Was für eine ungewöhnliche aber wunderbare Freundschaft. Drei Leute, die eigentlich so gar nicht zusammenpassen. Sentaro, der von einem Tief ins andere rutscht, Tokue, Mitte siebzig, den größten Teil ihres Lebens hinter sich, und Wakana, die noch zur Schule geht. Und doch können sie viel füreinander tun. Sie geben sich Halt, sie machen dem anderen Mut und sind da, ganz ohne erhobenem Zeigefinger. Durian Sukegawa benutzt einen ruhigen und unsentimentalen Schreibstil. Kein Drücken auf die Tränendrüse, keine übertriebene Tragik – das macht die Geschichte sehr gut nachfühlbar und auch gerade durch die leisen Töne sehr kraftvoll. Auffällig ist die typische japanische Mentalität, die unterscheidet sich doch deutlich von unseren Ansichten und Verhaltensweisen.
Auffällig ist auch der Respekt, den vor allem Sentaro Tokue entgegenbringt. Sind doch für so manchen die Alten nur noch Ballast, zusammengepfercht und abgeschoben in Altenheimen. Dabei kann man viel von ihnen lernen, man muss halt zuhören. Und das macht Sentaro nachdem er Tokues Bohnenmus probiert hat.
Er hört sich aber nicht nur ihre Zubereitungstipps an, sondern auch ihre Lebensgeschichte. Und die ist bemerkenswert. In ihrer Jugend wurde bei ihr Lepra diagnostiziert, was gleichbedeutend war mit lebenslang Gefängnis. Leprakranke wurden in einem Sanatorium eingesperrt, von der Familie und der Gesellschaft geächtet. Auch nachdem ein Heilmittel gefunden wurde dauerte es noch lang, bis die Betroffenen sich wieder frei bewegen durften. Durch die mehr oder weniger schlimmen körperlichen Entstellungen wurden sie von den meisten trotzdem nach wie vor gemieden. Deprimierend, dass Menschen so sein können, aber schön, dass es welche gibt, die die Person hinter der Behinderung sehen. Sentaro gelingt das, zugegeben auch mit einem mulmigen Gefühl, aber er gewinnt dadurch eine wertvolle Freundschaft.
Persönliches Fazit
Mit seinem Leineneinband ist „Kirschblüten und rote Bohnen” ein auffallend hübsches Buch. Eine Geschichte über eine Freundschaft dreier Außenseiter. Gerade durch seinen ruhigen, unsentimentalen Schreibstil packt und berührt mich die Geschichte. Eine Geschichte, die Mut macht und zeigt, dass es auch ihn schlechten Zeiten Hoffnung gibt.
© Rezension: 2016, Marcus Kufner
Roman
Dumont Verlag - ISBN: 9783832198121
2016
gebunden, 224 Seiten
4 comments
Ein wunderbares Buch! Ich habe danach auch den Film gesehen, der auch nicht schlecht ist, aber leider ein paar kleine Längen hat. Ein Buch, das einen besonderen Platz in meinem Bücherregal einnehmen wird!
Liebe Grüße
Martina
Liebe Martina,
den Film will ich mir gelegentlich auch noch ansehen. Da bin ich neugierig, wie sie das Buch umgesetzt haben.
Viele Grüße,
Marcus
Ich habe in meinem Blog auch vor Kurzem über das Buch geschrieben und war genauso begeistert wie du. Aber das Prinzip der Ausgrenzung ist sehr traurig, ist aber auch hier nicht unbekannt.
Viele Grüße
Ina
Liebe Ina,
stimmt schon, Ausgrenzungen gibt es in vielen Bereichen. Meist wird das so übernommen, wie es vorgelebt wird. Gut dass es Menschen wie Sentaro gibt, die diese Hemmschwelle überwinden.
Viele Grüße,
Marcus