BEALE STREET BLUES – vor über 45 Jahren schrieb James Baldwin diesen Roman (Originatitel: If Beale Street Could Talk) und die Thematik ist heute so aktuell wie damals. Als Inspiration für diesen Roman diente Baldwin der Fall seines Freundes Tony Maynard, der eines Mordes angeklagt wurde, den er nicht begangen hatte, und sechs Jahre im Gefängnis verbringen musste.
Jeder in Amerika geborene Schwarze ist in der Beale Street, ist im Schwarzenviertel irgendeiner amerikanischen Stadt geboren, ob in Jackson, Mississippi, oder in Harlem in New York. Die Beale Street ist unser Erbe. Dieser Roman handelt von der Unmöglichkeit und von der Möglichkeit, von der absoluten Notwendigkeit, diesem Erbe Ausdruck zu geben.
* Zitat aus “Beale Street Blues von James Baldwin
Eine junge Liebe gegen die Willkür einer weißen Justiz
New York, Harlem in den siebziger Jahren: Die Ich-Erzählerin Clementine Rivers, von allen Tish genannt, ist schwanger und besucht ihren Freund Alonzo „Fonny“ Hunt im Gefängnis. Ihr gemeinsames Leben, das sie sich aufbauen wollten, wird auf eine harte Probe gestellt. Fonny wird fälschlicherweise beschuldigt, die Puertoricanerin Victoria Rogers vergewaltigt zu haben. Verhaftet wurde er von dem rassistischen Officer Bell, der seine Position schamlos in alle Richtungen ausnutzt. Fonny ist ihm ein Dorn im Auge und sein einziges Ziel: den Jungen hinter Gittern zu sehen. Die Justiz ignoriert völlig, dass Fonny sich nicht mal in der Nähe des Tatorts befand und dass er ein Alibi vorweisen kann.
Tish glaubt an Fonny, glaubt verzweifelt an die Gerechtigkeit und steht ihm zur Seite. Die Familie von Tish und Fonnys Vater setzen sich ein und gemeinsam kämpfen sie gegen das Establishment und Macht-Hierarchien. Sie überlegen, der Verzweiflung nahe, wie sie seine Unschuld beweisen können. Doch dann ist Victoria Rogers plötzlich verschwunden…
Ein Roman wie ein Blues – Tieftraurig und melancholisch
Ein Roman über Familie und Freundschaft, über Zusammenhalt und Solidarität, über das Hinfallen und wieder aufstehen – und vorrangig über die Kraft der Liebe und was diese bewirken kann. Unglaublich schmerzhaft, tragisch und doch auch hoffnungsvoll, weil Baldwin aufzeigt, dass Menschlichkeit, Miteinander & Füreinander, Liebe und Freundschaft das Leben lebenswert macht.
Die Sprache, mal ernst, mal poetisch, mal rotzig und mit Slang, passt sich der neunzehnjährigen Tish an, die ihren ganz eigenen Blues durchlebt und dementsprechend Phasen der Melancholie, des Trotzes, der Wut – aber auch des Glücks mitmacht. Den Roman „Beale Street Blues“ zu lesen kann man damit vergleichen, sich ganz intensiv und bewusst einen Blues Song anzuhören. Tieftraurig und melancholisch, zugleich unglaublich berührend und in jedem Fall emotional mitreißend. Ein wichtiges Buch!
Beale Street Blues für den Schulunterricht
Der Roman von James Baldwin wurde 2018 auch von Barry Jenkins verfilmt, in den Hauptrollen KiKi Layne (Clementine „Tish“ Rivers) und Dtephan James (Alonzo „Fonny“ Hunt). Im März 2019 wurde der Film von kinofenster.de * als „Film des Monats“ präsentiert. Zudem empfiehlt das Onlineportal ihn für die Unterrichtsfächer Deutsch, Englisch, Geschichte, Politik, Sozialkunde/Gemeinschaftskunde, Ethik und Kunst und bietet zudem Materialien zum Film für den Unterricht.
im Artikel schreibt Esther Buss, die Geschichte von Tish und Fonny in ihrer Beschreibung von Alltagserfahrungen wie Unterdrückung und Diskriminierung sei die Geschichte aller Afroamerikaner, und der institutionelle Rassismus spiegele sich nicht zuletzt in den Gefängnisstatistiken wieder: „Noch im Jahr 2016 waren 33 Prozent der Insassen in US-amerikanischen Gefängnissen schwarz (bei einem Bevölkerungsanteil von etwa 12 Prozent)“
* Wikipedia > https://de.wikipedia.org/wiki/If_Beale_Street_Could_Talk_(Film)
* Kinofenster.de > kinofenster.de/filme/archiv-film-des-monats/kf1903/kf1903-if-beale-street-could-talk-film-english/
© 2020, Alexandra Stiller
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Roman
dtv Verlag | ISBN 978-3-423-28987-0
Juli 2018
Hardcover mit Schutzumschlag, 224 Seiten
www.dtv.de