Fuminori Nakamura nimmt uns mit in das Schattenreich Tokios.
In seinem Roman DER DIEB nimmt uns der Schriftsteller Fuminori Nakamura mit in das Schattenreich Tokios. „Als ich noch klein war, hab ich es oft vermasselt.“ – mit diesem Satz steigt der Ich-Erzähler, ein unscheinbarer, mit der Masse regelrecht verschmelzender Strassendieb ein und wir lernen seine Fingerfertigkeit kennen. Einsam im anonymen Tokyo gibt er Tag für Tag seiner Lust nach. Die überfüllten Wagen der U-Bahn, die Bahnhöfe selbst und die belebten Strassen der Stadt sind sein Metier, hier fühlt er sich wohl und die Finger, immer trainiert, arbeiten fast wie von selbst.
Wenn ich meine Hände nach dem Eigentum fremder Leute ausstreckte, fühlte ich in der Anspannung des Moments so etwas wie Freiheit. Ich fühlte, dass es möglich war, mich von der beengenden Umgebung zumindest ein ganz klein wenig zu lösen.
Ein melancholischer Antiheld
Tatsächlich findet er immer öfter Geldbörsen in seiner Tasche und kann sich nicht erinnern, wann und wem er diese entwendet hatte. Das Stehlen ist seine Berufung. Es mangelt ihm nicht an Geld aber es bereitet ihm Freude, es den Reichen und den Snobs zu entwenden. Der Inhalt dieser Börsen verrät ihm viel über die Gesellschaft; Elegante Kreditkarten und Memberships einflussreicher Clubs tummeln sich neben Visitenkarten zahlreicher Bordelle und Eskort-Diensten. Macht und Reichtum, umschlungen von den verlockenden Fangarmen der einflussreichen Unterwelt. Doch dann holt ihn gleich mehrfach seine Vergangenheit ein. Einmal in Form eines kleinen Jungen, in dem er sich wieder erkennt. Und dann läuft er Kizaki in die Hände, dem Boss der Yakuza. Sein Leben ist plötzlich in großer Gefahr…
Diese verrückte Erfahrung, dieser Rausch gibt sich aber nicht mit dem einen Mal zufrieden. Er verlangt nach Wiederholung, nach Abwechslung, gierig, unersättlich. Er treibt dich an, wie ein zweites Ich in dir. Will noch einmal dieses Gefühl, noch einmal jenes Gefühl auskosten…In meinem Fall ist es die Kunst des Klauens. Das gibt mir den größten Kick.
Mafia-Roman in typisch japanischem Ton
Ein sehr lesenswerter Roman – minimalistisch, schnörkellos, auf eigentümliche Weise elegant und von einer leisen, düsteren Melancholie überzogen. Atmosphärisch und spannend!
@ 2020, Alexandra Stiller
Blogtransparenz: unbezahlte und unbeauftragte Werbung, das Buch wurde selbstgekauft.
Weitere Meinungen zum Buch findet ihr auch hier:
- Japanliteratur.net > Link zum Artikel
- buchundwort.de > Link zum Artikel
- buch-lady.de > Link zum Artikel
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Roman
Diogenes Verlag | ISBN: 978-3-257-24376-5
Februar 2017
Taschenbuch
224 Seiten
www.diogenes.ch