Die Zeit läuft rückwärts
Es gibt Büchercover, die mich richtig ansprechen, und welche, die mich eher abschrecken. Zur zweiten Kategorie gehört dieses Buch, das mir mit dem leuchtenden Pink so gar nicht liegt. Ich habe mich aber überwunden und war dann doch schnell damit versöhnt, denn ich bin dann gut mit der Geschichte und dem Schreibstil zurechtgekommen.
Nicolette kommt in ihr Heimatstädtchen zurück, das sie vor zehn Jahren in Richtung Großstadt verlassen hat. Ihr Bruder hat sie dabei um Hilfe gebeten, das jetzt leerstehende elterliche Haus zum Verkauf herzurichten. Ihr Vater ist dement und lebt im Altersheim, hat ihr aber eine Nachricht zukommen lassen, dass er etwas über das Verschwinden ihrer damaligen Freundin erzählen kann. So machen wir uns mit ihr daran herauszufinden, was vor zehn Jahren geschah.
Nic erzählt aus ihrer Perspektive von der Gegenwart als auch in Bruchstücken von damals, als sie achtzehn Jahre alt war. Sie und ihre Clique hatten nicht gerade den besten Ruf in der Kleinstadt. Dass da mal etwas passiert, hat niemanden gewundert. Trotz großangelegter Suche und polizeilicher Ermittlungen konnte die Vermisste nicht gefunden werden.
Wir waren eine Stadt voller Angst, die nach Antworten suchte. Doch wir waren auch eine Stadt voller Lügner. (S. 37)
Kaum ist Nic zurück, verschwindet wieder ein Mädchen. Die besondere Idee dieses Thrillers ist es, die darauffolgenden zwei Wochen rückwärts zu erzählen. Für mich hielt sich der Sinn dessen in Grenzen: einerseits funktioniert es schon und ist mal ein erfrischendes Element im Genre. Andererseits hätte der Plot sicherlich auch in der klassischen zeitlichen Abfolge spannend erzählt werden können. Zumindest hat es mich nicht unnötig verwirrt.
Megan Mirandas direkter Schreibstil hat mir sehr zugesagt. Sie lässt Nic in kurzen und prägnanten Sätzen berichten, vor allem wenn sie nächtelang schlecht geschlafen und ziemlich genervt ist. Es ist für mich gut nachvollziehbar, wie ihre über Jahre mühsam aufgebaute Fassade Stück für Stück bröckelt. Diese psychologische Komponente ist gelungen, bremst aber die Handlung mit einigen Längen etwas.
Persönliches Fazit
„Tick Tack“ ist ein Thriller mit einer besonderen Komponente: Vierzehn Tage rückwärts erzählen funktioniert zwar, erscheint mir aber nicht notwendig, um den soliden Plot spannend zu machen. Die psychologische Bestandteil und der gute Schreibstil haben mich eher angesprochen.
© Rezension: 2018, Marcus Kufner
Thriller
Penguin Verlag - ISBN: 9783328101628
2017
broschiert, 432 Seiten
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