“Ist das Gesetz gerecht? Ist es wirklich unparteiisch?” (S. 390)
“Angenommen, sein eigenes Kind wäre ermordet worden, dann würde er dem Verbrecher das Gleiche antun wollen. Aber wenn nun jeder Selbstjustiz üben würde, stürzte dies die gesamte Gesellschaft ins Chaos.” (S. 191)
Nangos Zweifel werfen weitere Fragen auf: Kann es ein letigimes Motiv für Mord geben? Wie soll der Staat mit Schwerverbrechern umgehen? Was, wenn Zweifel an der Schuld bestehen? Was, wenn ein Verurteilter aufrichtige Reue zeigt? Was, wenn hingegen keine Aussicht auf Resozialisierung besteht, er den Hinterbliebenen ins Gesicht spuckt? Ist der Akt der Hinrichtung selbst auch Mord? Inwieweit kann blinder Gehorsam ohne Augenmaß ein Verbrechen sein?
Mit einem nachdenklichen, sachlichen Erzählstil orientiert sich der Autor an seinem schwierigen Thema, das ihm so wichtig ist, daß er Faktisches nicht mit zu viel Fiktivem verwässern will. Die Sprache ist oft von erfrischend naiver Direktheit, die zudem nahelegt, daß dem Autor mit seinem Debütroman die Botschaft ein größeres Anliegen ist als der literarische Anspruch. Erst als ein stabiles Fundament gelegt ist, scheint Kazuaki Takano auch bereit, darauf eine Geschichte zu errichten, die gerade im Ausklang noch mit raffinierten Wendungen überrascht.
Persönliches Fazit
© Rezension: 2018, Wolfgang Brandner
Penguin Verlag - ISBN: 978-3-328-10153-6
Taschenbuch, Broschur, 400 Seiten