Was für eine fiese, erdrückende Situation: Andrew ist verschwunden, und David trifft sich mit seiner Familie. Sein Bruder, seine Schwägerin, seine Eltern, die Schwiegermutter…bei jedem einzelnen spürt man förmlich die Anspannung und den unterdrückten Vorwurf. Wo ist Andrew? David kann das nicht beantworten, und die Vorwürfe an ihn brodeln kaum verborgen unter der Oberfläche. Eine auch für mich als Leser spürbare explosive Stimmung.
Immer wieder taucht bei mir die Frage auf, ob David wirklich so unschuldig ist, wie er selbst beschreibt. Die Indizien lassen ihn nicht gut aussehen, und er reitet sich immer tiefer hinein. Da schwanke ich immer wieder zwischen den beiden Möglichkeiten.
Dabei ist mir David eigentlich sehr sympathisch. Es ist nachvollziehbar, dass er nicht nur dasitzen will, die Grübelei macht ihn irre. Daher macht er sich selbst auf die Suche nach seinem Neffen. Er hat eigentlich keinen Plan wo er anfangen soll, und er macht immer wieder Fehler, die er sich selbst nicht erklären kann. Die außergewöhnliche Situation belastet ihn mit einer ständigen Anspannung. Kein Wunder, dass er kaum einen kühlen Kopf behalten kann. Das macht ihn zu einem Helden wider Willen, mit dem ich gut mitfühlen kann.
Ich verfolge gespannt seine Suche, seine Begegnungen und sein Versteckspiel mit der Polizei. Und was ist mit Andrew geschehen? Lebt er überhaupt noch? Die Geschichte entwickelt sich dramatisch und wird dabei durch eine klare und unkomplizierte Sprache unterstützt. Da fliegen die Seiten schnell dahin.
Persönliches Fazit
© Rezension: 2016, Marcus Kufner
Roman
Albino Verlag - ISBN: 9783959850803
2016
gebunden, 384 Seiten