Rezension: Der Susan-Effekt | Peter Høeg

by Marcus Kufner
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Susan ist Experimentalphysikerin, hantiert gern mit dem Brecheisen und bäckt nachts um drei Croissants für ihre Familie. Und sie hat eine außergewöhnliche Gabe: Jeder, der mit ihr spricht, wird absolut aufrichtig. Jetzt soll sie einem hochrangigen Justizbeamten ein geheimes Protokoll beschaffen: Ein Gremium hochkarätiger Wissenschaftler erforscht die Gefahren der Zukunft. Doch plötzlich kommt ein Mitglied nach dem anderen auf grausame Weise um. Mit irrwitzigen Einfällen, technischem Know-How und ihrem einzigartigen Effekt kämpft Susan darum, dass die Wahrheit ans Licht kommt. Ein phantastischer Pageturner mit einer unschlagbaren Heldin. [© Text und Bild: Carl Hanser Verlag]

 

 

 

 

Susans Spezialfähigkeit ist keineswegs einmalig: ihr Mann Laban hat sie auch, und da sie offenbar vererbbar ist können auch ihre Kinder Harald und Thit darüber verfügen. Das hört sich wie eine Comicgeschichte mit einer Familie mit Superkräften an, diese mentale Fähigkeit spielt aber nur eine untergeordnete Rolle. Ohne sie könnten die vier allerdings die vor ihnen liegenden Aufgaben und Schwierigkeiten nicht lösen.

Die eigentliche Geschichte ist ein Verschwörungskrimi. Ganz klassisch erfahre ich als Leser Stück für Stück mehr über die Mitglieder und den Zweck der „Zukunftskommission”. Und über die Motive der Leute, die diese der Reihe nach umbringen wollen. Während des Lesens hatte ich allerdings einige Schwierigkeiten mit dem Erzählfluss. Mir blieben viele Zusammenhänge zu lange unklar, erst am Ende des Buchs lichtete sich der Nebel und ich kam zu der Erkenntnis, dass die Story eigentlich gut ist. Man könnte sagen, der Plot ist intelligent, leider ging das für mich zu Lasten des Lesespaßes.

Sympathisch sind mir die Zwillinge Harald und Thit. Die beiden sind nicht nur aufgrund ihrer Fähigkeit etwas Besonderes. Und dabei sehr unterschiedlich. Ihre Kommentare und Meinungen zu den Entscheidungen der Eltern sind amüsant. Für Susan kann ich mich leider nicht begeistern. Durch ihre nordisch-kühle Art bleibt sie nicht nur bei ihren Mitstreitern sondern auch bei mir auf Distanz. Und ihre physikalischen Erläuterungen erreichen mich als Laie nur selten.

Bemerkenswert finde ich die Sprache. Peter Høegs Text ist wie üblich hochwertig und gekonnt nuanciert. Das bereichert das Lesen.

 

Persönliches Fazit

Der an für sich gute Plot entfaltet sich bei mir leider erst am Ende des Buchs. Davor stochere ich zu sehr im Nebel. Vom eigentlichen „Susan-Effekt” hätte ich etwas mehr erwartet. Er ist zwar wichtig für Susan und ihre Familie zur Lösung der Schwierigkeiten, steht aber nicht im Mittelpunkt. Insgesamt kein schlechtes Buch, für mich ist das Potenzial der Idee jedoch nicht ausgeschöpft worden.

© Rezension: 2015, Marcus Kufner

 

Der Susan-Effekt
Peter Høeg (Aus dem Dänischen von Peter Urban-Halle)
Roman
Hanser Verlag - ISBN: 9783446249042
2015
gebunden, 400 Seiten
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