Das ist schon eine ziemlich verrückte Idee, die Mathis verwirklicht: Einen Flüchtling von Südafrika über Süd- und Mittelamerika bis in die USA begleiten. Dabei sollte Mathis so wie seine Freundin studieren. Statt dessen ruft den jungen Mann das Abenteuer und die Chance auf eine außergewöhnliche Story, mit der er eine Journalistenkarriere starten will. Eins ist sicher: die Story bekommt er, und zwar eine noch heftigere, als er sich vorgestellt hat!
Mir war gar nicht bekannt, dass nicht nur Lateinamerikaner über Mexiko in die USA einreisen wollen. Es sind auch viele Flüchtlinge aus Afrika und Asien, die diesen Weg einschlagen. Das ist auch Mathis’ Plan. Er macht sich mit dem elfjährigen Tadalesh, dessen Spitzname so passend „Hope“ lautet, von Südafrika auf nach Brasilien, wo Hope seine Familie treffen will. Was ihm in seiner Heimat Somalia widerfahren ist und wer dem Kind auf den Fersen hängt, erfahren wir im Buch Stück für Stück. Aber nicht nur seine Geschichte ist sehr ergreifend, sie treffen unterwegs noch andere Flüchtlinge, deren Schicksale kaum weniger dramatisch sind. Während man im Fernsehen die meist gleichen abgestumpften, anonymen Gesichter sieht, gibt Peer Martin seinen Protagonisten ein sehr menschliches Profil. Er schafft es, dass man in ihnen nicht nur weitere Nummern einer ewig langen Liste sieht, sondern Menschen wie du und ich, die halt nicht das Glück hatten, in Sicherheit und Geborgenheit hineingeboren zu sein.
Wir zerstören das Klima, wir zerstören die Welt, und dann wundern wir uns, warum eine ganze Masse von Menschen ihre Länder verlässt, in denen es nichts mehr gibt, und sich auf den Weg in unsere schöne, vollautomatische Zivilisation macht. (S. 17)
Die Politik ist mal wieder hinterher, denn Klimaflüchtlinge gibt es offiziell noch nicht. Peer Martin zeigt auf eine unkomplizierte Art die Zusammenhänge von Klimawandel und Flüchtlingsströmen auf. Durch die inflationäre Verwendung dieser Begriffe ist die Aufmerksamkeit dafür bei vielen hierzulande leider schon stark gesunken. Nach dieser Lektüre ist es für mich aber unvorstellbar, die Dringlichkeit der Probleme nicht wahrzunehmen. Nach jedem Kapitel gibt es ein paar Seiten mit spannenden Hintergrundinformationen zu den Themen, die im Buch eine Rolle spielen. Das fand ich sehr hilfreich und interessant, Peer Martin bringt die Fakten hier klar und mit wenigen Sätzen auf den Punkt.
Trotz der Sachthemen ist das Buch aber hauptsächlich ein Roman, und zwar ein verdammt spannender! Was Hope und Mathis auf ihrem Weg erleben hat mich sehr gefesselt. Peer Martin beweist sich als ein wunderbarer Erzähler. Allein s
chon die Beschreibungen ihrer Abenteuer im Dschungel fühlen sich äußerst echt an, da bin ich als Leser unmittelbar dabei. Auch die Begegnungen der beiden mit guten Menschen, wo man sie nicht erwartet hätte, und einigen bösen, die die Situation der Flüchtenden gnadenlos ausnutzen, habe ich sehr aufmerksam verfolgt. Da geht es manchmal ziemlich gewalttätig zu. Es ist deshalb nachvollziehbar, dass dieses Jugendbuch erst ab einem Alter von 16 Jahren empfohlen wird.
Persönliches Fazit
„Hope“ ist nicht nur für junge Leser ab 16 Jahren eine spannende und abenteuerliche Reise, mich konnte der Roman auch mitreißen. Wer nicht die Augen vor dem Klimawandel komplett verschließt, findet hier eine toll erzählte, packende Geschichte, die durch Fakten prima ergänzt wird.
© Rezension: 2019, Marcus Kufner
Jugendbuch – ab 16 Jahren
Dressler – ISBN: 978-3-7915-0139-0
22.07.2019
Gebunden
544
www.oetinger.de
2 comments
Hi du,
ich hab dich heute unter meiner Rezension verlinkt, ich hoffe das ist ok, wenn nicht dann melde dich gerne. Freut mich auf jeden Fall das dir das Buch auch gut gefallen hat, wobei ich es zum Teil wirklich hart empfand.
Sei lieb gegrüßt
Nicole
Hallo Nicole,
das mit der Verlinkung kannst Du gerne machen, kein Problem.
Hart geht es schon zu im Buch, ich finde es aber gut, dass da nichts beschönigt oder weggelassen wird. Das macht es um so eindringlicher.
Ich wünsch Dir noch ein schönes Wochenende,
Marcus