Bis zum letzten Tropfen
Wasser ist Leben. Eigentlich eine bekannte, alte Weisheit. In keinem Roman wird dieser Fakt jedoch zurzeit so deutlich, wie in Maja Lundes „Die Geschichte des Wassers“. Buchstäblich bis zum letzten Tropfen schleppen sich ihre Protagonisten durch eine nahe Zukunft oder versuchen, einen Gletscher zu retten.
Mit der DIE GESCHICHTE DER BIENEN landete Maja Lunde einen Bestseller. In DIE GESCHICHTE DES WASSERS führt sie das literarische Ökosystem, die Umweltaufklärung gelesen wie ein Krimi, nun weiter. In ihrem neuesten Roman entwirft sie eine Zukunftsvision, in der seit Jahren Dürre herrscht – und folgt einer norwegischen Umweltaktivistin in der Gegenwart.
David irrt mit seiner kleinen Tochter Lou durch Südfrankreich. Seit fünf Jahren hat es nicht mehr geregnet, seine Heimatstadt ist vor seinen Augen in Flammen aufgegangen. Sein Frau und der Sohn sind seitdem verschwunden. Ohne Vorräte oder persönliche Habseligkeiten schlagen sich die zwei in ein Flüchtlingslager durch – doch die Aussicht auf Weiterkommen ist gering: Die noch regenreichen Länder im Norden schließen ihre Grenzen.
Wie schon in ihrem ersten Roman verwebt Maja Lunde verschiedene Zeitebenen und Schicksale miteinander. Und so ist auch Davids Schicksal auf zunächst rätselhafte Weise mit dem Leben der norwegischen Umweltaktivistin Signe verknüpft. Sie ist im Jahr 2017 auf der Mission einen Gletscher in ihrem Heimatort zu retten – und fährt dafür mit einem Schiff an der gesamten Küste Europas entlang. Diese zweite Umwelt-Saga ist nicht ganz so kunstvoll verwoben wie die „Geschichte der Bienen“, die dritte Zeitebene, die Vergangenheit, fehlt in „Die Geschichte des Wassers“. Trotzdem entsteht eine Nähe zu den Protagonisten in den beiden vorhandenen Zeitebenen, man fiebert mit und wünscht sich, dass Signe es vielleicht schafft, das Schicksal von David und Lou in der Zukunft doch noch abzuwenden.
Fazit:
Ein Roman, der durch die Dürre-Periode des letzten Sommers vermutlich so aktuell wie selten ist und zum Nachdenken anregt: Über den eigenen Wasserverbrauch und was es bedeuten könnte, sollte eines Tages kein Regen mehr vom Himmel fallen, kein Tropfen mehr aus dem Wasserhahn kommen. Und was wir damit eigentlich zu tun haben.
Rezension: 2019 © Marlene Gempp
Roman
btb Verlag | ISBN: 978-3-442-75774-9
2018
Hardcover mit Schutzumschlag, 480 Seiten
www.randomhouse.de
4 comments
Für mich ist nach dieser Rezension noch eine Frage offen: Hat das Buch mitreissn können? Lies es sich gut lesen?
Ich bin gespannt. Ich überlege seit einer Weile, ob ich es mir hole:)
Liebe Corinna, das Buch ist auf jeden Fall mitreißend und spannend. Maja Lindes Stil ist super zu lesen. Also mein Tipp: Hol es dir. Und DIE GESCHICHTE DER BIENEN gleich mit 🙂
Vielen Dank für deine Rezension. Ich kenne das erste Buch der Autorin nicht, von daher ist es vielleicht von Vorteil, mit diesem hier zu starten 🙂 Die Thematik spricht mich auf jeden Fall unheimlich an. Hast du schon von “Dry” von Neal Shusterman gehört? Das klingt wie eine jugendgerechte Variante, zumindest das Thema ist dasselbe.
Hallo Friedelchen, vielen Dank für den Tipp mit “Dry”, hört sich spannend an. Die Bücher von Maja Lunde kann man unabhängig voneinander lesen, sind beide toll.