs bei ihr erkennt (worauf übrigens nur der Tod folgen kann, um den Stock zu schützen!), möchten sich die oberen Bienen dies gerne zunutze machen und einige Tests mit ihr durchführen. Sie erkennen, dass in Flora mehr steckt. So öffnet sich ein ganz neuer Horizont für Flora und ihr Wille zum Lernen ist grenzenlos. Sie öffnet sich den Gerüchen, Farben und den Geräuschen des Bienenstocks und der Pflanzen und saugt alles in sich auf.

Sie lernt die faszinierende Art der Kommunikation mit ihrer Familie und darf mit ausfliegen, um Pollen und Nektar zu sammeln. Sie ist stark und kraftvoll und wird aufgrund ihrer Dienste für den Stock sogar zur allerheiligsten Königin vorgelassen. Aber Flora 717 birgt auch ein großes Geheimnis. Ein Geheimnis, dass nicht ans Tageslicht kommen darf, denn es würde ihren Untergang bedeuten. Aber ihr starker Wille gibt ihr Kraft, ihren größten Wunsch in die Tat umzusetzen und ihr Geheimnis, ihr Ei, ihren eigenen Nachkommen zu schützen….

Manchmal muss man einfach gegen den Strom schwimmen um herauszufinden, was das Leben so lebenswert macht, was die Welt alles zu bieten hat.

Wer möglicherweise ein wenig über die ersten Seiten des Romans stolpert, weil es seltsam erscheint, das Leben im Stock aus Sicht der Bienen zu erfahren, sollte unbedingt am Ball bleiben und weiterlesen. Man gewöhnt sich sehr schnell daran und entdeckt in der kleinen Heldin Flora eine wirklich bezaubernde und starke Protagonistin. Der Erzählstil erscheint wunderbar leicht und sensibel, ja fast schon poetisch und nimmt uns Leser mit auf eine fantasiereiche Reise in eine andere Welt. Eine Welt, die uns dennoch recht vertraut erscheint …

Laline Paull vergleicht die Welt der Bienen nicht mit unserer Welt, sie belehrt auch in keiner Weise. Und das ist das Schöne daran. Sie widmet sich ausschließlich diesem Bienenstock samt seiner Hierarchie und Ordnung – und die gewissen Parallelen erkennt der Leser dann schon von ganz alleine. Gerade das regt ungemein zum Nachdenken an, denn es bleibt sicher nicht aus, dass wir als Leser diese Bienenwelt auf die Menschenwelt projizieren … und dabei auch etwas erschrecken, dass diese kleine Wabe so leicht unseren großen Planeten widerspiegeln kann. Ein Überwachungsstaat in Miniaturform, dennoch eine ganze Gesellschaft einschließend. Machtkämpfe, Futterneid, Klassengesellschaft und Rangordnungen bestimmen das Bienenleben – aber auch positive Eigenschaften wie Liebe, Zusammenhalt und Gerechtigkeits- und Familiensinn ist hier zu finden

Kurz & gut – mein persönliches Fazit

Ein wundervoller, mitreißender und auch sehr eigenwilliger Debüt-Roman der Autorin Laline Paull, der mich nicht mehr losgelassen hat und mich unglaublich faszinierte. Die mutige und und bezaubernde kleine Biene Flora 717 hat sich in mein Herz geschlichen und ich habe dieses Buch regelrecht verschlungen. Ein Roman, bei dem man sich wünscht, er möge nie enden. Für mich ein wahrer Lesegenuss, denn ich nur allzu gerne weiter empfehlen möchte. Taucht ab in diese faszinierende Welt, lasst euch fallen und begleitet Flora durch ihr Abenteuer Leben.

© Rezension: 2014, Alexandra Zylenas

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