Rezension: Alanna 01. Böses Kind | Martin Krist

by Alexandra Stiller
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JEDE LÜGE HAT IHREN PREIS. DIESE WIRD DICH TÖTEN.
Der erste Fall für Kommissar Henry Frei
Ein Mord mitten in der Hauptstadt. Das Opfer wurde erschlagen und gekreuzigt. Kriminalkommissar Henry Frei und sein Team ermitteln.
Suse, heillos mit ihren Kindern überfordert, seit ihr Mann sie verlassen hat, ist in Panik: Ihre Tochter Jacqueline ist verschwunden. Die alarmierte Polizei glaubt der Mutter kein Wort.
Wo ist Jacqueline? Wer zieht seine blutige Spur durch Berlin? Ein Wettlauf gegen die Zeit beginnt!

[Text & Cover: © Martin Krist]

Berlin: Hauptkommissar Henry Frey und seine Kollegin Louisa ermitteln in einem Mordfall und treffen im Laufe eben dieser Ermittlungen auf Suse, die ihre vierzehnjährige Tochter als vermisst gemeldet hat. Es gibt Hinweise, dass der Täter auch gleichzeitig der Entführer von der vermissten Jaqueline sein könnte und eine fieberhafte Suche beginnt. Suse ist nach einer schmerzlichen Trennung alleinerziehend, hat einen Halbtagsjob, der nie genügend Geld einbringt und sie fühlt sich ausgelaugt. Ihr Verhältnis zur Teenie-Tochter ist angespannt und in ihrem Verschwinden sieht sie erst wieder eine Trotzreaktion, kommt es schließlich nicht zum ersten mal vor. Aber als die Polizei sie eindringlich befragt und Andeutungen macht, wird sie rasend vor Sorge um ihr Kind.
Krist versteht es, seine Leser auf falsche Fährten zu lenken und die Spannung steigert sich zudem durch immer wiederkehrende Perspektivenwechsel. Dadurch entwickeln sich auch mehrere Handlungsstränge, sie sich gekonnt verweben und nach und nach ein erkennbares Muster bilden. Kurze Kapitel mit offenem Ende halten bei der Stange, sorgen dafür, das man das Buch einfach nicht zur Seite legen kann.
Natürlich kommen auch in Böses Kind grausame Taten vor – es gehört einfach dazu bei einem guten Thriller – aber hier setzt Krist ganz gekonnt mehr auf die Phantasie des Lesers (bei der jeder selbst weiss, was er/sie sich zutrauen kann) anstatt alles bis ins kleinste Detail darzulegen. Es passieren Morde und wir bekommen diese Szenenhaft vor Augen geführt. Man kann sich das wie eine Art Spotlight im dunklen Raum vorstellen: das Licht geht an, wir erhaschen einen Blick auf die Grausamkeit, das Licht geht aus…
Es ist eine Kunst, die Martin Krist sehr gut beherrscht und von der sich so manch ein Thrillerautor eine Scheibe abschneiden kann, ist es doch leider oft so, dass die umfassende Brutalität der Morde penetrant im Vordergrund steht. Krist hingegen legt das Augenmerk auf die Erstellung eines komplexen Psychogramms seiner Protagonisten.
Ein weiteres, für den Autor typisches Stilmittel ist die Musik, das besonders in Kapiteln zum Einsatz kommt, in denen wir Hauptkommissar Henry Frei im Auto begleiten. Die Musik spiegelt seine Stimmung, seine Emotionen wider. Ich ertappte mich dabei, wie ich die Titel nebenbei in meinem Musikstream suchte, um sie neben dem Lesen her anhören zu können.

 

go straight to the place, where you first lost your balance,
and find your feet with the people that love you. 

Elbow

 

Die Ausarbeitung der Charaktere ist sehr gelungen, sie entwickeln alle ein realistisches Eigenleben, werden nicht überspitzt dargestellt. Jeder hat sein Päckchen zu tragen, aber keiner ist mit massiven Problemen überfrachtet, dankenswerterweise auch der Hauptkommissar nicht. Kein stereotyper Kettenraucher mit alkoholunterlaufenen Augen, der nach Dienstschluss an der Bar seine Sorgen wegspült – das ist sehr erfrischend! Statt dessen muss sich jeder – sei es Suse, Henry Frey, seine Partnerin Louisa und seine Kollegen – mit typischen und auch gesellschaftlichen Problemen des Lebens auseinander setzen und dennoch ihren Alltag bewältigt bekommen. Auch erhaschen wir hier und da schon einige Einblicke, was es mit Alanna auf sich hat, denn Hauptkommissar Henry Frey  pflegt Kontakt zu seinem früheren Partner und Kollegen, der mit einem schweren Verlust zu kämpfen hat – aber nicht aufgibt! Hier heisst es wohl, am Ball bleiben.

Mein Fazit

Böses Kind ist ein spannender und vor allem temporeicher Auftakt zu einer neuen Reihe um den Hauptkommissar Henry Frey. Raffiniert führt Martin Krist uns Leser auf falsche Fährten, und hält den Spannungsbogen durch ständige Perspektivenwechsel hoch. Mitdenken muss man bei der komplexen Geschichte, denn hier wird nicht alles vorgekaut – man wird quasi selbst ein Teil des Ermittlungsteams.  Eine ganz klare Leseempfehlung für Thrillerfans.
… Allerdings muss man Cliffhanger sehr mögen, denn genau mit einem solchen endet der erste Band und lässt uns Leser quasi in den Seilen hängend zurück. Denn nun heisst es warten bis zum Frühjahr!

© Rezension: 2017, Alexandra Stiller

 

Alanna 01. Böses Kind | Martin Krist
2017, verfügbar als eBook/Taschenbuch/Hörbuch
Mehr Informationen auf www.martin-krist.de

1 comment

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1 comment

Leselaunen 20. November 2017 - 17:56

Die letzten Thriller konnten mich allesamt nicht recht überzeugen, weswegen ich aktuell etwas Abstand von diesem Genre nehme. Cliffhanger mag ich in Büchern so gar nicht. Also wäre das wohl kein Buch für mich…

Neri, Leselaunen

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