[Klappentext] Aufgewachsen als Tochter eines Lords im afrikanischen Busch, interessiert sich die junge Beryl nicht für Seidenkleider und Etikette. Dafür ist sie stark und mutig wie ein Kipsigis-Junge und hat von ihrem Vater alles über Rassepferde gelernt. Doch im britischen Protektorat – dem späteren Kenia – der vorigen Jahrhundertwende ist kein Platz für solch ein ungezähmtes Mädchen. Bis sie in Karen Blixen eine Seelenverwandte findet – und in deren Geliebtem, dem Flieger und Großwildjäger Denys Finch Hutton, das Abenteuer ihres Lebens. [Text & Cover: © Aufbau Verlag]
Paula McLain, die mit „Madame Hemingway” große Erfolge erzielte, erzählt in diesem biografischen Afrika-Roman die wahre Geschichte der Flugpionierin und Trainerin für Rennpferde Beryl Markham, die als erste Frau den Atlantik überquerte. Wie wurde Beryl Markham zu der unkonventionellen und toughen Abenteurerin, die sie wahrlich ist? Paula McLain nimmt uns Leser mit auf eine Reise in die Vergangenheit. Auf eine Reise in das raue und unberechenbare Afrika, in dem 1904 die noch ganz junge Beryl zusammen mit ihren Eltern ein neues Zuhause findet.
Die Familie kehrt Britannien den Rücken und der Vater möchte sein Glück als Farmer im afrikanischen Busch versuchen. Kenia ist zu diesem Zeitpunkt noch britisches Protektorat und das Land selbst scheint wild und unbezähmbar. Die Mutter kann sich mit diesem drastischen Lebenswandel nicht anfreunden und reist kurze Zeit später zusammen mit dem kränklichen jungen Sohn zurück nach Britannien. Zurück in Afrika bleibt der Vater mit der kleinen Beryl die sich zu einem wahren Wildfang entwickelt.
Der Vater konzentriert sich auf die Farmarbeit und baut eine stattliche Rennpferdezucht auf. Mit Erziehung kann er nichts anfangen und überlässt Beryl quasi sich selbst. Sie tut, was sie mag und wann sie es mag. Röckchen und anderer Mädchenkram interessieren sie nicht, aber dafür kann sie Spuren lesen, kann kämpfen, ist tapfer und scheut sich vor nichts. Doch was man ihr als Kind noch alles durchgehen lässt, wird ein Problem für sie, als sie zu einer jungen Frau heranwächst. Ihr jungenhaftes Verhalten wird nicht akzeptiert und sie stößt zum ersten Mal an Fronten. Sie will sich aber keine Zügel anlegen lassen, sie will frei sein. Freiheit ist ihre oberste Priorität, Konventionen sind ihr egal. Aber dennoch begibt sie sich in die “Fesseln” einer Ehe. Doch dieses Leben ist nichts für Beryl und sie sie wagt es ihren eigenen Weg zu gehen und sich als Frau in einer harten Männerwelt zu behaupten.
Ein sehr wagemutiges Unterfangen zu einer Zeit wie dieser und sie muss viele Tiefschläge einstecken. Aber trotzdem ist ihr Wille stärker und sie schafft es, selbst Trainerin für Rennpferde zu werden. Sie ist somit die erste Frau in Kenia, die eine Trainerlizenz erwirbt. Das Leben hält einige Schicksalsschläge für sie bereit und an manchen droht sie zu scheitern. Aber siehst und bleibt eine Kämpfernatur. Afrika ist hat und unberechenbar, aber Beryl gibt sich nicht geschlagen.
Paula McLain erzählt Beryls Geschichte chronologisch und in einem der unkonventionellen, temporeichen Stil. Man mag das Buch kaum zur Seite legen, ist gefesselt vom Geschehen und vom wilden Leben der mutigen Beryl. Aber die Autorin schafft es auch wunderbar, die Gefühle, die oftmals auftretende innere Zerrissenheit von Beryl widerzuspiegeln. So wagemutig sie auch ist, aber auch sie hat mit großer innerer Aufruhr zu kämpfen auf der Suche nach sich selbst. Viele Liebschaften hinterlassen ihre Spuren, oft macht sich Unsicherheit breit und innere Unruhe will besiegt sein.
Viele bekannte Namen und Personen tauchen in dem Roman auf. So lernt sie zum Beispiel Karen Blixen kennen, die später unter dem Pseudonym Tanja Blixen u.a. Jenseits von Afrika schrieb oder auch den leidenschaftlichen Piloten Denys Finch Hatton, der ihr wahrlich den Kopf verdreht. Er ist es auch, der in Beryl die Leidenschaft für die Fliegerei erwachen lässt. Weitere bekannte Namen tauchen auf und im hinteren Teil des Buches findet man eine Aufstellung der tatsächlich existierenden Persönlichkeiten, die im Roman auftauchen und genannt werden.
Beryls Leben erscheint in der Tat selbst schon wie ein Roman und Paula McLain setzt dies wunderbar um. Sie weckt Interesse daran, mehr über diese unbeschreibliche Frau erfahren zu wollen und im Anhang findet man dafür viele Quelleverweise. Beryl Markhams eigener Roman Westwärts mit der Nacht ist im Deutschen heute leider nur noch antiquarisch zu bekommen aber ich bin definitiv neugierig geworden und möchte dieses Werk nun auch sehr gerne lesen und noch mehr über sie zu erfahren.
Persönliches Fazit
Für mich persönlich war dieser Roman ein kleines Lesehighlight und ich habe das Buch geradezuverschlungen. Das Leben der Beryl Markham faszinierte, schockierte und begeisterte mich zugleich und Paula McLain ist es wunderbar gelungen, dieses turbulente Leben in einem biografischen Afrika-Epos umzusetzen. Ich konnte beim Zuschlagen des Buches kaum glauben, dass es schon zu Ende sein soll. Eine ganz klare Leseempfehlung!
© Rezension: 2016, Alexandra Zylenas
4 comments
Klingt gut, ich mochte “The Paris Wife” sehr gerne von ihr, dieses hier könnte auch was für mich sein 🙂
Mir hat der Roman leide rnicht so gut gefallen. ich habe ihn in einer Leserunde gelesen und wir waren uns eigentlich fast alle einig, dass wir durch die Buchbeschreibung eine etwas falsche Vorstellugn hatten. Ich erwartete mir einen Roman über die Fliegerei und war enttäuscht, dass die erst kurz am Schluss wirklich Inhalt war. Der beginn hat mir allerdings sehr gut gefallen, als Beryl noch ein kleines Mädchen war und wie sie aufgewachsen ist….sehr interessant! Ihre Männergeschichten gefielen mir weniger, aber durch ihre innere Zerissenheit waren sie nachvollziehbar.
Übrigens ein richtig tolles Foto, das du hier gemacht hast!!!!
Liebe Grüße
Martina
http://martinasbuchwelten.blogspot.co.at/
Ich habe mir das Buch gestern spontan gekauft und freue mich nach dieser Rezension umso mehr aufs Lesen! 🙂
Danke für deine ausführlichen Worte! “Madame Hemingway” hatte mich komplett überzeugt, hier war ich mir bisher unsicher, weil mich das Thema nicht hundertprozentig packt…aber ich werde mal reinlesen, vielleicht animiert mich der Schreibstil ja dann zum Weiterlesen!
Liebe Grüße, Cara