Rezension: Die Kathedrale des Meeres | Ildefonso Falcones

by Marcus Kufner
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Die Kathedrale des Meeres 1

Spanien im 14. Jahrhundert: Die Landbevölkerung stöhnt unter dem Joch der Feudalherren. Barcelona jedoch ist frei. Und Barcelona ist reich. Hier macht der junge Arnau seinen Weg vom mittellosen Steinträger zu einem der angesehensten Bürger der Stadt. Er ist Teil eines unerhörten Plans: die Errichtung einer Kathedrale, die den Himmel stürmen soll. [© Text und Cover: Penguin Verlag]

Bereits im Jahr 2007 erschien „Die Kathedrale des Meeres“ erstmals auf Deutsch. Jetzt wurde der Roman als Taschenbuch neu aufgelegt, und gleich vorab: das ist eine gute Nachricht für alle Freunde historischer Romane!

Señor Falcones gelingt es, mich von Beginn an zu fesseln. Auch wenn der Roman mit der Hochzeit von Bernat auf seinem Bauernhof recht idyllisch beginnt, gibt es schon bald eine dramatische Wende. Gegenüber seinem Lehensherrn hat der Landwirt kaum Rechte, fast wie ein Sklave kann der über ihn und seine Familie verfügen. Da regt sich doch gleich mein Gerechtigkeitssinn, denn was die Adeligen sich aus Lust und Laune ihren Untergebenen gegenüber herausnehmen konnten, macht mich fassungslos. So geht es mir während des Lesens öfter, denn während die Oberen wie die Maden im Speck leben, nagen die einfachen Leute am Hungertuch. Aber auch die Frauen hatten zu der Zeit nichts zu sagen: wenn sie ihrem Gatten, den sie sowieso nicht selbst aussuchen durften, nicht gehorchten, wurden sie übelst bestraft. Blutrünstig wird der Roman dabei nicht, beschönigt wird die Gewalt allerdings auch nicht. Da gibt es schon hin und wieder harte Szenen.

>Was Recht ist, bestimme einzig und allein ich, verstanden? Hast du vergessen, dass ich dich bestraften kann, wann immer und wie immer ich will?< (S. 20)

Bernat flieht mit seinem kleinen Sohn Arnau nach Barcelona, in der Hoffnung, sich dort von seinem Lehenseid befreien zu können. Der Roman springt dann immer wieder ein paar Jahre nach vorne, wobei wir hauptsächlich Arnaus Lebensweg begleiten. Es ist bemerkenswert, was aus seiner so bedeutungslos scheinenden Existenz wird. Dabei bleibt er (fast) immer fleißig, redlich, treu und liebevoll. Ein Charakter, mit dem ich mitfiebern kann mit der Hoffnung, dass sich alles zum Guten für ihn wenden wird. Dabei begegnen ihm Liebe, Tod, Krieg, Machtspiele, Verrat und Intrigen. Das führt zu einigen dramatischen Momenten, die mich mitgerissen haben. Eine Wendung in der Geschichte konnte ich zwar nur schwer nachvollziehen, das hat meinen Gesamteindruck allerdings nicht beeinträchtigt. Solche Wendungen halten die Story ordentlich auf Trab. Erst nach zwei Dritteln sind mir Längen begegnet. Die Spannung zieht aber gleich wieder an und nimmt hintenraus richtig Fahrt auf.

Die Kathedrale des Meeres 2

Manche historischen Romane verlieren sich gerne in ihren geschichtlichen Ausführungen. Das passiert hier nicht. Die Erläuterungen zu politischen Zusammenhängen ufern nicht aus, nach wenigen Absätzen geht die Story schon weiter. Es ist die sehr glaubhafte Darstellung der Lebensumstände jener Zeit, die die Bilder in meinem Kopf prägen. Das in Kombination mit einem wunderbaren Lesefluss zieht mich komplett hinein in diese ebenso harte wie faszinierende Welt, wie sie vor über 600 Jahren war. Da will ich gleich los und Arnaus Kirche Santa Maria del Mar in Barcelona besichtigen.

Ich freue mich sehr, dass „Die Kathedrale des Meeres“ dieses Jahr noch als Serie adaptiert wird. Die werde ich mir auf keinen Fall entgehen lassen.

 

Persönliches Fazit

„Die Kathedrale des Meeres“ ist ein großartiges historisches Drama, das mich von Beginn an in seinen Bann ziehen konnte. Trotz kleiner Schwächen habe mit dem tapferen Helden Arnau mitgefühlt, mitgelitten und mitgehofft. Diese so bildgewaltige Welt wollte ich selbst nach knapp 700 Seiten nicht verlassen. Gut, dass mit „Die Erben der Erde“ bereits eine Fortsetzung gibt.

© Rezension: 2018, Marcus Kufner

 

Die Kathedrale des Meeres
Ildefonso Falcones (Aus dem Spanischen von Lisa Grüneisen)
Historischer Roman
Penguin Verlag – ISBN: 9783328103134
2018
Taschenbuch, 672 Seiten
2 comments

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2 comments

Martina Häck 13. November 2019 - 23:54

Ich habe schon sehr sehr viele Historische Bücher gelesen aber dieser Roman gehört zu den besten die ich je gelesen habe. Man hat Spannung von der ersten bis zur letzten Seite. Ich musste mich regelrecht zwingen das Buch Nachts zur Seite zu legen und auch der 2 Teil einfach gigantisch. Der Schriftsteller versteht es einen reglrecht zu fesseln. Ich kann ihn nur weiterempfehlen

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Marcus vom Bücherkaffee 14. November 2019 - 19:47

Den Nachfolger habe ich bis jetzt tatsächlich noch nicht gelesen. Gut zu wissen, dass der genauso gut ist. Den werde ich mir dann bald mal vornehmen.

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