Rezension: Marco Polo: Bis ans Ende der Welt | Oliver Plaschka

by Marcus Kufner
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Historienepos im Reich der Mitte.

Ein heldenhafter Abenteurer? Ein geistreicher Berater der Mächtigen? Oder doch nur ein einfacher Betrüger? Die einzige Romanbiografie über eine der schillerndsten Figuren des Mittelalters: Marco Polo. Ist dieser Mann ein Held, ein Genie oder nur ein Lügner? Diese Fragen gehen dem Geschichtenerzähler Rustichello durch den Kopf, als er der Erzählung seines Mitgefangenen Marco Polo lauscht. Hat dieser Marco es wirklich bis an den Hof des Kublai Khan geschafft? Doch diese Fragen verblassen mehr und mehr, je stärker der geschickte Geschichtenerzähler Marco seinen Zuhörer mit seinen Schilderungen gefangen nimmt. Und so reist Rustichello mit Marco zurück in die Vergangenheit, bestaunt mit ihm die Wunder Asiens, hört von dem Geschick, mit dem der Venezianer alle kulturellen Gräben überwinden und zu einem der wichtigsten Männer Chinas aufsteigen konnte … [© Text und Cover: Droemer Knaur Verlag]

Wenn ich einen so dicken historischen Roman wie diesen in die Hand nehme, dann erwarte ich davon, dass er mich in fremde Länder, zu spannenden Figuren und in geschichtliche Zusammenhänge entführt, dabei aber nicht langweilig wird. Und gleich vorweg: das gelingt Oliver Plaschka mit seinem Buch vorzüglich.

Von Beginn an werde ich hineingezogen in die Welt des jungen Marco Polo, der elternlos im Venedig des 13. Jahrhunderts aufwächst. Als völlig unerwartet sein verschollener Vater und dessen Bruder auftauchen ist er gerade fünfzehn Jahre alt, und doch steht für ihn gleich fest, dass er die beiden bei der nächsten Reise begleiten wird. Und so machen sich die drei nach einiger Zeit tatsächlich auf den Weg, um den halben Erdball zu umrunden und den großen Herrscher Kublai im fernen Kithai aufzusuchen um mit ihm Handelsbeziehungen aufzubauen.

Es sind sehr faszinierende Orte, die sie auf ihrer Reise erreichen. Sie kommen beispielsweise durch Akkon im Heiligen Land, das zu dieser Zeit noch von den Kreuzritterorden gehalten wurde. Oder Hormuz im persischen Reich, bis hin zu den großen Städten des Khans im tiefsten Asien. Ich benutze gern das Internet, um mir ein Bild dieser Orte zu machen. Es fesselt mich, wenn ich feststelle, dass es diese Städte und ihre Geschichte tatsächlich gab. Der historische Kontext ist in diesem Roman absolut gegeben.

Ich bin in der chinesischen und mongolischen Geschichte nicht sonderlich bewandert. Umso interessanter sind für mich ihre Herrscher und ihr Hofstaat. „Andere Länder – andere Sitten” trifft es perfekt. Ich erhalte einen tiefen Einblick in eine mir nur wenig bekannte Welt samt ihren Mythen und Legenden. Der Autor verfängt sich dabei nie in Details. Seine Beschreibungen genügen, um sich ein gutes Bild von Land und Leuten zu machen, werden aber nicht langatmig. Das liegt auch am flüssigen Schreibstil. Ich werde weder von verschachtelten Sätzen noch von zu vielen Fremdwörtern ausgebremst. Auch die Anzahl der Protagonisten überfordert mich nicht. Es treten im Laufe der Handlung schon einige auf, ich hatte aber keine Probleme, sie einzuordnen. Falls das doch mal passieren sollte, hilft das Figurenverzeichnis im Anhang.

Der Rahmen der Erzählung ist, dass Marco Polo selbst seine Geschichte seinem Zellennachbarn im Gefängnis von Genua erzählt. Wie viel Wahrheit darin enthalten ist, wird also dem Erzähler überlassen. Es ist aber bei weitem keine Baron-Münchhausen-Geschichte. Die vielen Ereignisse sind durchaus glaubhaft und möglich. Die tatsächlichen Aufzeichnungen aus dem Leben von Marco Polo lassen wohl einiges an Interpretationsspielraum zu. Den nutzt der Autor, um eine sehr lebendige Chronik zu entwerfen.

 

Persönliches Fazit

„Marco Polo: Bis ans Ende der Welt” ist ein historischer Roman, der mich von Beginn an gepackt hat. Er bietet alles, was ich davon erwartet habe: Freundschaft und Intrigen, Liebe und Verrat, exotische Orte und große Schlachten. Ich habe es sehr genossen, in dieses dicke Buch abzutauchen und mich ins ferne Asien entführen zu lassen.

© Rezension: 2016, Marcus Kufner

 

Marco Polo: Bis ans Ende der Welt
Oliver Plaschka
Historischer Roman
Droemer Knaur Verlag - ISBN: 9783426281383
2016
gebunden, 864 Seiten
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