Knapp einhundert Jahre alt musste der Roman werden, bis er jetzt erstmals auf Deutsch erscheint. Ich kann gleich vorwegnehmen: es war höchste Zeit!
Als Chris vorzeitig aus dem Krieg heimkehrt, ist sein Gedächtnis so in Mitleidenschaft gezogen worden, dass für ihn die Zeit um fünfzehn Jahre zurückgedreht wurde. Die Veränderungen im Haus seither machen ihn nervös, dass er selbst und die Menschen, die er kennt, älter aussehen als sie sein dürften, kann er nicht wahrhaben, und seine eigene Ehefrau Kitty kennt er nicht mehr. Mit Anfang zwanzig war Margaret seine große Liebe, und auf diesem Stand befindet er sich jetzt – er will sie unverzüglich wieder sehen.
Seine Cousine macht sich auf den Weg, Margaret abzuholen und zu Chris zu bringen. Die ist inzwischen verheiratet, ist aber gern bereit, ihm zu helfen. Wird diese alte Flamme wieder aufglimmen? Wie hält seine Frau Kitty dieses Vakuum aus? Gibt es eine Möglichkeit, ihn zu heilen, und wer will das überhaupt? Das sind die Fragen, die sich im Laufe des Buches ergeben. Eine Vierecksgeschichte mit Reibungspunkten.
Was mich an Rebecca Wests Debütroman am meisten begeistert ist die Sprache. Sie sprüht immer wieder vor Poesie.
„Der Wind, der aufkam, um die Sonne in Schach zu halten, hatte der Zeder die Würde ihrer ausladenden Form genommen, die dunklen Tannen dazu gebracht, gemeinsam mit den Armen zu schlagen, und den Himmel mit enorm grauen Wolken gefüllt, die das Leuchten der Krokusse dämpften.” (S. 102)
Persönliches Fazit
© Rezension: 2016, Marcus Kufner
Roman
dtv Verlag - ISBN: 9783423280808
2016
gebunden, 160 Seiten