Die Vorgeschichte zu »Der Goldene Kompass«
Es ist schon einige Jahre her, dass Philip Pullman mich mit seiner „His Dark Materials”-Trilogie begeistert hat. Ich fand auch die Verfilmung von „Der Goldene Kompass”, dem ersten Band, richtig gut. Jetzt startet mit „Über den wilden Fluss” eine neue Trilogie, die zeitlich vor der ursprünglichen spielt. Ich war gespannt darauf, ob Pullman meine Erwartungen erfüllen kann.
Die Geschichte spielt in England, allerdings nicht in dem England, das wir kennen. Es ist eine Art Paralleluniversum, das Pullman erschafft, in dem es weit mehr fantastische Dinge gibt als in unserer Welt. Das auffälligste sind die Daemonen, die mit den Menschen eine Symbiose eingehen. Jeder hat von Geburt an eines dieser Wesen in Tierform an seiner Seite. Es wird im Buch nicht groß erklärt, was es mit ihnen auf sich hat, das erfährt man im Laufe der Handlung. Auch das Alethiometer, wie ein goldener Kompass auch genannt wird, und seine schwer zu durchschauenden Eigenschaften spielen wieder eine Rolle. Diese Mischung aus Magie und Physik finde ich sehr spannend, das verschafft der Geschichte ein besonderes Flair.
Pullman nimmt sich viel Zeit für die Einführung seiner Charaktere und in die politischen Umstände. Die Kirche ist sehr mächtig im Land. Ihre Vollstreckungsabteilung, das „Geistliche Disziplinargericht”, schüchtert die Bevölkerung ein. Es gibt aber auch eine Untergrundorganisation, die im Geheimen für die Freiheit kämpft. Mit der kommt auch Malcolm in Kontakt, als er Gerüchte hört, dass im benachbarten Kloster ein Baby aufgenommen worden sein soll. Das Baby ist Lyra, die in „Der Goldenen Kompass” die Hauptrolle spielt. Es ist aber nicht notwendig, die alte Reihe zu kennen, um den Ereignissen im neuen Buch folgen zu können.
„»Wir werden einen Weg finden. Es gibt bestimmt einen, wir kennen ihn nur noch nicht.«” (S. 435)
Die Begegnungen, die den Plot aufbauen, sind zwar interessant, mir hat es aber zu lange gedauert, bis die Geschichte fahrt aufgenommen hat. Dann kann Malcolm allerdings seinen Mut beweisen, er begegnet mit seinen Gefährten mystischen Wesen und tödlichen Gefahren und er erlebt ein mitreißendes Abenteuer. Dranbleiben lohnt sich also. Bei Büchern, die fortgesetzt werden, besteht die Gefahr, dass sie mit einem Cliffhanger enden. Das tut uns Pullman nicht an, ich bin mit dem Ende sehr zufrieden und freue mich darauf, zu erfahren, wie es mit Malcolm weitergeht.
Persönliches Fazit
Nach einer zu langen Einführung nimmt „Über den wilden Fluss” richtig Fahrt auf, dann habe ich sehr mit Malcolm mitgefiebert. Es entwickelt sich ein fantastisches und actionreiches Abenteuer in einem Setting mit besonderem Flair, empfehlenswert nicht nur für jugendliche Freunde des Genres.
© Rezension: 2018, Marcus Kufner
Jugendbuch, ab 14 Jahren
Carlsen Verlag - ISBN: 9783551583932
2017
gebunden, 560 Seiten
2 comments
“Über den wilden Fluß” ist wahrlich ein spannendes Leseabenteuer. Ich habe auch die etwas langsame Einführung genossen und bin in Malcoms Welt eingetaucht. Kann Deinem Fazit nur zustimmen, dass das Buch nicht nur etwas für die Jugend ist! Sehr zu empfehlen ist auch das Hörbuch zum Roman, gesprochen von Rufus Beck.
Hallo Natascha,
schön, dass dich das Buch auch begeistern konnte. Mir war es auch wichtig, zunächst Malcolm und sein Umfeld kennenzulernen. Mir war aber die eine oder andere Besprechung der Strippenzieher zu viel. Aber als Malcolms Abenteuer dann losging, wurde ich für die Geduld ja mehr als entschädigt 🙂
Viele Grüße,
Marcus